Die Vorsitzende, Frau Hümpel, eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Sie verweist auf die Vertraulichkeit des nichtöffentlichen Teils der Sitzung und darauf, dass von der Sitzung Tonbandaufzeichnungen für Protokollzwecke gefertigt werden. Diese werden nach der Genehmigung der Niederschrift gelöscht. Zudem stellt sie die Stimmberechtigungen fest.
Der öffentliche Teil der Niederschrift über die Sitzung vom 24.02.2020 wird einstimmig genehmigt.
Die geheime Wahl der / des stellvertretenden Vorsitzenden wird auf Wunsch der GRÜNE-Fraktion nochmals vertagt.
Aufgrund der Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus (SARS-CoV-2) in der Freien und Hansestadt Hamburg muss die öffentliche Sitzung derzeit ohne Gäste / Zuschau-er stattfinden. Vorab sind keine Fragen zur Bürgerfragestunde eingegangen. Die Bürgerfrage-stunde entfällt somit.
Die Vorsitzende teilt mit, dass der Antrag nochmals vertagt werden solle.
Ergebnis: Die vorliegende Drucksache wird auf Wunsch des Antragsstellers vertagt.
Herr Dr. Fischer erläutert den vorliegenden Antrag. Ziel des Antrags sei es, den aktuellen Sachstand zur Umsetzung des Mobilitätskonzeptes der Universität Hamburg zu erfahren.
Herr Gottlieb befürwortet den Antrag inhaltlich. Er merkt an, dass es aus seiner Sicht aber unglücklich sei, wenn im Universitätsausschuss über einen Antrag beraten werde, der einen Bericht im Kerngebietsausschuss (KGA) fordere. Sofern im KGA vorgetragen werden solle, sollte dieser aus seiner Sicht mitentscheiden können, worüber berichtet werde. Solle der Bericht im Universitätsausschuss erfolgen, sei das Petitum entsprechend anzupassen.
Herr Fischer antwortet, dass aus seiner Sicht beide Ausschüsse betroffen seien. Er halte den Antrag daher für beschlussfähig.
Im Anschluss erfolgt eine kurze Diskussion über das weitere Vorgehen.
Herr Ehrlich schlägt vor, das Mobilitätskonzept im Universitätsausschuss unter Zuladung des Kerngebietsausschusses zu behandeln.
Die Ausschussmitglieder erklären sich mit diesem Vorgehen einverstanden. Die Tagesordnung wird zunächst fortgesetzt, in der Zwischenzeit werden die Änderungen im Petitum schriftlich festgehalten. Im Anschluss trägt Herr Ehrlich das geänderte Petitum vor:
Petitum/Beschluss:
Die Bezirksamtsleitung wird gebeten,
Ergebnis: Der Drucksache wird mit Änderungen einstimmig zugestimmt.
Herr Stephan teilt mit, dass es keine aktuellen neuen Universitätsentwicklungen gebe.
Gast: Prof. Dott. Arch. Paolo Fusi (Professor für Städtebaulichen Entwurf an der HafenCity Universität Hamburg und selbständiger Architekt)
Prof. Fusi stellt anhand einer Präsentation Überlegungen sowie innovative Szenarien zur Frage der zukünftigen Campusentwicklung vor. Ursprung der Studie sei eine wissenschaftliche Betrachtung im Rahmen des Kooperationsprojektes Campusentwicklung mit der HafenCity Universität aus dem Jahr 2015. Für die Eimsbütteler Campi „Von-Melle-Park“ und den Standort Bundesstraße gelten aufgrund ihrer innerstädtischen, zentralen Lage besondere Bedingungen, z.B. in Bezug auf die Durchmischung ihrer Gebäude. Im weiteren Verlauf habe daher eine detaillierte Analyse des Stadtcampus auf der Makro-, Meso- und Mikroebene stattgefunden.
