21-0505

Benennung einer Grünanlage: Isa Vermehren

Mitteilungsvorlage der Verwaltung

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19.12.2019
Sachverhalt

 

Ein Anwohner (Herr von Pallandt) schlägt vor, die kleine Grünanlage zwischen den Straßen Alsterufer, Fontenay-Allee, Klein Fontenay und Warburgstraße (Flurstück 1388, Gemarkung Rotherbaum) nach Isa Vermehren zu benennen. Die Grünanlage soll "Isa-Vermehren-Park" heißen.

 

Isa Vermehren verbrachte ihre Kindheit, Jugend und Schulzeit in ihrer Heimatstadt Lübeck, wo ihr Großvater Julius Vermehren Senator und der Vater Kurt Vermehren zunächst als Rechtsanwälte tätig waren. Weil sie sich weigerte, die Hakenkreuzfahne zu grüßen, wurde sie im Frühjahr 1933 vom Gymnasium Ernestinenschule verwiesen. Daraufhin übersiedelte sie mit ihrer Mutter, der Journalistin Petra Vermehren, nach Berlin. Während Petra Vermehren im April 1934 auf Empfehlung des Berliner Rechtsanwalts und Freundes der Familie Paul Lever-kuehn als erste Frau in der außenpolitischen Redaktion beim Berliner Tageblatt angestellt wurde, brachte der Herausgeber des Querschnitts, Hermann von Wedderkop, Isa Vermehren dazu, im politisch-literarischen Kabarett von Werner Finck, der Katakombe in Berlin, aufzutreten. Dort wurde sie zugleich mit Ursula Herking schnell bekannt. Mit ihren Sticheleien gegen das NS-Regime galt Isa Vermehren als Nachwuchstalent des Berliner Kabaretts. Zu ihrem Markenzeichen wurde ihre Ziehharmonika "Agathe", zu der sie flotte Seemannslieder und anmutige Liebesballaden sang. Ihr Lied Eine Seefahrt, die ist lustig, in dem sie Nazi-Größen listig karikierte, erschien auf Schallplatte und wurde zum Kassenschlager. Sie übernahm ne-ben bekannten UFA-Stars Rollen in zahlreichen Filmen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Isa Vermehren zur Truppenbetreuung an die Front einberufen.

 

1935 wurde die "Katakombe" auf Anordnung der Nationalsozialisten geschlossen. Isa Ver-mehren holte ihr Abitur auf der Abendschule nach. 1938 wurde sie in die katholische Kirche aufgenommen.

 

 

 

Vermehren gehörte dem regimekritischen Solf-Kreis an. Nachdem einer ihrer Brüder, Erich Vermehren, 1944 als Diplomat zu den Briten übergelaufen war, wurde sie mit den Eltern und ihrem weiteren Bruder Michael verhaftet und im Zuge der "Sippenhaft" interniert. Sie überlebte den Aufenthalt in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Buchenwald und Dachau. Als Mitglied des Geiseltransports von KZ-Häftlingen und Sippenhäftlingen wurde sie nach Südtirol verschleppt und dort in Niederdorf am 30. April 1945 durch Hauptmann Wichard von Alvensleben aus den Händen der SS befreit. Die Erlebnisse jener Tage schilderte sie 1946 in ihrem Buch Reise durch den letzten Akt, in dem sie auch zu einer Fehlinterpretation des Hitler-Attentäters Georg Elser beitrug. 1947 übernahm sie eine Rolle in Helmut Käutners Trümmer-film In jenen Tagen.

 

Da Isa Vermehren in eine Ordensgemeinschaft eintreten wollte, studierte sie von 1946 bis 1951 an der Universität Bonn Katholische Theologie, Deutsch, Englisch, Geschichte und Phi-losophie. Dort förderte sie tatkräftig 1949 bis 1951 das Studentenkabarett "Wintergärtchen". Am 15. September 1951 trat sie in das Herz-Jesu-Kloster St. Adelheid der Kongregation der in der Mädchenerziehung wirkenden Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu in Pützchen ein. Die Ordensoberen erkannten Isa Vermehrens Fähigkeit, anspruchsvolle Inhalte lebendig zu vermitteln. Sie durfte unterrichten und wurde ab 1961 mit der Leitung des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Beuel-Pützchen betraut; von 1969 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1983 leitete sie die Sophie-Barat-Schule in Hamburg.

 

Erneut wurde Schwester Isa einem breiten Publikum bekannt, als sie von 1983 bis 1995 in der ARD Das Wort zum Sonntag sprach. Zuletzt lebte sie wieder im Herz-Jesu-Kloster in Bonn-Pützchen, wo sie auch ihre letzte Ruhestätte auf dem Klosterfriedhof fand. Ihre Zieh-harmonika "Agathe" befindet sich im Haus der Geschichte.

 

Die Verwaltung bittet um ein Votum des Ausschusses.

 

Anhänge

1 Benennungsplan,

1 Ausdruck Flächeninfosystem)