Benennung eines neuen Platzes zwischen Methfesselstraße und Lappenbergsallee nach Hertha und Simon Parnass
Bisherige Beratungsfolge |
am |
TOP |
Drs.-Nr. |
Ergebnis |
Bezirksversammlung (Gemeinsamer Antrag der GRÜNE- und CDU-Fraktion) |
30.09.2021 |
9.7 |
An Ausschuss überwiesen |
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Kerngebietsausschuss (Gemeinsamer Antrag der GRÜNE- und CDU-Fraktion) |
18.10.2021 |
6.6 |
Der Drucksache wird einstimmig bei einer Stim- |
Hertha Emanuel wurde am 29. Juni 1906 in Hamburg als dritte Tochter der großen Eimsbütteler Familie Emanuel geboren. Wie ihre Eltern war sie jüdischen Glaubens. Sie heiratete Simon Parnass, der am 5. Dezember 1879 im galizischen Tarnopol (heute Ukraine) geboren wurde und seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Hamburg lebte und arbeitete. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat durch eine Lungenquetschung im Schützengraben kriegsversehrt, zu der später eine Lungentuberkulose hinzukam. Das Ehepaar Parnass hatte zwei Kinder: die Tochter Ruth Peggy Sophie, geboren 1927 in Hamburg, und den acht Jahre jüngeren Sohn Gerd Hans Ludwig (heute Gady). Die Familie lebte zunächst in der Bartelsstraße 94, bevor sie Ende 1935 in eine Parterrewohnung in der Methfesselstraße 13 zog. Zu dieser Zeit, nach dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur, versuchte das Ehepaar Parnass verzweifelt, Deutschland zu verlassen – egal wohin. Aber alle Anträge wurden abgelehnt. Die Auswanderung scheiterte vermutlich an der chronischen Lungenerkrankung des Vaters und an fehlenden finanziellen Mitteln. Zuletzt lebte die Familie von Wohlfahrtsunterstützung der Jüdischen Gemeinde. Auf der Seite zu den Stolpersteinen von Hertha und Simon Parnass findet sich eine eindrückliche Beschreibung der berühmten Hamburger Publizistin Peggy Parnass über ihr damaliges Leben in Eimsbüttel.[1] Sie und ihr Bruder wurden 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden gebracht.
Im Zuge der „Polenaktion“ Ende 1938 wurde Simon Parnass nach Polen abgeschoben. Es gelang ihm aber, heimlich nach Hamburg zurückzukehren, um seine Frau zu holen. Das Ehepaar schaffte es, nach Polen auszureisen. Beide lebten dort nach Aussage der Familie in Krakau und später im Warschauer Getto. Von dort wurden sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und 1942 ermordet.
Zwischen Methfesselstraße und Lappenbergsallee entsteht durch Umgestaltung im Rahmen der Superbüttel-Initiative ein bisher nicht benannter Platz. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, unweit der letzten Wohnung von Hertha und Simon Parnass öffentlich an sie als Opfer der Shoa zu gedenken. Die Initiative Superbüttel, die den Platz zuletzt als Hammonia-Platz bezeichnete, begrüßt die Namensänderung.
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Die Bezirksversammlung empfiehlt den neu entstehenden Platz/Park zwischen Methfesselstraße und Lappenbergsallee nach Hertha und Simon Parnass
„Parnass-Platz“
zu nennen.
Die Bezirksversammlung bittet das Bezirksamt, dem Staatsarchiv unverzüglich einen schriftlichen Benennungsantrag vorzulegen und das Benennungsverfahren bei den zuständigen Stellen den Vorgaben entsprechend weiter zu begleiten. Sie bittet ferner darum, die Benennung so schnell wie möglich durchzuführen und zur Ernennung die beiden Kinder mitsamt Begleitung einzuladen. Für mögliche Reise- und Unterkunftskosten sollen Mittel bereitgestellt werden. Außerdem werden Sondermittel für die Erstellung und Installation von Erläuterungstafeln am zu benennenden Platz zur Verfügung gestellt.
keine