21-1233

Stadtwerkstatt Moorfleet hier: Abschluss und Vorstellung der Ergebnisse

Beschlussvorlage

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Gremium
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09.02.2022
Sachverhalt

 

Mit der Drucksache 20-1293 hat die Bezirksversammlung Bergedorf am 20.07.2017 die Durchführung einer Stadtwerkstatt in Moorfleet beschlossen.

Aufgrund seiner Lage zwischen den Gewerbe- und Industriegebieten von Rothenburgsort und Billbrook auf der einen und den durch Landwirtschaft und Gartenbau geprägten südlich angrenzenden Gebieten der Vier- und Marschlande auf der anderen Seite, befindet sich Moorfleet seit vielen Jahren im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen. Das Fehlen einer städtebaulichen Entwicklungsperspektive in Verbindung mit einer Vielzahl schleichender Veränderungen mit einem mindestens subjektiven Verlust an Lebensqualität führten zu großer Verunsicherung auf Seiten der Bürgerinnen und teilweise auch der dort ansässigen Betriebe und begründeten somit den Wunsch nach einer Stadtwerkstatt.

Nach guten Erfahrungen mit der Stadtwerkstatt Ochsenwerder sollte dieses Format auch in Moorfleet zur Anwendung kommen.

 

Unter Mitwirkung der beauftragten Büros WRS (Städtebau), EGL (Landschaftsplanung) und Kontor 21 (Moderation) begann die Stadtwerkstatt Moorfleet im Mai 2019 mit der öffentlichen Auftaktveranstaltung, der ca. 250 Moorfleeter Bürger:innen und Interessierte beiwohnten. Auf dieser Veranstaltung wurde einvernehmlich vereinbart, dass der weitere Stadtwerkstattprozess mit ausgewählten Akteuren weitergeführt werden sollte. Es folgten drei Stadtwerkstätten im kleineren Kreis und schließlich im Sommer 2020 eine Abschlussveranstaltung in Form einer Videopräsentation mit Online-Beteiligung, da pandemiebedingt keine öffentliche Abschlussveranstaltung in Präsenz stattfinden konnte. Ziel war es, diese anschließend nachzuholen. Die fortlaufend unsichere Pandemielage machte die Umsetzung jedoch weiterhin nicht möglich. Um unterschiedliche Positionierungen in Moorfleet einander anzunähern, wurde im November 2021 daher ein sogenanntes Schlichtungsgespräch auf Einladung des Vorsitzenden Mitglieds der Bezirksversammlung durchgeführt, an dem die wesentlichen Akteure aus Moorfleet sowie Vertreter:innen aller Fraktionen der Bezirkspolitik, des Bezirksamtes und der beauftragten Büros teilgenommen haben.

 

Der Stadtwerkstatt-Prozess war von Beginn an durch vielschichtige Interessenlagen und komplexe Rahmenbedingungen geprägt. Im Laufe der Stadtwerkstatt aufgekommene Themen wie die Zukunft des Holzhafens, eine zumindest teilweise gewerbliche Nutzung der Moorfleeter Wanne, die Schwerlastverkehrsproblematik, der Vertrag für Hamburgs Stadtgrün und die Corona-Pandemie haben die fachlich-inhaltliche sowie organisatorische Planung vor große Herausforderungen gestellt. Dennoch ist es im Ergebnis gelungen, unter Einbindung der Moorfleeter Bevölkerung eine rahmensetzende Zukunftsperspektive zu erarbeiten, das den Beteiligungs- und Meinungsbildungsprozess der Stadtwerkstatt dokumentiert und langfristige Perspektiven für Moorfleet aufzeigt.

 

Im Fokus liegt dabei die behutsame Weiterentwicklung Moorfleets als Wohnstandort durch Nachverdichtung und Entwicklung neuer Wohnnutzungen an dafür geeigneten Orten. Um flexibel auf die künftige Entwicklung des Holzhafens reagieren zu können, wurde das Konzept in 2 Varianten gedacht - “Blaues Moorfleet und “Grünes Moorfleet“. Das „Blaue Moorfleet“ hat sich in dem Stadtwerkstatt-Prozess als Vorzugsvariante herausgebildet und soll ein starkes Signal für Moorfleet setzen. Wesentliche Merkmale bzw. Ideen und Vorschläge des „Blauen Moorfleet“ sind:

 

Holzhafen:

