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Ehemaliges US-Generalkonsulat, Alsterufer 27/28: Weitere Verwendung des ehemaligen „Gauhauses“ der NSDAP HA-Beschluss vom 10.08.2023 - Drs. 21-3875

Mitteilungsvorlage der/des Vorsitzenden

Letzte Beratung: 12.10.2023 Bezirksversammlung Ö 5.1

Sachverhalt

 

Die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB), die Behörde für Kultur und Medien (BKM) und die Finanzbehörde (FB) nehmen zum o.g. Beschluss wie folgt Stellung:

 

 

 

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten,

 

  1. die Kuratoren der Ausstellung „Rund um die Alster - Hamburger Geschichte im Nationalsozialismus“, u.a. Herbert Dierks, in den Ausschuss für Haushalt, Kultur und Sport einzuladen, um über die Zielsetzung und den inhaltlichen Aufbau der Ausstellung sowie die damit verbundene öffentliche Resonanz zu berichten.

 

Herr Diercks ist grundsätzlich bereit zu dem Sachverhalt gegenüber der Bezirksversammlung zu sprechen. Seine persönlichen Kontaktdaten können bei Bedarf durch die Behörde für Kultur und Medien übermittelt werden.

 

  1. die Behörde für Kultur und Medien (BKM) zu bitten, im Zusammenhang mit dem Verkauf der Doppelvilla am Alsterufer 27/ 28 zu recherchieren und anschließend in der Bezirksversammlung berichten, wann und unter welchen Umständen die Villen in die Hände der NSDAP gelangt sind. Ebenso wie sich die Eigentumsverhältnisse nach dem Krieg änderten und wann die Doppelvilla von der US-Administration erworben wurde.

 

Seit dem 7. April 2006 wurde das ehemalige Generalkonsulat im Verzeichnis der erkannten Denkmäler geführt. Die Unterschutzstellung erfolgte im Rahmen der Gesetzesnovelle am 1. Mai 2013. Es handelt sich um ein vielschichtiges Denkmal, an dem sich hamburgische und deutsch-amerikanische Geschichte ablesen lassen. Detaillierte Informationen, insbesondere zu den Eigentumsverhältnissen, lassen sich dem anliegenden Gutachten des Staatsarchivs entnehmen.

 

  1. die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) zu bitten, die Universität Hamburg mit ihren entsprechenden Instituten und die Stiftung Gedenkstätten und Lernorte anzusprechen und anzuregen, diese Lücken zu bewerten und die Jahre der NS-Herrschaft hinsichtlich dieser Desiderate intensiv zu beforschen. Die gewonnenen Kennt­nisse sollten nach und nach der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Zum Beispiel durch Publikationen der Landeszentrale für Politische Bildung, weitere Ausstellungen im Rathaus und/oder durch Hinweisschilder an einzelnen Immobilien in Harvestehude und Rotherbaum.

 

Die Universität Hamburg teilt nach Beteiligung durch die BWFGB mit:

Grundsätzlich gilt die NS-Zeit als am besten erforschter Zeitraum der deutschen Geschichte, auch wenn es nach wie vor viele Desiderata gibt. Zahlreiche Institutionen befassen sich in Hamburg mit der Aufarbeitung, hierzu zählen etwa die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, das Institut für die Geschichte der deutschen Juden, der Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg, die dortige Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte, die Stiftung Gedenkstätten und Lernorte, die Stiftung Historische Museen Hamburg, der Verein für Hamburgische Geschichte, das Staatsarchiv Hamburg, die Landeszentrale für politische Bildung etc.

 

Entsprechend existiert zur Geschichte Hamburgs im Nationalsozialismus eine große Fülle an Literatur. Ein Markstein war ein von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) im Jahr 2005 herausgegebener Sammelband mit dem Titel "Hamburg im 'Dritten Reich'" (792 Seiten, Wallstein Verlag, Göttingen). Darin finden sich auch Forschungen über den Aufstieg der NSDAP in Hamburg, über die Grundzüge nationalsozialistischer Herrschaft in Hamburg, den Öffentlichen Dienst als Garanten der NS-Herrschaft, aber auch über Alltag im NS, Terror und Verfolgung und vieles mehr. Die "Täter-Seite" wird hier ausführlich behandelt. Hervorzuheben sind die Studien von Prof. Dr. Frank Bajohr (damals tätig in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg; heute Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München, der auch über den Gauleiter und Reichststatthalter Karl Kaufmann intensiv geforscht und publiziert hat. Darüber hinaus gibt es weitere Spezialstudien.

 

Dass die Villen am Alsterufer in der NS-Zeit von der NSDAP genutzt wurden, ist nicht neu, aber in der breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Insofern scheint es sinnvoll, darauf verstärkt hinzuweisen und die Geschichte nationalsozialistischen Regierens in Hamburg weiter zu erforschen. Sollte die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrum in Erwägung gezogen werden, sollten möglichst viele Institutionen, die sich in Hamburg mit dem Thema befassen, einbezogen werden.

 

Sollte ein Dokumentationszentrum oder eine Ausstellung eingerichtet werden, sollte dort auch die Hamburger Universitätsgeschichte in der NS-Zeit behandelt werden. Die Basis dafür stellt das dreibändige Werk "Hochschulalltag im 'Dritten Reich'. Die Hamburger Universität 1933-1945", herausgegeben von Eckart Krause, Ludwig Huber und Holger Fischer (Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 3) dar, das 1991 im Dietrich Reimer Verlag Berlin/Hamburg erschienen ist (1.568 Seiten). Seither hat es weitere intensive Forschung auf diesem Gebiet gegeben; in der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte ist das Thema bis heute ein besonderer Schwerpunkt sowohl der Forschung als auch der Vermittlung. Für den oben genannten Sammelband der FZH hat Prof. Dr. Rainer Nicolaysen 2005 den zusammenfassenden Aufsatz "Geistige Elite im Dienste des 'Führers'. Die Universität zwischen Selbstgleichschaltung und Selbstbehauptung" geschrieben und viele weitere Beiträge publiziert, Dissertationen betreut usw. Die Universität, die räumlich bis in die 1950er Jahre mit ihrem Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee identifiziert wurde, lag selbst im "Regierungsviertel" der Nationalsozialisten, wie es jetzt für Rotherbaum und Harvestehude gekennzeichnet wird. Sie sollte - wie seit den 1980er Jahren geschehen - eine aktive und zentrale Rolle bei der Erforschung und Vermittlung der NS-Geschichte spielen.

 

  1. die Finanzbehörde zu bitten, den Käufer der Doppelvilla über die historischen Hintergründe als Hamburger NSDAP-Zentrale in Kenntnis zu setzen. Und wenn möglich, eine Kooperation anzuregen, für eine Tafel mit Erklärungen auf dem Grundstück oder ggf. eine Art Gartenhaus, das in Zusammenarbeit mit der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte und dem Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg, wenn auch in kleinem Rahmen, aufklärt, über die Geschichte der Doppelvilla, der Gauleitung der NSDAP und der NS-Diktatur.

 

Die Finanzbehörde wurde über das Ansinnen der Bezirksversammlung Eimsbüttel informiert.

 

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

 

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