Ein Stadtteilzentrum für Lokstedt
Lokstedter*innen kommen offenbar gern in ihr Zentrum und sie gestalten dieses mit, bspw. durch aufgewertete Grünbeete, Kunst-Aktionen, Informationen über die Bäume der Straße, die Installation eines Defibrilators auf Initiative von Schüler*innen des Corvey-Gymnasiums und mit der Anwerbung des Erdbeerstandes sowie der mobilen Fahrradreparaturstation. Insbesondere das anfangs umstrittene, vom Stadtteil mitgebaute Parklet am Lokstedter Marktplatz (LOMA) ist zum beliebten Treffpunkt geworden, v.a. mit Gastronomie/Eisladen, an den Markttagen, wenn die Fahrradreparatur vor Ort ist oder zu Veranstaltungen. Die neue Tapas-Bar entschied sich jüngst zusammen mit dem Vermieter, die Pflegschaft für das Parklet zu übernehmen. Eine Initiative von Gewerbetreibenden und Marktbeschicker*innen bot freies WLAN rund um den LOMA an und plant dort ein öffentliches Lokstedt-Dinner.
In Zukunft könnte beim Blick auf weitere lokale Entwicklungen die Attraktivität des Zentrums weiter anwachsen: In einigen Jahren soll am Behrmannplatz nicht nur die U5 halten, sondern auch ein neues Wohngebiet entstehen, nicht viel weiter ist eine Campus-Schule mit ca. 1.500 Schüler*innen geplant. Lokstedt wächst weiter, insbesondere im nördlichen Teil. Ein Grünzug Lokstedt-Nord, mit Ausgangspunkt durch die Grelckstraße entsteht.
Der Bezirk hat sich mit seinem 2018 verabschiedeten Räumlichen Leitbild die „Entwicklung der Stadtteilzentren“ auf die Fahne geschrieben. Während die Aufenthaltsqualität in den Zentren der anderen Eimsbütteler Stadtteile in den letzten Jahren gestärkt wurde und weiter gestärkt werden soll (bspw. Eidelstedter Zentrum/steedt, RISE-Programm Frohmestraße, Tibarg/Bebauungsplan 73, Neue Mitte Stellingen), hat Lokstedt trotz seines enormen Bevölkerungswachstums einen großen Nachholbedarf. Die jüngste Bezirksentwicklungsplanung hält fest, es werde „künftig noch wichtiger werden, lokalen Handel und Gastronomie zu stärken, Akteure vor Ort zusammenzubringen und die Zentren zu multifunktionalen Orten und Treffpunkten für die Menschen weiterzuentwickeln“. Im Integrierten Klimaschutzkonzept Eimsbüttel sind „klimafreundliche Zentren und Handel“ ebenso eine wichtige Maßnahme wie die „Stadt der kurzen Wege“. Jüngst hat das Bezirksamt die Grelckstraße in das bezirkliche Straßenbauprogramm aufgenommen.
Vor diesem Hintergrund hat die Bezirkspolitik in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung der Lokstedter Zentrenentwicklung und dazu passende Beteiligungsformate beschlossen. So initiierte sie eine qualifizierte Verkehrszählung (2021), aus der hervorgeht, dass der weit überwiegende Kfz-Verkehr Durchgangsverkehr ist, also nicht zum Einkaufen oder Essengehen in die Straße hinein-, sondern durch sie hindurchfährt. Entsprechend werden die Parkplätze der Straße sehr überwiegend nicht temporär z.B. für Einkauf genutzt, sondern längerfristig (nur auf 2–3 % der Parkplätze finden mehr als drei Wechsel, nur auf einem Sechstel mehr als zwei Wechsel am Tag statt).
Die Auswertungen des nicht zu Ende geführten Verkehrslabors (2021/22) und des Runden Tisches (2019) ergaben, dass die derzeitige Aufenthaltsqualität und die verkehrliche Situation als deutlich verbesserungswürdig eingeschätzt werden. Wie in den letzten Jahrzehnten bleibt also der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität und weniger Verkehr groß. Für Anwohner*innen und Passant*innen steigerten sich laut Umfragen zum Verkehrslabor durch die erprobten Arten der Verkehrsberuhigung sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die verkehrliche Situation – und das, obwohl die Maßnahmen in der kalten Jahreszeit und unter ungünstigen Bedingungen (u.a. Corona) stattfanden. Die schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen (Fuß- und Radverkehr) fühlten sich durch die Verkehrsberuhigung sicherer, sie hatten mehr Platz und gerieten weniger in Konflikt; Passant*innen sagten aus, dass die Verkehrsberuhigung neue Zielgruppen wie etwa Familien anzieht. Die Gewerbetreibenden hingehen lehnten laut Umfrage die Umsetzung der beiden konkreten verkehrsberuhigenden Maßnahmen – Durchfahrtssperre und Einbahnstraße – mehrheitlich deutlich ab.[1] Dieses Votum soll für die weitere Entwicklung eines lebendigen Stadtteilzentrums ernst genommen werden. Gewerbetreibende sind besonders wichtige Akteure der Grelckstraße als Stadtteilzentrum und sollen in Zukunft noch besser unterstützt werden.
Vor diesem Hintergrund schlägt die Bezirkspolitik folgenden Kompromiss vor: Die Grelckstraße soll insbesondere im zentralen Bereich aufgewertet werden, so dass sich noch mehr Menschen gerne in ihr aufhalten, konsumieren und/oder einkaufen gehen. Das lokale Gewerbe soll durch geeignete Maßnahmen und Mitgestaltungsmöglichkeiten unterstützt werden. Vor der Grelckstraße 11 soll der Lokstedter Marktplatz als Stadtteil-Treffpunkt verstetigt und aufgewertet werden. Durchgangsverkehr soll weiter möglich bleiben, aber aus Gründen der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmer*innen abgebremst und reduziert werden.
Beschluss:
Die Bezirkspolitik unterstützt den Wunsch nach einem eigenen Stadtteilzentrum für Lokstedt in der Grelckstraße und begrüßt die verschiedenen örtlichen Initiativen zur Aufwertung der Straße. Die Aufnahme der Grelckstraße in das bezirkliche Straßenbauprogramm (Maßnahmenspeicher) wird ausdrücklich unterstützt.
Sebastian Dorsch, Rita Wolf und GRÜNE-Fraktion
Andreas Stonus, Rüdiger Kuhn und CDU-Fraktion
keine