22-0942

Alternativantrag zu der Drs. 22-0822: Finanzielle Nachsteuerungen sowie strukturelle Anpassungen bei der Mittelvergabe für die Offene Kinder- und Jugendhilfe (OKJA)

Gemeinsamer Antrag

Letzte Beratung: 30.04.2025 Jugendhilfeausschuss Ö 6.3

Sachverhalt

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), die Jugendsozialarbeit (JSA), die Familienförderung (FamFö) und die sozialräumlichen Angebote der Jugend- und Familienhilfe (SAJF) in Eimsbüttel stehen aktuell unter massivem Druck. Trotz steigender Anforderungen und wachsender Bedarfe fehlen ausreichend Mittel und Strukturen, um die Qualität und den Bestand der Angebote zu sichern.

Die Einrichtungen leisten tagtäglich wichtige Arbeit: Sie schaffen verlässliche Orte für Kinder und Jugendliche, fördern demokratische Bildung, stärken Teilhabe und bieten Schutzräume besonders in herausfordernden gesellschaftlichen Zeiten. Gleichzeitig nehmen psychische Belastungen bei jungen Menschen zu, die Anforderungen an Inklusion, Beratung, digitale Angebote und Netzwerkarbeit steigen. Auch gesellschaftliche Entwicklungen wie Migration, Nachverdichtung und neue Wohnquartiere erhöhen den Bedarf an unterstützender Infrastruktur.

Diese zunehmenden Aufgaben sind mit den bestehenden Ressourcen nicht mehr zu bewältigen. Die Arbeit wird komplexer, der Personalmangel verschärft sich, und das Arbeitsfeld verliert an Attraktivität. Die Entwicklung zeigt: Es geht längst nicht mehr um Ausbau sondern darum, den Bestand zu sichern.

Eine Sicherung und Anpassung der finanziellen Mittel ist notwendig, damit die bestehenden Angebote, den sich verändernden Bedürfnissen einer wachsenden Stadt gerecht werden können.

r die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit wurden für 2025 in Eimsbüttel insgesamt 2.965.007,40 von den Trägern beantragt. Abzüglich der zur Verfügung stehenden Eigen- und Drittmittel in Höhe 157.452,24haben sie damit einen Bedarf i.H. von 2.807.555,16 angemeldet. Tatsächlich bewilligt wurden 2.531.603,00, also insgesamt 275.952,16weniger als beantragt.

Diese Summe beinhaltet in Eimsbüttel neben Mitteln aus der RZ OKJA auch Gelder aus den Finanzierungsquellen der Sozialräumlichen Angebote der Jugend- und Familienhilfe (SAJF) sowie der Sozialräumlichen Integrationsnetzwerke (SIN) und dem Quartiersfonds, da einige Träger unterschiedlicheLeistungsbereiche unter einem Dach miteinander verbinden.

Der Leiter des Amtes für Familie der Sozialbehörde hat im Landesjugendhilfeausschuss mehrfach erklärt, dass es die ausdrückliche politische Absicht sei und den Regierungswillen gäbe, alle bestehenden Einrichtungen der OKJA in ihrem pädagogischen Angebot und ihrer fachlichen Qualität zu sichern.

Die Mittelvergabe sollte nachhaltig an die Bedarfe der Träger angepasst werden. Die Rahmenzuweisung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit, der Familienförderung und der sozialräumlichen Projekte wird von den regierenden Parteien jährlich erhöht, zuletzt für 2025 um 10 Prozent.

Die Trägerschaft hat jetzt darauf aufmerksam gemacht, dass nach wie vor ein Defizit besteht und die OKJA dringend weitere Mittel benötigt, um ihre Arbeit auf gleich hohem Niveau fortsetzen zu können.

Einige der Herausforderungen sind hier benannt:

In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme von psychischen Belastungen bei Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Eltern und Alleinerziehenden zu verzeichnen, was einen erhöhten Bedarf an psychosozialer Beratung mit sich bringt. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die kinderrechteorientierte Arbeit mit geflüchteten jungen Menschen, auch in Unterkünften, sowie die Umsetzung von Inklusion und Barrierefreiheit im Einklang mit gesetzlichen Vorgaben wie dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz. Zudem sind die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die steigenden Lebensmittelkosten, eine zunehmende Belastung für Familien und Einrichtungen.

Es wächst die Notwendigkeit, digitale Angebote auszubauen, Netzwerkarbeit zu intensivieren und zusätzliche Supervision sowie Fortbildung zu gewährleisten. Parallel dazu wird der administrative Aufwand durch Antge und die Sicherstellung der Finanzierung der Einrichtungen sowie steigende Betriebs- und Honorarkosten immer größer. In diesem Kontext übernimmt die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) sowie die Jugendsozialarbeit (JSA) eine wichtige Rolle als unabhängige Beratungseinrichtungen, die jugendparteilich und im Kontext der Schulsozialpädagogik tätig sind.

Zur zukünftigen Sicherung einer umfassenden Auskömmlichkeit, sollten zunächsteinmal die tatsächlichen Bedarfe der Trägerschaft ermittelt werden und mit den bereits bestehenden Zuwendung abgeglichen werden, um festzustellen wo sich Finanzierungslücken aufzeigen. Im Anschluss daran sollen aus den Ergebnissen weitere Maßnahmen erörtert werden, mit denen eine auskömmliche Finanzierung ermöglicht werden kann.

Petitum/Beschluss

:

Die Bezirksamtsleiterin wird gebeten, die aktuellen Bedarfe der genannten Träger im Bezirksamt Eimsbüttel abzufragen und zu prüfen. In einem weiteren Schritt sollen die dabei erörterten Bedarfe mit den bestehenden Zuwendungen abgeglichen werden. Anschließend soll im Jugendhilfeausschuss über die Perspektive einer auskömmlichen Versorgung der Trägerschaft berichtet werden.

Die bereits genannten Bedarfe

die automatische Refinanzierung der Tarif-, Honorar- und Preissteigerungen;

ein Mindestpersonalstandard von zwei Vollzeitstellen pro Einrichtung;

der Ausbau der Einrichtungsinfrastruktur insbesondere in neu errichteten und unterversorgten Gebieten;

der Mehraufwand zur Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben, wie Beteiligungs- und Demokratisierungsstrukturen;

anfallende Sachkosten, die neben den Betriebskosten auch spezifische Materialkosten beinhalten

sollen in diese Prüfung miteinbezogen werden und mit einer finanziellen Bezifferung versehen werden.

Der Jugendhilfeausschuss fordert die politischen Entscheidungsträger*innen auf, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass die Angebote auch in Zukunft Bestand haben, weiterentwickelt werden können und ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden.

Ines Schwarzarius, Charlotte Nendza-Ammar und SPD-Fraktion Eimsbüttel

Vertreter*innen der freien Träger

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
30.04.2025
Ö 6.3
Anhänge

keine

Lokalisation Beta
Eimsbüttel

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