  • Ausbaggerung einer Fahrrinne und des Hafenbeckens, um Schiffbarkeit zu sichern
  • Entwicklung eines gemischt genutzten maritimen Quartiers für Wohnen und Gewerbe mit einem wassserbezogenen Schwerpunkt sowie Freizeitangeboten und Hausbootliegeplätzen

 

Nordspitze Moorfleet:

  • Verlagerung des bestehenden Gewerbebetriebs und Anlage eines naturnahen Parks unter Berücksichtigung der Entwicklungsperspektiven der bestehenden Werft

 

Sollte das „Blaue Moorfleet“ aufgrund der kostenintensiven Ausbaggerung nicht realisierbar sein, könnte das „Grüne Moorfleet“ zum Tragen kommen. Dieses wird durch folgende wesentliche Merkmale bzw. Ideen und Vorschläge getragen:

 

Holzhafen:

  • Aufgabe der wassergebundenen Nutzungen und Verlagerung an die Nordspitze, Rückbau von Hafenanlagen
  • Entwicklung des Hafenbeckens zum Süßwasserwatt und Teil des NSG

 

Nordspitze Moorfleet:

  • Entwicklung eines gemischt genutzten maritimen Quartiers für Wohnen und Gewerbe mit einem wassserbezogenen Schwerpunkt sowie Freizeitangeboten und Hausbootliegeplätzen
  • Verlagerung des bestehenden Gewerbebetriebs und Anlage eines naturnahen Parks

 

In beiden Varianten ist als Schlüsselprojekt eine Verbindungsstraße zwischen der Andreas-Meyer-Straße und den Straßen Sandwisch/Moorfleeter Deich vorgesehen, um insbesondere den Schwerlastverkehr effizienter zu lenken. Ein weiteres Schlüsselprojekt ist die Idee eines kleinen Gewerbeareals an der Andreas-Meyer-Straße, um Raum für die Verlagerung Moorfleeter Betriebe bieten zu können, was wiederum Entwicklungen an anderer Stelle ermöglichen würde, die besser in das dörfliche Umfeld passen.

 

Letztendlich konnte in dem Stadtwerkstatt-Prozess keine von allen Beteiligten in allen Punkten mitgetragene Zukunftsperspektive gefunden werden. Auf breiten Konsens ist das „Blaue Moorfleet“ gestoßen, welches vorrangig weiterverfolgt werden soll. Insbesondere aber die Schlüsselprojekte Verbindungsstraße und Gewerbegebiet waren bei den Moorfleeter Akteuren umstritten und wurden in den Stadtwerkstätten sowie im Schlichtungsgespräch kontrovers diskutiert. Im letztgenannten Schritt konnten jedoch eine Annäherung der Positionen sowie ein geteilter Ansatz für das weitere Vorgehen und den Abschluss der Stadtwerkstatt gefunden werden. Es wurde vereinbart, dass kontrovers diskutierte Projekte entsprechend gekennzeichnet werden bzw. einer weiteren und besonders sorgfältigen Prüfung bedürfen, auf deren Basis das weitere Vorgehen zu entscheiden ist.

 

Die vorliegende rahmensetzende Zukunftsperspektive ist so zu verstehen, dass es die im Rahmen des Stadtwerkstattprozesses diskutierten Vorschläge und Ideen abbildet. Bei den Ergebnissen der Stadtwerkstatt Moorfleet handelt es sich somit um eine Rahmensetzung, die keine rechtliche Bindungswirkung entfaltet. Bei einer möglichen künftigen Konkretisierung der Planungen, müssten insbesondere die Setzung von Prioritäten und die Mitwirkungsbereitschaft von verfügungsberechtigten Akteuren berücksichtigt werden.

 

Hinweise: mit dieser Ausschussvorlage werden der Endbericht und die Konzeptkarte übersandt. Die wesentlichen Inhalte werden in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vorgestellt.

 

Petitum/Beschluss

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt die Ergebnisse des Stadtwerkstatt-Prozesses als rahmensetzende Zukunftsperspektive zur Kenntnis und fordert die Bezirksamtsleiterin auf, bei Planungen und Projekten sowie der Beurteilung von Vorhaben Dritter auf die Erkenntnisse und Ergebnisse der Stadtwerkstatt zurückzugreifen.

 

 

Anhänge

1) Projektbericht Stadtwerkstatt Moorfleet

2) Konzeptkarte