Überplanung des Eidelstedter Zentrums Drs. 21-1937 und 21-3885 Beschluss der BV vom 29.04.2021 und vom 01.06.2023
Referentenanfrage des Regionalausschusses Stellingen-Eidelstedt (RaSE) für eine der nächsten Sitzungen.
Sachverhalt:
Vor knapp eineinhalb Jahren ist das Eidelstedt Center nach 18-monatiger Umbauzeit wiedereröffnet worden. Mit dem Umbau war die Hoffnung verbunden, dass damit eine Belebung und Attraktivitätssteigerung des Zentrums von Eidelstedt einhergehen würden, von dem auch die anliegenden Geschäfte und Einrichtungen im unmittelbaren Umfeld profitieren werden.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme fällt leider ernüchternd aus: Etablierte Geschäfte sind nicht in das neu gestaltete Center zurückgekehrt, es herrscht umfangreicher Leerstand und es wirkt verglichen mit anderen Centern steril und wenig einladend. Auch die gewünschte Belebung des Zentrums hat nicht stattgefunden. Bislang konnte auch auf Grund fehlender zu kleiner Ladenflächen kein Magnet gefunden werden. Gastronomiebetriebe sind verschwunden, es herrscht vermehrt auch dort Leerstand in Ladenlokalen. Ein Branchenmix ist nur bedingt vorhanden. Prägend für das unmittelbare Wohnumfeld sind eher Geschäfte wie Wettbüros, Ein-Euro-Shops oder Nischenläden.
Dafür wird das Eidelstedter Bürgerhaus in den nächsten Jahren komplett neugestaltet und steht im krassen Widerspruch zu seiner Umgebung. Dies bietet dennoch die Chance, eine Trendwende einzuleiten. Die Wendestelle der 1978 abgeschafften Straßenbahn wird heute als Bushaltepunkt verschiedenster Linien genutzt, sorgt jedoch auf Grund der Verkehrsführung im Zusammenhang mit den umgebenden Straßen Pinneberger Chaussee, Holsteiner Chaussee, Lohkampstraße und Ekenknick für ein tägliches Verkehrschaos mit regelmäßigen Staus für PKW und Busse, eine unklare Führung von Fahrradwegen und gefährliche, unübersichtliche und unattraktive Gehwege für Fußgängerinnen und Fußgänger. In einigen Jahren wird das Zentrum an die S-Bahnlinie angebunden und somit verkehrlich attraktiv versorgt. Hinsichtlich der Nordseite des Bahnhofes hat es dort umfangreiche und attraktive Entwicklungen im Wohnungsbau gegeben, die der oben beschriebenen Entwicklung im Nahversorgungsbereich komplett entgegenstehen.
Auch entstehen in Eidelstedt derzeit und in naher Zukunft mehrere Hundert Wohnungen für mehr als 2.000 Menschen, was erhöhte Anforderungen an die Nahversorgung und auch die Verkehrsführung stellt. Eine Ausweitung und attraktive Ausgestaltung des Angebots sind zwingend anzustreben. Daher erscheint es dringend geboten, den gesamten Bereich des Zentrums Eidelstedt komplett zu überplanen, damit dieser den Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gerecht werden kann und eine attraktive und funktionale Form erhält. Wichtig ist, dass sich bei der Entwicklung des Eidelstedter Zentrums die Bevölkerung beteiligen kann und ihre
Wünsche als unmittelbar betroffene Gruppe einfließen lässt. Dafür muss vorgeschaltet bzw. parallel ein Bürgerbeteiligungsverfahren etabliert werden.
Beschluss:
1. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, eine Referentin oder einen Referenten des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) in den RASE unter Zuladung des Ausschusses für Mobilität (AM) einzuladen, um deren Vorstellungen für eine bessere Anbindung des Busnetzes an den künftigen S-Bahnhof Eidelstedt-Zentrum darzulegen.
