Herr Kleszcz beantragt, die Tagesordnungspunkte Nr. 3 und 8 in eine kommende Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zu vertagen, da es weitergehenden Beratungsbedarf in der Fraktion / Koalition gibt.
Herr Froh merkt an, dass eine vorherige Information über die gewünschte Vertagung schön gewesen wäre, da man immerhin seit einer Woche die Tagesordnung vorliegen hätte. Die Themen sollten heute wenigstens angesprochen werden.
Herr Krohn erwartet hierüber eine Abstimmung.
Der Stadtentwicklungsausschuss vertagt die Tagesordnungspunkte Nr. 3 und 8 mehrheitlich bei 4 Gegenstimmen (CDU, AfD) und 2 Enthaltungen (Linke) in einen kommenden Stadtentwicklungsausschuss.
Herr Panz begrüßt die Vertreter/innen des Bundes Deutscher Architekten und Architektinnen Hamburg (BDA), Herrn Kinz, 1. Vorsitzenden des BDA Hamburg, Herrn Münch, Vorstandsmitglied, Frau Kösters, Geschäftsführerin der BDA Geschäftsstelle sowie Frau Schuster, die Baukulturreferentin des BDA.
Herr Kinz stellt die Ausstellung "Qualität im Wohnungsbau ist..." vor, die in der Zeit vom 05.02.2020 bis zum 16.03.2020 auf der Brücke des CCB gezeigt wird. Diese Ausstellung wurde zuvor schon in anderen bezirklichen Gremien Hamburgs gezeigt. Im Vorraum des Sitzungssaals ist eine Ausstellungsbroschüre zur Mitnahme ausgelegt, die wesentliche Ausstellungsinhalte abbildet.
Herr Münch stellt anhand einer Präsentation die fünf Themenbereichen der Ausstellung vor: Stadt & Quartier, Bewohnerschaft, Wohnumfeld, Wohnhaus und Nachhaltigkeit. Er hebt hervor, dass der Spielraum zwischen einerseits kostengünstigem Bauen und andererseits qualitativ hochwertigem Bauen sehr gering ist. Es sei wichtig Lösungen zu finden, damit durch widersprechende Normen zukünftig Kettenreaktionen verhindert werden, die kostentreibend sein können.
Im Anschluss an der Vortrag werden Fragen der Ausschussmitglieder beantwortet.
Herr Kleszcz sieht die Aufenthalts- sowie die Wohnqualität von besonderer Bedeutung und fragt nach Maßstäben für freiräumliche und städtebauliche Qualität.
Herr Kinz hebt diesbezüglich die Maßstäblichkeit, die Identifikationsmöglichkeiten und eine durchdachte Freiraumplanung hervor. Immer gleiche Gebäudekubaturen und Baustile seien beispielsweise nicht der richtige Weg.
Frau Lühr hebt hervor, dass auch Bergedorfer Wohnquartiere zum Teil monoton anmuten und fragt nach, wie man zu qualitativ höherwertigem Bauen gelange kann.
Herr Münch merkt hierzu an, dass man zunächst einmal den Qualitätsbegriff definieren müsste, hierbei dürfte die Komfortspirale (z.B. immer bessere energetische aber auch Lärmdämmungen) gerne zurückgedreht werden. Weiterhin werde kleinteiligeres Bauen oft auch mit besserer Wohnqualität wahrgenommen, hier könnte über Vorgaben in Bebauungsplänen einiges erreicht werden. Dies hält Herr Panz nur eingeschränkt für ein Qualitätsmerkmal und verweist auf gute Beispiele einheitlich gestalteter Quartiere wie die Jarrestadt in Winterhude und die Oelnser-Siedlung in Ottensen und darauf, dass es auf die gut gestalteten Städtebau, die hochbauliche Ausprägung und die Freiräume im jeweiligen Vorhaben ankomme.
Frau Schindler merkt an, dass an der Nachhaltigkeit und Maßnahmen zur Verhinderung von Klimafolgen nicht gespart werden sollte, aus Ihrer Sicht sei der kostenintensive Bau von Tiefgaragen vermeidbar.
