Umgestaltung der Lindenallee: Fußverkehrsförderung und Grünzugentwicklung
Die Lindenallee ist eine Bezirksstraße im westlichen Schanzenviertel („Belleallianceviertel“), die im Süden als Stichstraße zu der Amandastraße und dem Lindenpark beginnt, die Bellealliancestraße quert und im Norden in einem Wendeplatz endet. In ihrer derzeitigen Gestaltung entspricht sie nicht den heutigen Bedürfnissen an Straßenraum in einem sehr dicht besiedelten Viertel. Ursprünglich war die Achse Lindenallee/ Bartelsstraße eine durchgängige, wichtige Verbindung zwischen Eimsbüttel und Schanzenviertel mit eigener Straßenbahnlinie.
Heute wirkt die Straße ungeordnet und abweisend. Der mittlere Teil (zwischen Amandastraße und Bellealliancestraße) wurde vor Jahrzehnten als verkehrsberuhigter Bereich („Spielstraße“) angelegt. Durch regelwidrigen, ruhenden Verkehr wird der Straßenraum hier, aber auch in der restlichen Lindenallee, den Bedürfnissen von Kindern und gleichberechtigtem Fußverkehr jedoch nicht gerecht. Auch der Abschnitt nördlich der Bellealliancestraße ist durch massives und ungeordnetes (Dauer-)Parken von Autos geprägt, das für Fußgängerinnen und -gänger das Fortbewegen auf den entsprechenden Wegen stark einschränkt. Zudem ist sie stark versiegelt, weist einen verhältnismäßig geringen Baumbestand auf und läuft laut Hamburger Klimagutachten Gefahr, bis 2050 eine Vervielfachung sogenannter Tropennächte zu erfahren, in denen die Temperatur nicht unter 20° C sinkt. Gleichzeitig besteht die Gefahr einer Entwässerungsproblematik bei künftig zunehmenden Starkregenereignissen. Damit ist dringend eine Überplanung notwendig.
Als relevanter Straßenzug in einem dicht besiedelten Wohnviertel bietet es sich an, die Lindenallee in Gänze zu überplanen, sodass der Fußverkehr gefördert und die Aufenthaltsqualität gestärkt wird. Durch eine konzeptionelle Einbindung der Straße gelingt mit einem „Straßenpark Lindenallee“ darüber hinaus eine sinnvolle Anbindung nach Norden und Süden. Mit einer Fußgängerampel über die Fruchtallee zur Meißnerstraße kann eine Verbindung zwischen Kaifu-Grünzug, Wehbers Park und der Lindenallee geschaffen werden, die nicht nur die Grünbereiche nördlich und südlich der Fruchtallee verknüpft, sondern auch eine potentiell attraktive Grünachse für den Fußverkehr als Verbindung zwischen Eimsbüttel und Schanzenviertel schafft. Durch eine Koordination mit bestehenden Lichtsignalanlagen (LSA) entlang der Fruchtallee können Auswirkungen auf den Kraftverkehr geringgehalten werden, zumal bereits gegenwärtig ausreichend große Zeitlücken bestehen, die von Fußgängerinnen und -gängern genutzt werden, um die Fruchtallee informell zu queren.
Die ehemalige Bedeutung der Lindenallee als überörtliche Verbindung zwischen den Stadtteilen wird so auf zeitgemäße Weise wieder etabliert.
Die Bezirksamtsleitung wird gebeten, eine Planung für eine konzeptionelle Umgestaltung der Lindenallee in Auftrag zu geben, die vor allem die Fußverkehrsförderung berücksichtigt. Die Straße soll in Abhängigkeit ihrer Abschnitte umgestaltet werden.
Folgende kurz- bis mittelfristige Maßnahmen sind vorzunehmen:
‒ Im Abschnitt zwischen Amandastraße und Bellealliancestraße soll der ursprüngliche Gedanke verkehrsberuhigter Bereiche („Spielstraßen“) durch eine Umgestaltung des Straßenraums in zeitgemäßer Weise wiederhergestellt werden. Hierfür ist der ruhende Verkehr neu zu ordnen, sodass Freiräume für spielende Kinder und ein Begegnungsort für alle Menschen entstehen.
