Hamburger Kolonialgeschichte aufarbeiten - auch in Eimsbüttel
Vom späten 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte das Deutsche Reich zu den größten Kolonialmächten der Welt. Als Hansestadt mit langer Handelstradition profitierte die Freie und Hansestadt Hamburg in besonderer Weise durch den Kolonialismus. Der wirtschaftliche Aufstieg und heutige Reichtum Hamburgs beruhen somit teilweise auf der Ausbeutung früherer Kolonien und deren indigener Bevölkerung sowie der Zerstörung ihrer Kultur.
Der Kolonialismus hat bis heute Spuren in der Deutschen Kultur und im gesamtgesellschaftlichen Denken hinterlassen und diese geprägt. So ist ein umfassender Diskurs zum Thema Rassismus und Xenophobie und deren Ursprünge nicht ohne die Einbeziehung der Kolonialepoche sowie deren Folgen möglich.
Mit der Universität Hamburg, die aus dem 1908 gegründeten Kolonialinstitut hervorgegangen ist, befindet sich in Eimsbüttel eine Einrichtung mit kolonialem Erbe. Die Entwicklung der Universität als größte Wissenschaftsinstitution Hamburgs ist eng verbunden mit dem sie umgebenden Stadtteil Rotherbaum sowie dem gesamten Bezirk. Die Uni prägt Eimsbüttel bis heute politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte ist die Universität jedoch zugleich mit der Kolonialepoche und der Verankerung des Kolonialismus in Hamburg verbunden. Aus diesem Grund ist sie ihrer eigenen Geschichte und dem kritischen Umgang mit dieser verpflichtet.
Seit 2014 gibt es mit der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung“ an der Universität eine wissenschaftliche Basis zur Aufarbeitung des deutschen und hamburgischen Kolonialismus.
Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke um die Entsendung eines Vertreters/einer Vertreterin der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ an der Universität Hamburg in den Ausschuss für Haushalt, Kultur und Sport zu bitten, um über den Stand der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte insbesondere im Hinblick auf den Bezirk Eimsbüttel sowie die Entwicklung der Universität zu berichten sowie mögliche Anknüpfungspunkte für die Erinnerungskultur in Eimsbüttel zu erörtern.
Armita Kazemi und SPD-Fraktion
keine