Herr Kinz merkt hierzu an, dass Hamburg bezüglich der ausgesetzten Stellplatzregelung auf einem guten Weg ist. Kunststoffhaltige Dämmungsverfahren seien nicht nachhaltig, aber unter Umständen günstiger
Herr Kleszcz findet die Diskussion gut, da die Baukosten stetig steigen. Wichtig sei für ihn, an welchen Punkten die Politik entscheidend tätig werden kann. Als einen wesentlichen Aspekt sieht er die Fassadengestaltung, die häufig monoton erscheint, obwohl das bei gleichem Kostenansatz nicht sein müsste.
Herr Panz erwähnt die Studie der Arge für zeitgemäßes Bauen e.V. (Kiel), die im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen erarbeitet wurde. Darin werden die tatsächlichen Baukosten in der Stadt Hamburg seit längerem analysiert und die Kostenveränderungen in den einzelnen Kostengruppen der DIN 276 (u.a. Grundstück / Herrichten und Erschließen, Baukonstruktion, technische Gebäudeausstattung) verdeutlicht. Diese folgen zum Teil sehr unterschiedlichen Trends. Die aktuelle Fortschreibung wird zur Niederschrift beigefügt und kann im Transparenzportal abgerufen werden, liegt der Niederschrift jedoch auch bei.
[http://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/bauforschungsbericht-nr-79-hamburger-baukosten-2020]
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Frau Westberg vermisst den Aspekt der Bebauung von dörflichen Strukturen, was für die Vier- und Marschlande von Interesse wäre. Sie fragt zudem nach Einwirkungsmöglichkeiten des BDA auf die Industrie, z.B. hinsichtlich von Gründächern und nachhaltigen Baustoffen.
Herr Kinz gibt zu, dass diese kaum gegeben sind, da die Industrie serielles Bauen bevorzugt um Architektenkosten und Zeit zu sparen.
Frau Jacobsen macht deutlich, dass heutzutage flexible Grundrisse erforderlich sind, so braucht man häufiger einen zusätzlichen Raum statt übergroßer, offener Wohnräume bzw. großzügiger Bäder. Frühere Generationen hätten einen geringeren Wohnflächenbedarf gehabt, ohne gefühlt schlechterer Wohnqualität.
Herr Münch sieht diesbezüglich den Bedarf politisch Anreize zu schaffen, dass beispielsweise ein/e alleinstehende/r Rentner/in, der/die auf 120 qm wohnt, evtl. Wohnraum frei macht, damit junge Familien ausreichend großen Wohnraum finden. Hierdurch könne der Druck vom Wohnungsmarkt genommen werden.
Herr Kinz fügt hinzu, dass man jetzt auch vor dem Hintergrund, dass 40 % der Hamburger Haushalte Single-Haushalte sind und insgesamt in 70% aller Haushalte keine Kinder leben, neue Wohnungszuschnitte schaffen sollte.
Frau Bentin führt die Kostensteigerungen hauptsächlich auf unzureichende Flächen zurück, sodass Investoren auf bestehende Pläne zurückgreifen um Architektenkosten einzusparen, dem Herr Kinz zustimmt.
Für Herrn Zaum ist die „Eintönigkeit“ der Baustile keine neue Erscheinung, dieses kennt man bereits seit Osdorfer Born, Steilshoop oder Bergedorf-West. Er fragt nach, warum man statt aufwändiger Dämmverfahren nicht auf bewährtes, doppelwandiges Mauerwerk zurückgreift, was laut Herrn Kinz tatsächlich kostensteigernd wirken würde.
Herr Jarchow sieht bezüglich der Wohnqualität kritisch, dass Eingangsbereiche heutzutage sträflich vernachlässigt und leider klein und platzsparend errichtet werden. Mit Verweis auf großzügige Altbauten, führt dieses seines Erachtens ebenfalls zu einer verminderten Wohnqualität.
Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt Kenntnis.
Der Tagesordnungspunkt wurde in einen nächsten Stadtentwicklungsausschuss vertagt.
Es werden keine Themen vorgebracht.
Bergedorfer Tor
Herr Kleszcz fragt nach einem aktuellen Sachstand zur Entwicklung der verwaisten Fläche, die neben dem laufenden Neubau der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, besteht.
Herr Panz beschreibt die erkennbaren bauvorbereitenden Maßnahmen und berichtet, dass der Verwaltung ansonsten kein neuer Sachstand zum Hochbau bekannt ist.
Die Niederschrift -öffentlicher Teil- vom 15.01.2020 wird einstimmig bei zwei Enthaltungen (Linke) genehmigt.