‒ Der Abschnitt nördlich der Bellealliancestraße muss grundsätzlich neu gedacht werden. Hier soll eine Art Straßenpark entstehen. Das heute dominierende Gehwegparken soll verhindert, Stellplätze reduziert, Längs- statt Querparken eingeführt und Gehwege durch diese Maßnahme verbreitert werden, wodurch Flächen für nachbarschaftliches Leben entstehen. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, sind Baumpflanzungen durchzuführen sowie Bänke und Fahrradständer aufzustellen. Mithilfe neu anzulegender vorgezogener Seitenräume soll das Queren der Straße für den Fußverkehr erleichtert werden.
‒ Um den Abschnitt nördlich der Bellealliancestraße für die Folgen der Klimakrise zu wappnen, soll zudem geprüft werden, inwiefern eine Entkopplung der Straßenentwässerung in Frage kommt, um eine Realisierung durch Hamburg Wasser zu ermöglichen.
‒ Unabhängig davon kann es sinnvoll sein, Niederschlagswasser lokal zu speichern und es bei Bedarf zur Bewässerung neu angelegter, sogenannter Baum-Rigolen sowie möglicher weiterer Elemente der Klimaanpassung zu nutzen. Als Beispiel seien hier sogenannte Verdunstungsbeete genannt, die bereits in Paris zum Einsatz kommen, um dem Hitzeinseleffekt entgegenzuwirken.
‒ Die den Grünzug zerschneidende Wirkung der Amandastraße soll verringert werden, indem mindestens die Nutzbreite, Gehwegqualität und Einsehbarkeit der bestehenden östlichen Querung verbessert und eine weitere Querungsmöglichkeit am westlichen Ende des Parks geschaffen wird (nahe Hausnr. 66). Es soll zudem eine Variante ausgearbeitet werden, bei der die Parkbereiche deutlicher zusammenwachsen als lediglich durch die vorgeschlagene Verbesserung der Querungsmöglichkeit.
‒ Um einen konsistenten Eindruck eines Grünzugs zu erzielen, sind Landschaftsarchitekten hinzuzuziehen.
‒ Es soll geprüft werden, für welche Fördermittel zur Aufwertung des Öffentlichen Raums, Klimaanpassung oder zum innovativen Straßenraumentwurf die Maßnahme in Betracht kommt.
Langfristig sollen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
‒ Das Autohaus-Gelände Volkswagen Automobile Hamburg in der Fruchtallee 29 ist mit dem eingeschossigen Bau aus den 90er Jahren an dieser Stelle hinsichtlich der effizienten Nutzung der Baufläche und mit der vorliegenden Nutzung nicht mehr zeitgemäß. Es soll geprüft werden, inwiefern eine (perspektivische) mehrgeschossige Neubebauung gemäß dem Magistralenkonzept möglich ist, die dann städtebaulich die Verbindung über die Fruchtallee stärken und dem heute eher unattraktiven Ort an der Fruchtallee eine neue Präsenz geben kann. Weiter ist zu eruieren, ob der schmale Fußweg zwischen dem Wendeplatz in der Lindenallee und der Fruchtallee verbreitert und so ausgestaltet werden kann, dass er der Bedeutung der Wegeverbindung gerecht würde.
Des Weiteren wird die Vorsitzende der Bezirksversammlung gebeten, sich bei der zuständigen Fachbehörde für Folgendes einzusetzen:
‒ Um die Grünzugentwicklung im Eimsbütteler Kerngebiet zu stärken, ist das nördliche Ende der Lindenallee über die Fruchtallee hinweg mit dem Kaifu-Grünzug zu verbinden. Dazu soll eine neue LSA als Querung für Fuß- und Radverkehr im Bereich der Einmündung der Vereinsstraße (zwischen den Kreuzungen Eppendorfer Weg/Fruchtallee und Weidenallee/Fruchtallee) eingerichtet werden. Diese soll an den bereits vorhandenen Fußweg zwischen der Ecke Fruchtallee/Vereinsstraße und dem nördlichen Wendehammer der Lindenallee anschließen (siehe hierzu auch Drs. 21-0238).
‒ Die LSA am südlichen Ende des Lindenparks über die Altonaer Straße soll um ca. 30 Meter versetzt werden, sodass sie nicht mehr in Höhe der Vereinsstraße, sondern in Verlängerung der Lindenallee liegt und die neue Achse stärkt.
Die Planungen sind im Kerngebietsausschuss vorzustellen.
Miriam Putz, Kathrin Warnecke, Falk Schmidt-Tobler und GRÜNE-Fraktion
Thomas Thomsen, Sascha Greshake, Jutta Höflich und CDU-Fraktion
keine