Die akademische Welt verändere sich massiv durch immer komplexere Herausforderungen und mit ihr auch die Städte. Am Beispiel von gewachsenen, kürzlich realisierten oder sich in Planung befindlichen Projekten in New York, Chicago, Lausanne, London, Trondheim und Kopenhagen seien Entwurfsinstrumente für die Gestaltung von Architektur- und Raumtypen erarbeitet und architektonische und konzeptionelle Tendenzen ausgewertet worden. So sei die Idee des „Multiple Campus“, also einer Campuslandschaft, welche die vielseitigen Anforderungen sowohl der Hochschulmitglieder als auch der Gesellschaft berücksichtige, entstanden. Die Universität Hamburg verfüge derzeit noch nicht über ein markantes und avantgardistisches architektonisches Profil aus den fünf Standorten heraus, hier gelte es anzusetzen und so zu planen, dass alte und neue Gebäude zusammenwirken können. Der rote Faden sei dabei die »Multiplizität«, die vielseitige, kooperative und integrative Nutzungsmöglichkeit eines Hochschulterrains, verbunden mit der Entwicklung von Synergien sowie die deutliche Öffnung zur Stadt und zu ihren Bewohner/innen hin. Dies könne z.B. durch transparente, einladende Erdgeschosse; durch Campuszugänge, die die Grenzen zum Stadtteil verschwimmen ließen oder durch moderne Raumnutzungsformen, wie etwa Co-Working-Spaces, erreicht werden. Hierfür sei darüber hinaus eine Verzahnung mit Mobilitätsangeboten der Zukunft, Platz zum Arbeiten und Wohnen und zum Leben notwendig. Eine Idee sei die Entwicklung eines dynamischen „Campus-Boulevard“ in den zentralen Bereichen des Von-Melle-Park und der Bundesstraße. Bei der Planung müssten zukünftige Entwicklungen mitgedacht werden, z.B. neue Formen der Mobilität, Veränderungen durch die Digitalisierung oder die künftige Rolle von Kooperationen mit außeruniversitären Forschungsinstituten und privaten Unternehmen.
Für die Zukunftsszenarien gebe es drei grundsätzliche Strategien:
Die in die Zukunft gerichtete Vision für den Campus sei der „Zukunftscampus Eimsbüttel“, der den Von-Melle-Park und den Campus Bundesstraße als Einheit begreife, der mit dem Universitätsklinikum Eppendorf und mit der Science City Bahrenfeld zwei weitere Hochleistungsstandorte vorweisen könne und Klein Flottbek als Ergänzungsstandort einbinde. Eine lebendige, leistungsfähige und sogar exzellente Universität sei von großer Wichtigkeit, um eine adäquate Rolle in der Entwicklung der Menschheit zu erfüllen. Die vorgestellten Ideen seien hierfür nicht als abschließend zu verstehen, sondern sollen als Grundlage für weitere Diskussionen dienen.
Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortet Prof. Fusi die Fragen der Ausschussmitglieder.
Herr Dr. Fischer begrüßt den vorgestellten Ansatz. Er möchte wissen, in wie weit globale Erfordernisse, z.B. das Ziel der Nullemission, seine Arbeit beeinflussen.
Prof. Fusi antwortet, dass die Verdichtung von Ereignissen und das Management von knappen Flächenressourcen, seine Arbeit enorm beeinflussen. Ein Aspekt sei beispielsweise, dass sich z.B. eine andere Art von Mobilität entwickeln müsse. Zu überlegen sei, wie erreicht werden könne, dass die Belastungen durch den Verkehr nicht durch das gesamte Stadtgebiet führten.
Herr Gottlieb bittet um weitere Erläuterungen zum Thema Campus im Wohngebiet bzw. Wohnen auf dem Campus sowie zur Mosaik-Strategie.
Prof. Fusi erläutert das Konzept des „dynamischen Wohnens“, das innerstädtisches Leben in einer extrem differenzierten Form ermögliche. Grundsätzliche Voraussetzung für die Realisierung dieses Ziels sei eine innovative Vorstellung von Wohnraum, der klar strukturiert, minimal gestaltet und für unzählige differenzierte Einrichtungen benutzt werden kann. Flexible räumliche Trennungen seien in der Lage, den Grad der Mobilität jedes Nutzers auszudrücken. So könne ein Wechsel zwischen Tag und Nacht oder zwischen Generationen stattfinden, und eine Anpassung des Wohnraums an unterschiedliche Lebensentwürfe erfolgen. Die Räume seien in ihrer Raumeinteilung äußerst variabel und v.a. für untere und mittlere Einkommensschichten, wie Alleinerziehende mit Kindern oder sehr kinderreiche Familien vorgesehen. Außerdem seien diese Räume für eine flexible Durchmischung von Wohnen und Arbeiten geeignet.
Die Mosaik-Strategie würde grundsätzlich die Optimierung der verwendeten Bautypen in Bezug auf die einzelnen Funktionen bevorzugen. Die drei Strategien sollten aber nicht konkurrieren und sich gegenseitig ausschließen. Idealerweise sollte eine gezielte Verwendung der drei jeweiligen Strategien zu einem optimalen Gesamtergebnis führen.
