Ein Stadtteilfest Jüdisches Leben im und für das Grindelviertel
Letzte Beratung: 30.11.2023 Bezirksversammlung Ö 9.9
Eimsbüttel ist der Inbegriff eines vielfältigen und bunten Stadtteils und bietet allen Menschen ein Umfeld, in dem sie friedlich zusammenleben können. Im Laufe der wechselnden Geschichte des Stadtteils waren bestimmte Ströme und Einflüsse besonders prägend für den Bezirk. Schon vor mehr als vierhundert Jahren siedelte sich auch eine starke jüdische Gemeinschaft in Eimsbüttel an, die den Stadtteil und ganz Hamburg kulturell, sozial und wirtschaftlich mitprägte. Vor dem schwärzesten Kapitel Deutschlands, dem Nationalsozialismus, lebten über 17.000 Menschen mit jüdischer Konfession in Hamburg. Heute leben in Hamburg knapp 3.000 Menschen als Mitglieder in den jüdischen Gemeinden und eine ähnlich große Zahl jüdische Hamburgerinnen und Hamburger ohne Gemeindemitgliedschaft.
2002 eröffnete nach mehr als 55 Jahren die erste jüdische Schule in Hamburg wieder: die Joseph-Carlebach-Schule, die ein Jahr später in das Gebäude der ehemaligen Talmud-Tora-Realschule im Grindelhof zog und mittlerweile stark expandiert. Dort ist heute auch die Verwaltung der Jüdischen Gemeinde untergebracht. Anfang 2008 eröffnete in unmittelbarer Nachbarschaft das Café Leonar, ein neues Zentrum jüdischen Lebens mit Lesungen, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen – und ein weiterer Baustein für ein „neues Grindelviertel“. Weitere jüdische Bildungseinrichtungen siedelten sich an, koscheres Einkaufen ist ebenfalls wieder möglich.
Vor Kurzem hat die Bürgerschaft das Grundstück am Joseph-Carlebach-Platz der Jüdischen Gemeinde rückübertragen. An dem Ort, an dem vor 85 Jahren die Bornplatzsynagoge in der Reichspogrom-Nacht geschändet und dann zerstört wurde, soll wieder eine Synagoge im Herzen des Grindelviertels, im Herzen Eimsbüttels und Hamburgs entstehen. Sie wird jüdisches Leben inmitten Eimsbüttels sichtbar machen. Bei ersten Grabungen im Herbst 2023 gab es aufsehenerregende und nachdenklich stimmende Funde. Ebenfalls im Herbst 2023 organisierte die Jüdische Gemeinde Hamburg die ersten Jüdischen Kulturtage der Stadt, bei denen in Eimsbüttel zahlreiche Veranstaltungen stattfinden (https://juedischekulturtage.hamburg/).
Gleichzeitig grassiert der Antisemitismus. Vermehrt nach den Terror-Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober berichten Menschen jüdischen Glaubens davon, dass sie ihren Glauben nicht mehr öffentlich zeigen können. Aber auch vorher gab es auch in unserer gemeinsamen Stadt immer wieder rechtsextreme Übergriffe. Vor diesem Hintergrund hat die Bezirkspolitik schon 2021 einen Runden Tisch Jüdisches Leben angeregt (vgl. Drs. 21-1880).
Um das jüdische Leben im Bezirk und insbesondere im Grindelviertel noch sichtbarer zu machen, schlägt die Bezirkspolitik ein Stadtteilfest Jüdisches Leben vor. Es soll in Ergänzung zu den Jüdischen Kulturtagen in der warmen Jahreszeit rund um den Joseph-Carlebach-Platz und die Straße Grindelhof stattfinden und möglichst viele Akteure des jüdischen Lebens und des Grindelviertels zusammenbringen.
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Die Bezirksversammlung Eimsbüttel verurteilt Antisemitismus in all seinen Formen aufs Schärfste und stellt sich vor, hinter und an die Seite von Menschen jüdischen Glaubens: Sie gehören zu Eimsbüttel und in Eimsbüttel muss es möglich sein, seinen Glauben öffentlich zeigen zu können.
Die Bezirksversammlung unterstützt die Idee eines Stadtteilfestes Jüdisches Leben im Grindelviertel rund um den Joseph-Carlebach-Platz und die Straße Grindelhof.
Die Bezirksversammlung stellt für das Fest Sondermittel in Aussicht und bittet zur Unterstützung um die baldige Einrichtung des Runden Tisches Jüdisches Leben Eimsbüttel (Drs. 21-1880). Außerdem sollen mit Unterstützung des Runden Tisches weitere Eimsbütteler Akteure des jüdischen Lebens zur Mitgestaltung eingeladen werden.
Ali Mir Agha, Nina Schübel, Sebastian Dorsch, Kathrin Warnecke und GRÜNE-Fraktion
Gabor Gottlieb, Moritz Altner, Paulina Reineke-Rügge und SPD-Fraktion
keine
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