Referentenanforderung Dunkelziffer e.V.
Der Verein Dunkelziffer e.V. wurde 1993 in Hamburg gegründet. Seinerzeit war sexuelle Gewalt durchaus ein absolutes Tabuthema, ein Randthema der Gesellschaft ist es bis heute. Seitdem ist durchaus viel erreicht worden. Kinderpornografie wurde unter Strafe gestellt, die Verjährungsfristen wurden heraufgesetzt, ein staatlicher unabhängiger Beauftragter eingesetzt, Kinderschutzkonzepte eingeführt. Tatsache ist aber bis heute, dass ein Kind bis zu sieben Erwachsene ansprechen muss, um Gehör und Hilfe zu finden.
Hier hat der Verein Dunkelziffer e.V. viel geleistet. Alle Angebote von Dunkelziffer richten sich an Kinder und Jugendliche, die von sexueller Gewalt betroffen oder bedroht sind, an deren Eltern und/oder Erziehungsberechtigte sowie an pädagogische Fachkräfte und an alle Menschen aus Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und in sozialen Institutionen tätig sind.
Seit 25 Jahren ist Dunkelziffer eine der ganz wenigen Einrichtungen in Deutschland, die von staatlicher Förderung und politischen Einflüssen unabhängig arbeitet. Daher ist sie eine unabhängige Instanz, wenn es um die Frage der sexuellen Gewalt gegenüber Kindern und Jungerwachsenen geht.
Aus unserer Sicht sollte sich die Frage stellen, ob die Corona-Pandemie zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt und somit auch zu möglichen Fällen von sexueller Gewalt gegenüber Kindern geführt hat bzw. führen kann. Bei der Polizei gehen aktuell zwar nicht mehr Hinweise auf Gewalt und Missbrauch in der Familie ein als sonst, laut der Aussage des BKA ist jedoch bei den Zahlen zu äußerster Vorsicht zu raten. Das Dunkelfeld sei sehr groß. Durchaus könne die aufgrund der Corona-Auflagen verstärkte häusliche Isolation zu mehr Fällen von familiären Konflikten führen. Viele Familien lebten in einer Ausnahmesituation und hätten mitunter existenzielle Sorgen. Zugleich seien Kinder im Moment weniger in Kontakt mit Erziehern, Lehrern und Kinderärzten, die Sozialkontrolle sinke.
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Willhelm Rörig, befürchtet in der aktuellen Situation eine weitere Zunahme der Gewalt. Weil viele Kontakte zu Vertrauenspersonen fehlten, seien die Gefahren für Kinder größer.
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