Stellungnahme BVM:
Durch Beschluss der Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau wurde Eidelstedt-Mitte am 03. März 2016 als Fördergebiet im Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) mit einer Gebietslaufzeit bis Ende 2023 festgelegt. Für den Gebietsentwicklungsprozess wurde im Jahr 2017 auf Grundlage einer Problem- und Potenzialanalyse ein Integriertes Entwicklungskonzept (IEK) erarbeitet. Das IEK wurde 2020 bilanziert und fortgeschrieben. Zudem wurde 2020 ein Mobilitätskonzept für den gesamten Stadtteil Eidelstedt veröffentlicht. Im Rahmen dieser Analysen und Planwerke sind die Bedarfe und Überlegungen zur Weiterentwicklung des Busverkehrs eingeflossen. Seither gibt es keinen neuen Sachstand zur zukünftigen Anbindung des neuen S-Bahnhofs Eidelstedt Zentrum an das Busnetz. Vor diesem Hintergrund nimmt der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) Abstand von der Entsendung einer Referentin oder eines Referenten.
Darüber hinaus soll in Abstimmung mit dem HVV im Folgenden auf einige im Beschluss aufgeführte Argumente und Forderungen eingegangen werden:
Zunächst ist hervorzuheben, dass nach unserer Einschätzung nicht – wie dargestellt – die Busanlage Eidelstedter Platz die Ursache für die unbefriedigenden Verkehrsverhältnisse ist. Vielmehr führt die hohe allgemeine Verkehrsbelastung der zuführenden Straßen in Verbindung mit häufigem Ausweichverkehr von den Autobahnen A7 und A23 zu einer kritischen Verkehrsbelastung. Insbesondere für den Bereich Elbgaustraße/Kieler Straße/Eidelstedter Dorfstraße stünde auch bei Verzicht auf die Businfrastruktur keine ausreichende Fläche für die Herstellung eines auch zur Aufnahme von Autobahn-Ausweichverkehren dimensionierten Knotenpunkts zur Verfügung.
Hinsichtlich der zukünftigen städtebaulichen Gestaltung des Eidelstedter Platzes unterstützen HVV und Verkehrsunternehmen grundsätzlich die im IEK und im Mobilitätskonzept aufgezeigten Planungen, die aktuell als Busanlage genutzte Fläche in Teilen einer zukünftigen städtebaulichen Entwicklung zuzuführen. In diesem Zusammenhang wird jedoch auf Folgendes hingewiesen: Der östliche Eingang des Eidelstedt Centers befindet sich in ca. 400 Meter Entfernung zu den Haltestellen des künftigen S-Bahnhofs Eidelstedt Zentrum. Zu den westlichen Bereichen des Eidelstedter Zentrums (z.B. zum Bürgerhaus) sind entsprechend längere Fußwege zurückzulegen. Auch der Bereich der nördlichen Kieler Straße ist aufgrund der noch immer nur stadtauswärts vorhandenen Haltestelle Mühlenauweg bereits heute ungenügend durch den ÖPNV erschlossen. Es muss daher bezweifelt werden, dass ein Zugangsweg von 400 Metern (zurück mit schweren Einkaufstaschen) zum nächsten ÖPNV-Halt der Zielsetzung einer nachhaltigen Belebung des Eidelstedt Centers oder der Mobilitätswende dienen kann. Vielmehr muss eine ausreichend und zukunftsfähig dimensionierte Bushaltestelle in diesem Bereich zwingend erhalten bleiben.
Darüber hinaus ist es notwendig, dass die am Eidelstedter Platz vorhandenen Warteplätze für Busse einschließlich zusätzlicher Bedarfe für zukünftige Entwicklungen im Rahmen des Hamburg-Takts aus allen Richtungen nutzbar am Standort des neuen S-Bahnhofs Eidelstedt Zentrum geschaffen werden. Damit können derzeit an der Busanlage Eidelstedter Platz endende und beginnende Fahrten künftig zum neuen S-Bahnhof Eidelstedt Zentrum geführt werden. Zusätzlich sind auch zukünftig im Bereich des Eidelstedter Platzes separate Busspuren vorzusehen, um die Pünktlichkeit und Verlässlichkeit des Busverkehrs bei der teils kritischen Verkehrsbelastung in diesem Bereich weiter zu gewährleisten.
