Planungen für die Förderung von Kindern und Jugendlichen während und nach der Pandemie
Viele Kinder und Jugendliche leiden verstärkt unter den durch die Corona-Pandemie notwendig gewordenen Einschränkungen in ihrem Alltag. Die veränderten Belastungen haben zwar bei manchen Kindern und Jugendlichen und deren Eltern Ressourcen aktiviert und sie motiviert, kreativ neue Wege zu beschreiten, doch scheinen viele nur schwer mit den Herausforderungen zurecht zu kommen.
Neben dem Problem, dass es auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie noch immer keine flächendeckenden Konzepte für die pandemiebedingt oftmals digital unterstützte Beschulung aller Kinder und Jugendlichen gibt, die faire Bildungschancen garantieren können, führen insbesondere die Kontaktbeschränkungen bei Kindern und Jugendlichen zu Entwicklungsproblemen. Zumal wenn sie noch verbunden sind mit Stress und Konflikten in der Familie, weil Eltern den Anforderungen von Homeoffice und Homeschooling nicht gewachsen sind. Schon jetzt machen sich Entwicklungsstörungen bemerkbar. Diese werden sich aber im Verlauf der nächsten Monate und Jahre zu größeren Problemen auswachsen, wenn nicht rechtzeitig und qualifiziert für Abhilfe gesorgt wird.
Online-Befragungen (z.B. Online-Befragung des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten im Zeitraum von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 mit Daten von mehr als 10.000 Kindern und Jugendlichen) und Studien (z.B. COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mit über 1.000 Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren und mehr als 1.500 Eltern) zeichnen ein alarmierendes Bild von den Belastungen in der Corona-Pandemie: Viele Kinder und Jugendliche haben verstärkt Ängste, sie befassen sich vermehrt mit dem Thema Tod, sind zunehmend Spannungen im häuslichen Umfeld durch Mehrfachbelastungen der Eltern ausgesetzt und erleben häufiger als zuvor häusliche Gewalt. Leistungsabfall und Versagensängste, starke Gewichtszunahme oder -abnahme und der Wegfall stärkender Ressourcen wie Sozialkontakten zu Gleichaltrigen, Musik oder Sport im Verein aber auch von Angeboten der Jugendhilfe führen zu massiven psychosozialen Beeinträchtigungen bis hin zu psychischen Störungen.
Die sozialen und emotionalen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen bei der weiteren Planung von Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie einbezogen werden. Nicht nur für die jetzige Zeit, sondern auch für die Zeit nach dem Lockdown müssen unterstützende Angebote vorbereitet und beschlossen werden. Hierfür wollen wir Ihnen selbst eine Stimme geben.
Kinder und Jugendlichen müssen – jenseits von schulischen Leistungsansprüchen – gefördert werden, damit sie wieder vom Sofa und von den Bildschirmen wegkommen. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft zu erleben. Denkbar sind hier z.B. Patenschaftsprojekte von Kindern und Jugendlichen mit Studierenden (zum gemeinsamen Lernen, aber auch zum Sprechen über die eigene Situation); Kunst-, Musik-, Film- und Theaterprojekte mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern; Bewegungsangebote unter freiem Himmel usw.
Ziel dieses Runden Tisches soll sein: Gemeinsam nach Lösungen zu suchen dafür, wie Kinder und Jugendliche gezielt und schon kurzfristig während des womöglich weiter andauernden Lockdowns, aber auch im Anschluss an die Pandemie, besser unterstützt werden können.
Gabriela Küll, Kathrin Warnecke, Rita Wolf und GRÜNE-Fraktion
Christian Könecke, Philipp Heißner, Andreas Birnbaum und CDU-Fraktion
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