Herr Dorsch lobt insbesondere die Idee der Grindelallee als Campusboulevard. Die variablen Unter- und Erdgeschosse würden seiner Ansicht nach zur Öffnung der Universität beitragen und mehr Austausch ermöglichen. Kritisch sehe er die Verquickung von universitärer Forschung und Privatunternehmen auf dem Campusgelände. Weiter führt er die historische Bedeutung des Campus an und fragt, wie erreicht werden könne, dass die Universität noch stärker in die Stadtgesellschaft hineinwurzele. Abschließend möchte er wissen, welchen Einfluss die aktuelle Corona-Situation auf die Ideen zur Gestaltung habe.
Prof. Fusi antwortet, dass es bzgl. der Beteiligung von Unternehmen verschiedene Modelle gebe, der Novartis-Campus in Basel sei bspw. ein abgeschlossener Campus. An der Universität in Lausanne hätte ein Privatunternehmen den Bau eines Gebäudes auf dem Campusgelände finanziert. Die Finanzierung könne man kritisch sehen, dennoch habe das so erbaute Gebäude sich zu einem Forum entwickelt, in welchem nach dem eigentlichen Lehrbetrieb abends Veranstaltungen und Angebote für die Öffentlichkeit stattfänden. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend benannt werden. Es werden sicher mehr Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln sein, dennoch müsse die Universität ein öffentlicher Ort – auch des Austausches – bleiben.
Frau Satzer erkundigt sich, ob bereits feststehe, welche Gebäude in Zukunft abgerissen würden und welche in jedem Fall erhalten blieben. Des Weiteren merkt sie an, dass viele Unternehmen in Corona-Zeiten festgestellt hätten, dass die ständige Präsenz der Mitarbeitenden im Büro nicht immer notwendig sei und viele Arbeiten auch aus dem Homeoffice erledigt werden könnten. Sie möchte wissen, ob dies in der Studie noch berücksichtigt werde bzw. ob kurzfristig und kostengünstig eine Nutzungsänderung der Räumlichkeiten erfolgen könne.
Prof. Fusi antwortet, dass der Erhalt der Gebäude von vielen Faktoren abhängig sei, u.a. von Denkmalschutzbestimmungen und ihrer Bausubstanz. Die vorgestellten Strategien zeichneten sich durch eine hohe Flexibilität der Nutzungsmöglichkeiten aus.
Herr Ehrlich ergänzt, dass er gute Erfahrungen mit virtuellen Lehrveranstaltungen gemacht habe und dieses Modell für zukunftsweisend halte. Es müsse darüber nachgedacht werden, ob die Universität in Zukunft noch so viele Raumkapazitäten zu Lehrzwecken benötigen werde.
Prof. Fusi antwortet, dass es Phasen gebe, in denen ein virtueller Austausch genügen könne, z.B. im Rahmen von Vorlesungen. Es gebe aber auch Veranstaltungen, in denen der persönliche Kontakt auch in Zukunft weiter wichtig bleibe. Er halte daher an der Universität als Ort des – auch persönlichen – Austausches fest. Gegebenenfalls könnten freie Raumkapazitäten künftig auch für andere Veranstaltungsformen genutzt werden und so neue Chancen eröffnen.
Herr Stephan trägt vor, dass die Universität für den Großteil der Bevölkerung ein positiv besetzter Ort der Freiheit, Wissenschaft, Forschung und Lehre sei, der die sie umgebende Stadt präge. Es habe in der Vergangenheit Diskussionen um die Verlagerung der Universität in die Hafen City gegeben. Davon sei man inzwischen abgerückt. Für die Zukunftsentwicklung der Universität gebe es nicht „die Eine“ Antwort, dies zeigten auch die verschiedenen Beispiele von internationalen Campi, die Prof. Fusi in seinem Vortrag benannt habe. Die Entwicklung eines Campus sei immer auch durch die Eigenarten des jeweiligen Ortes geprägt und sei ein Spiegelbild seiner Zeit. Der Philosophenturm würde nach heutigen Planungen wahrscheinlich nicht mehr in der Form realisiert werden, in der damaligen Zeit, sei er aber genau die richtige Entscheidung gewesen. Gleiches gelte auch für das Audimax. Das Bezirksamt und die jeweils zuständigen Fachbehörden befinden sich in ständigem Austausch mit Vertretenden der Universität Hamburg zur Zukunft des Campus. Gemeinsam versuche man den Anliegen aller Beteiligten gerecht zu werden und die bestmöglichen Antworten unter Berücksichtigung der aktuellen Erfordernisse und Bedürfnisse zu finden.
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