20-1411.01

Übergewichtige Kinder in Bergedorf - Anlass zur Sorge?!

Antwort

Sachverhalt

Auskunftsersuchen der BAbg. Krönker, Lühr, Rüssau und Fraktion GRÜNE

 

Übergewichtigkeit ist ein Problem und erfordert leicht erreichbare Hilfsangebote - auch im Bezirk Bergedorf. Allgemein schrieb das Hamburger Abendblatt am 11.10.2017:

 

"Die Zahl extrem dicker Kinder und Jugendlicher hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten mehr als verzehnfacht. Während 1975 weltweit etwa elf Millionen 5- bis 19-Jährige fettleibig waren, waren es im vergangenen Jahr 124 Millionen, berichten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Imperial College London anlässlich des Welt-Adipositas-Tages [...] im Fachblatt "The Lancet". Weitere 123 Millionen Kinder seien übergewichtig. [...] Behörden in aller Welt müssten Familien besser über gesunde Ernährung aufklären, junge Mütter animieren, mindestens sechs Monate lang ausschließlich zu stillen, in Schulkantinen gesünderes Essen anbieten und mehr Sportmöglichkeiten für Kinder schaffen, fordert die WHO."

 

Im Dezember 2016 war Bergedorf bei den Schuleingangsuntersuchungen der Bezirk mit dem dritthöchsten Anteil adipöser Kinder in Hamburg.

 

Es ist bekannt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen sozialer und sozioökonomischer Lage und der Problematik der Übergewichtigkeit gibt. Angesichts der Sozialstruktur des Bezirks Bergedorf ist deshalb eine ungleiche Verteilung der Betroffenen über den Bezirk zu erwarten. In Anbetracht dessen ist es wichtig, dass Hilfsangebote auf die betreffenden Wohngebiete ausgerichtet werden.

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:

 

 

 

 

Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) beantwortet das Auskunftsersuchen vom 13.11.2017 wie folgt:

 

Verteilung der Betroffenen:

1.Wie sind die in der letzten Schuleingangsuntersuchung als adipös eingestuften Kinder auf die einzelnen Stadtteile im Bezirk Bergedorf verteilt?

2.Liegen Daten für andere Bevölkerungsgruppen (Kleinkinder, Jugendliche, Erwachsene) vor?

Wenn ja, welcher Art und wie alt sind die Daten?

Wie stellt sich bei diesen Gruppen die Verteilung der Betroffenen über den Bezirk dar?

Die Verteilung adipöser Hamburger Kinder im Einschulungsalter auf Stadtteilebene ist aus dem im Internet verfügbaren Faktenblatt der BGV unter nachfolgendem Link ersichtlich

http://www.hamburg.de/faktenblaetter/8111166/faktenblatt-adipositas/.

Zur Darstellung statistisch valider Ergebnisse (Vermeidung zu kleiner Fallzahlen) wurden die Untersuchungsjahre 2014 bis 2016 zusammengefasst betrachtet. Trotz dieser Zusammenfassung von drei Jahren ergeben sich für sechs von elf Stadtteilen in Bergedorf keine ausreichenden Fallzahlen. Ersichtlich wird jedoch, dass die Stadtteile Lohbrügge und Neuallermöhe – wenn auch nicht Hamburg weit, so doch innerhalb des Bezirks Bergedorf – die höchsten Anteile adipöser Kinder aufweisen.

Für die anderen angefragten Altersbezüge (Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene) liegen der für Gesundheit zuständigen Fachbehörde auf Bezirks- bzw. Stadtteilebene keine Daten vor.

 

 

Hilfsangebote im Bezirk:

3.Ist das Programm "Moby Kids" im Bezirk mit Angeboten vertreten?

4.Welche präventiven Maßnahmen bieten die Krankenkassen im Bezirk an?

Hierzu liegen keine Informationen vor.

 

5.Welche Präventionsprogramme gibt es in den Kindergärten, speziell in denen von Elbkinder als dem größten städtischen Träger?

Der Senat misst dem Essen in Kitas eine hohe Bedeutung zu. Die Betreuungsangebote in den Kitas schließen grundsätzlich ein kostenfreies, warmes Mittagessen mit ein. In den „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine ausgewogene Ernährung eine wesentliche Bedingung für die gesunde körperliche und emotionale Entwicklung eines Kindes ist. Kitas werden als Orte verstanden, an denen Kinder in vielfacher Weise mit Wissen und Fertigkeiten bezüglich einer gesunden Ernährung bekannt gemacht werden. In den Kita-Bildungs­empfehlungen wird auch auf die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hingewiesen. Einige Träger haben darüber hinaus eigene Qualitätsstandards- und verfahren zum Thema: „Ernährung“ eingeführt. So wurden die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten gGmbH mit dem Konzept „FitKid“, das sich an den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientiert, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgezeichnet. Damit garantieren die Kitas, dass Kinder eine vielseitige vollwertige Ernährung erfahren mit dem Ziel, dass Kinder von Anfang an lernen, sich gesund zu ernähren. Zur Ernährungserziehung haben die Elbkinder eine eigene Handreichung, die auf die Kriterien von Fitkid abgestimmt ist. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Adipositas im Kindesalter.

 

6.Gibt es im Bereich der Jugendhilfe Angebote - speziell in SAH-Projekten bzw. der OKIJA?

Siehe Antwort zu 3. und 4.

 

7.Gibt es Angebote der Ernährungsberatung speziell zu diesem Thema?

In Bergedorf steht eine Ernährungsberatungsstelle zur Verfügung, die „Zentrale für Erhrungsberatung“ der HAW Hamburg, zu deren Zielgruppe unter andrem Kinder gehören. Weiterhin kann Beratung zur Ernährung auch von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern angeboten werden.

 

8.Gibt es im Bereich der Selbsthilfe Angebote (KISS)?

Keine der Selbsthilfegruppen zum Themenfeld Adipositas in Bergedorf richtet sich derzeit an Kinder oder Eltern von Kindern mit Adipositas.

 

9.Gibt es im Rahmen der Frühen Hilfen Angebote?

Die richtige und gesunde Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern ist Bestandteil der Begleitung einer Familie durch eine Familienhebamme oder Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger. Eltern erhalten von verschiedenen Stellen Informationen zum Thema Stillen und Ernährung, und damit auch zur Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht. So bekommen sie in den Geburtskliniken nach der Geburt ihres Kindes mit der RundumWillkommen-Broschüre – „Wer mich begleitet“ den Hinweis, dass Mütterberatungen, Kinderärztinnen und Kinderärzte sowie Hebammen auch zu Fragen der Ernährung beraten. Außerdem wird in der Broschüre auf die Bedeutung der Kindervorsorgeuntersuchungen hingewiesen. Diese beinhalten in Folge des Präventionsgesetzes und der neuen Kinderrichtlinie jetzt explizit die ärztliche Beratung der Eltern zu bestimmten Gesundheitsthemen, auch zur Ernährung. In dem überarbeiteten Gelben Kinderuntersuchungsheft können Kinderärztinnen/-ärzte jetzt individuelle ärztliche Empfehlungen, z. B. für weitergehende Behandlungen geben.

 

 

 

 

 

 

Petitum/Beschluss

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