21-1202

Alternativen zur Glyphosatverwendung auf dem Schienennetz der Hamburger Hochbahn entwickeln - Alternativantrag zu Drucksachen–Nr. 21-0770 -

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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19.08.2020
Sachverhalt

Glyphosat ist ein weltweit verbreitetes Unkrautvernichtungsmittel – bekannt unter dem Namen Roundup wird es auch in Deutschland auf Ackerflächen oder Wegen eingesetzt. Auch bei der Hochbahn findet Glyphosat zur Pflege des oberirdischen Schienennetzes Verwendung. So wird verhindert, dass die Schotterbetten verkrauten.

Glyphosat ist ein sogenanntes Breitbandherbizid zur Vernichtung von Pflanzen. Dabei wird der Wirkstoff von den Pflanzen über die Blätter aufgenommen, gelangt dann in alle Bestandteile der Pflanze und blockiert den Stoffwechselprozess.

Glyphosat lässt sich weder abwaschen, noch wird es anderweitig in nennenswertem Umfang abgebaut. Es reichert sich im Boden an und kann durch Verwehungen oder Auswaschungen auch in Gewässer gelangen. Laut BUND halten sich Rückstände in Futtermitteln und Lebens­mitteln bis zu einem Jahr.

Glyphosat steht seit Jahren unter dem Verdacht, Krebs auslösen zu können. In Laborversuchen wirkte der Stoff genotoxisch, d.h. er hemmt Funktionen der Zellen und begünstigt Mutationen. In Gegenden mit hohem Glyphosateinsatz wurden zudem besonders hohe Krebsraten beobachtet – so weisen epidemiologische Studien aus Kanada, den USA und Schweden darauf hin, dass Menschen, die Glyphosat ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, an Lymphdrüsenkrebs zu erkranken.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Pestizid im März 2015 offiziell als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Chemikalien­agentur (ECHA) dagegen bewerten Glyphosat nicht als gesundheitsgefährdend bzw. krebs­erregend. Die Grundlagen dieser Einschätzungen sind allerdings zweifelhaft – so wurde im März 2017 bekannt, dass Monsanto teils gezielt Einfluss auf Studien nimmt.

Grundsätzlich soll bundesweit die Verwendung von Glyphosat Ende 2023 verboten werden. Bundesweit führt deshalb die DB Versuche durch um alternative Verfahren zum Schutz des Schienennetzes zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf sogenannten mechanischen Verfahren mit Hochdruckwasser, Heißwasser, Strom und UV-Licht.

Wichtig ist dabei, dass nach pestizidfreien Alternativen geforscht wird und nicht wie in Bremen einfach ein anderes (unter Umständen gefährlicheres Substrat) verwendet wird.

 

Petitum/Beschluss

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung Eimsbüttel wird gebeten, die HHA aufzufordern sich intensiv mit der Entwicklung, Erprobung und Anwendung von alternativen, pestizidfreien Methoden zur Entfernung von Verkrautungen in den Gleisbetten zu beschäftigen und dabei:

  1. die Kooperation bzw. den Austausch mit anderen städtischen Bahnen, der DB und der Schweizerische Bundesbahnen AG (SBB) zu suchen;
  2. die Anwendung alternativer Verfahren mit Hochdruckwasser, Heißwasser, Strom und UV-Licht zu untersuchen und für das Streckennetz der Hochbahn zu bewerten;
  3. den gezielten Einsatz von Bodenbedeckungspflanzen sowie niedrigwüchsigen und wenig wurzelbildenden Pflanzengesellschaften zu prüfen und zu testen, um das Verkrauten des Schotterbettes zu verhindern;

4. die Anwendung manueller Gleisbettpflege zu testen und zu bewerten.

 

Um die verbleibende Zeit bis zum Verbot von Glyphosat bestmöglich für die Erprobung spezifischer Lösungen in Hamburg zu nutzen und einen nahtlosen Übergang zu einem alternativen Verfahren sicherzustellen, wird eine kurzfristige Aufnahme der oben genannten Aktivitäten erbeten.

 

Karola Pauls, Dietmar Kuhlmann und GRÜNE-Fraktion
Rüdiger Kuhn und CDU-Fraktion
 

 

Anhänge

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