Ebenfalls in die o.g. Planwerke übernommen wurde die Überlegung, die derzeit über die Holsteiner Chaussee geführten Linien auf einer separaten Trasse direkt in den Bereich Nebenbahnstraße/Up n‘ Hornack und zum neuen S-Bahnhof Eidelstedt Zentrum zu führen, sodass dieser künftig an Bedeutung gewinnende Verknüpfungspunkt auch von diesen Linien direkt und rückstaufrei bedient werden kann.
Weiterhin ist zu beachten, dass eine Überplanung so dimensioniert ist, dass zusätzliche Kapazitäten für Linienerweiterungen im Rahmen des Hamburg Takts erfolgen können.
Weiterhin mit möglichst ortsnah zum Eidelstedter Zentrum gelegenen Haltestellen zu berücksichtigen sind die Fahrbeziehungen der Stadtbuslinie 181 aus der Straße Rungwisch in die Pinneberger Chaussee und der Stadtbuslinie 392 aus der Kieler Straße in die Elbgaustraße. Dieser Fahrbeziehung kommt künftig im Rahmen des Hamburg-Takts eine größere Bedeutung zu.
2. Sollte es seitens des Bezirksamtes bereits Pläne für eine Überplanung des Eidelstedter Zentrums geben, wird der Bezirksamtsleiter gebeten, den zuständigen Ausschüssen diese Pläne bzw. der aktuelle Stand der Planungen kurzfristig vorzustellen.
3. Abhängig von den Ergebnissen (insbesondere zu 1.) wird der Bezirksamtsleiter aufgefordert, eine grundlegende Prüfung der aktuellen Bestandssituation im Eidelstedter Zentrum und der umliegenden Straßen vorzunehmen und Ansätze für eine grundlegende Überplanung des Verkehrsraumes vorzulegen.
Hierzu soll ein Vorschlag für ein Beteiligungsverfahren erarbeitet und im Regionalausschuss Stellingen-Eidelstedt (RASE) vorgestellt werden. Die Eidelstedter Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibenden und Grundeigentümer sollen im Rahmen einer öffentlichen Diskussion beteiligt werden.
4. Als Arbeitsannahme zu 3. sollen folgende Aspekte und Ansätze beachtet werden, die Zielvorgabe soll nach den Vorstellung zu 1 und 2 und insbesondere der Bürgerbeteiligung erfolgen:
a. Örtliche Zusammenführung des Bushaltepunktes Eidelstedter Platz und der AKN-Haltestelle Eidelstedt-Zentrum.
b. Um- und Rückbau des bestehenden Bushaltepunktes.
c. Schaffung neuer Straßenführungen und ggf. Sperrungen im Bereich der Lohkampstraße, Pinneberger Chaussee, Ekenknick, Lohwurt.
d. Erhöhung der Mobilität und Verkehrssicherheit mit dem Fokus auf fahrradfahrende und zu Fuß gehende Personen.
e. Städtebaulich gewünschte Anpassungen im Bereich der Bestandsgebäude, um die verkehrliche Situation zu entlasten und neue Wegeverbindungen zu schaffen.
f. Eine attraktive städtebauliche Gestaltung für den Eidelstedter Platz und dessen Umfeld und die Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Eidelstedter Zentrum.
5. Darüber hinaus wird der Vorsitzende der Bezirksversammlung aufgefordert, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende zu bitten, in den für sie relevanten Bereichen die Bezirksverwaltung bei der Prüfung zu unterstützen.
:
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
keine