21-4432

Ein Stadtteilzentrum für Lokstedt

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
19.02.2024
05.02.2024
Ö 16.2
05.02.2024
Sachverhalt

Neuere Geschäftsentwicklungen in der Grelckstraße und Umgebung weisen auf das große Potential eines Stadtteilzentrums Lokstedt hin. So kamen trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen und im Unterschied zu einigen anderen Stadt(teil)zentren in den letzten Jahren einige neue Gastronomiebetriebe und Gewerbetreibende in die Straße: nach dem nicht mehr wegzudenkenden Hofcafé ein sehr beliebter Eisladen (der gerade in eine größere und länger nutzbare Fläche umgezogen ist), eine Kindermodelagentur, eine kleine Kunstschule, demnächst ein weiteres Eiscafé, jüngst ein neuer Tapas-Laden/Taperie, ein Nagelstudio und etwas weiter ein Secondhand-Laden, im Sommer ein Erdbeerstand, im Winter kreativer Weihnachtsmarkt, wöchentlich eine Fahrradreparatur-Station; die großen Lebensmittelhändler an den beiden Enden der Straße haben ihre Ladenflächen jüngst vergrößert.

Lokstedter*innen kommen offenbar gern in ihr Zentrum und sie gestalten dieses mit, bspw. durch aufgewertete Grünbeete, Kunst-Aktionen, Informationen über die Bäume der Straße, die Installation eines Defibrilators auf Initiative von Schüler*innen des Corvey-Gymnasiums und mit der Anwerbung des Erdbeerstandes sowie der mobilen Fahrradreparaturstation. Insbesondere das anfangs umstrittene, vom Stadtteil mitgebaute Parklet am Lokstedter Marktplatz (LOMA) ist zum beliebten Treffpunkt geworden, v.a. mit Gastronomie/Eisladen, an den Markttagen, wenn die Fahrradreparatur vor Ort ist oder zu Veranstaltungen. Die neue Tapas-Bar entschied sich ngst zusammen mit dem Vermieter, die Pflegschaft für das Parklet zu übernehmen. Eine Initiative von Gewerbetreibenden und Marktbeschicker*innen bot freies WLAN rund um den LOMA an und plant dort ein öffentliches Lokstedt-Dinner.

In Zukunft könnte beim Blick auf weitere lokale Entwicklungen die Attraktivität des Zentrums weiter anwachsen: In einigen Jahren soll am Behrmannplatz nicht nur die U5 halten, sondern auch ein neues Wohngebiet entstehen, nicht viel weiter ist eine Campus-Schule mit ca. 1.500 Schüler*innen geplant. Lokstedt wächst weiter, insbesondere im nördlichen Teil. Ein Grünzug Lokstedt-Nord, mit Ausgangspunkt durch die Grelckstraße entsteht.

Der Bezirk hat sich mit seinem 2018 verabschiedeten umlichen Leitbild die „Entwicklung der Stadtteilzentren“ auf die Fahne geschrieben. Während die Aufenthaltsqualität in den Zentren der anderen Eims­tteler Stadtteile in den letzten Jahren gestärkt wurde und weiter gestärkt werden soll (bspw. Eidelstedter Zentrum/steedt, RISE-Programm Frohmestraße, Tibarg/Bebauungsplan 73, Neue Mitte Stellingen), hat Lokstedt trotz seines enormen Bevölke­rungswachstums einen großen Nachholbedarf. Die jüngste Bezirksentwicklungsplanung hält fest, es werde „nftig noch wichtiger werden, lokalen Handel und Gastronomie zu stärken, Akteure vor Ort zusammenzubringen und die Zentren zu multifunktionalen Orten und Treff­punkten für die Menschen weiterzuentwickeln. Im Integrierten Klimaschutzkonzept Eimsbüttel sind „klimafreundliche Zentren und Handel“ ebenso eine wichtige Maßnahme wie die Stadt der kurzen Wege. Jüngst hat das Bezirksamt die Grelckstraße in das bezirkliche Straßenbauprogramm aufgenommen.

Vor diesem Hintergrund hat die Bezirkspolitik in den letzten Jahren verschiedene Mnahmen zur Unterstützung der Lokstedter Zentrenentwicklung und dazu passende Betei­ligungsformate beschlossen. So initiierte sie eine qualifizierte Verkehrszählung (2021), aus der hervorgeht, dass der weit überwiegende Kfz-Verkehr Durch­gangsverkehr ist, also nicht zum Einkaufen oder Essengehen in die Straße hinein-, son­dern durch sie hindurchfährt. Entsprechend werden die Parkplätze der Straße sehr überwiegend nicht temporär z.B. für Einkauf genutzt, sondern längerfristig (nur auf 23 % der Parkplätze finden mehr als drei Wechsel, nur auf einem Sechstel mehr als zwei Wechsel am Tag statt).

Die Auswertungen des nicht zu Ende geführten Verkehrslabors (2021/22) und des Runden Tisches (2019) ergaben, dass die derzeitige Aufenthaltsqualität und die verkehrliche Situation als deutlich verbesserungswürdig eingeschätzt werden. Wie in den letzten Jahrzehnten bleibt also der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität und weniger Verkehr groß. r Anwohner*innen und Passant*innen steigerten sich laut Umfragen zum Verkehrslabor durch die erprobten Arten der Verkehrsberuhigung sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die verkehrliche Situation und das, obwohl die Maßnahmen in der kalten Jahreszeit und unter ungünstigen Bedingungen (u.a. Corona) stattfanden. Die schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen (Fuß- und Radverkehr) hlten sich durch die Verkehrsberuhigung sicherer, sie hatten mehr Platz und gerieten weniger in Konflikt; Passant*innen sagten aus, dass die Verkehrsberuhigung neue Zielgruppen wie etwa Familien anzieht. Die Gewerbetreibenden hingehen lehnten laut Umfrage die Umsetzung der beiden konkreten verkehrsberuhigenden Maßnahmen Durchfahrtssperre und Einbahn­straße mehrheitlich deutlich ab.[1] Dieses Votum soll für die weitere Entwicklung eines lebendi­gen Stadtteilzentrums ernst genommen werden. Gewerbetreibende sind besonders wichtige Akteure der Grelckstraße als Stadtteilzentrum und sollen in Zukunft noch besser unterstützt werden.

Vor diesem Hintergrund schlägt die Bezirkspolitik folgenden Kompromiss vor: Die Grelckstraße soll insbesondere im zentralen Bereich aufgewertet werden, so dass sich noch mehr Menschen gerne in ihr aufhalten, konsumieren und/oder einkaufen gehen. Das lokale Gewerbe soll durch geeignete Maßnahmen und Mitgestaltungsmöglichkeiten unterstützt werden. Vor der Grelck­straße 11 soll der Lokstedter Marktplatz als Stadtteil-Treffpunkt verstetigt und aufgewertet werden. Durchgangsverkehr soll weiter möglich bleiben, aber aus Gründen der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmer*innen abgebremst und reduziert werden.

 

Petitum/Beschluss

 

 

Beschluss:

Die Bezirkspolitik unterstützt den Wunsch nach einem eigenen Stadtteilzentrum für Lokstedt in der Grelckstraße und begrüßt die verschiedenen örtlichen Initiativen zur Aufwertung der Straße. Die Aufnahme der Grelckstraße in das bezirkliche Straßenbauprogramm (Maßnahmenspeicher) wird ausdrücklich unterstützt.

  1. Die Bezirksamtsleiterin wird gebeten, für die Planung und Umsetzung der Maßnahme Grelckstraße im bezirklichen Straßenbauprogramm und zur Stärkung des Stadtteil­zentrums das jeweils zuständige Fachamt darum zu bitten,
  1. bei der Umgestaltung die Gehwege so zu verbreitern, dass ein gutes Passieren auch mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen möglich ist; Stolperstellen, insbesondere an den Beeten sollen entfernt und Sitzmöglichkeiten geschaffen werden, die auch von Menschen mit Beeinträchtigungen genutzt werden können;
  2. die Gewerbetreibenden mitsamt den Marktbeschicker*innenin die Gestaltung der Außenflächen einzubeziehen und bessere Möglichkeiten für Angebote im Freien wie Außengastronomie oder Fahrrad-Abstellmöglichkeiten für JobRad oder Kund*innen zu schaffen, bei Bedarf auch über die Sondernutzung von öffentlichen Flächen;
  3. den Lokstedter Marktplatz (LOMA, vor Grelckstraße 11) als Stadtteil-Treffpunkt zu ver­stetigen und mit geeigneten Maßnahmen aufzuwerten. Dazu gehören Sitz- und Spiel­glichkeiten, Raum für kleine öffentliche Veranstaltungen sowie die räumliche Ein­beziehung der umliegenden Grünbereiche; die Einrichtung einer öffentlichen Wasser­ule soll geprüft werden;
  4. zur Aufwertung und zur Gewährleistung der Sicherheit soll der fahrende Verkehr auf der Straßenfläche vor dem LOMA durch geeignete Maßnahmen in Abstimmung mit dem zuständigen Polizeikommissariat möglichst auf Schrittgeschwindigkeit abge­bremst werden; die Installation versenkbarer Poller im Falle von Veranstaltungen auf beiden Seiten des LOMA soll geprüft werden;
  5. r den gesamten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich sollen Maßnahmen umge­setzt werden, um für die Sicherheit aller die Geschwindigkeit möglichst niedrig zu halten;
  6. bei etwaigen Neubauten sollen Verschiebungen der Baugrenzen von den Bäumen bzw. der Straße weg ermöglicht werden, um den Baumbestand zu schützen und mehr öffentlich zugängliche Fläche zu schaffen (vgl. Drs. 21-3945);
  7. mit den Gewerbetreibenden der Grelckstraße Möglichkeiten der Unterstützung der Zusammenarbeit wie in anderen Stadtteilzentren zu diskutieren und möglichst zu verstetigen.
  1. Bei Bedarf wird der Vorsitzende der Bezirksversammlung darum gebeten, die zu­ständigen Fachbehörden inklusive Polizeikommissariat für die Umsetzung um Unter­stützung zu bitten.
  2. Die Planungen sollen im Regionalausschuss der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Sebastian Dorsch, Rita Wolf und GRÜNE-Fraktion
Andreas Stonus, Rüdiger Kuhn und CDU-Fraktion

 

Anhänge

keine