Schulgelände Kirchwerder - Festplatz Vier- und Marschlande Hier: Ergebnisse der städtebaulich-landschaftsplanerischen Konzeptentwicklung zur Nachnutzung Bezugs-Drucksachennummer: 21-1532
Letzte Beratung: 08.04.2025 Regionalausschuss Ö 5
Bis 2014 war der Festplatz „Auf dem Sülzbrack“ ein fester Bestandteil der Vier- und Marschlande, auf dem über das Jahr verteilt unterschiedliche Festveranstaltungen stattgefunden haben. Insbesondere der überregional bekannte Erntedankumzug, der regelmäßig mehr als 50.000 Besuchende anzieht, fand auf dieser Fläche statt. In 2015 wurde die Fläche zunächst als Ersteinrichtung für Geflüchtete benötigt, später zu einer Folgeeinrichtung umgebaut, sodass sie für mehrere Jahrzehnte nicht zur Verfügung steht. Im Zuge der Etablierung der öffentlich-rechtlichen Unterbringung (ÖRU) auf dem ehemaligen Festplatz wurde zwischen den beteiligten Behörden folgende Vereinbarungen getroffen:
Das Erntedankfest findet seit 2015 auf einer Ausweichfläche, dem sog. Schafspferch (zwischen Zollenspieker Hauptdeich und Kirchwerder Elbdeich gelegen) statt. Weitere Veranstaltungen konnten und können auf dieser provisorisch hergerichteten Interimsfläche nicht stattfinden.
In den Jahren 2016 – 2022 sind zahlreiche Flächenprüfungen von potenziellen Ersatzflächen durchgeführt worden, allerdings konnte nur eine private Fläche als potenziell geeignet eingestuft werden. Verhandlungen zum Ankauf dieser Fläche zwischen Grundeigentümer und LIG haben leider nicht zum Erfolg geführt.
Somit standen bis dato in der näheren und weiteren Umgebung des heutigen Festplatzes keine den Anforderungen entsprechenden Alternativflächen zur Verfügung stehen.
Mit Planung/Realisierung eines neuen Schulstandortes für den Neubau der Stadtteilschule Kirchwerder am Kirchenheerweg und dem Wegfall der bisherigen Nutzung am Altstandort ab 2025 hat sich eine Möglichkeit eröffnet, im Bereich der Vierlande einen neuen Festplatzstandort zu prüfen.
Der Regionalausschuss hat in seiner Sitzung am 17.01.2023 über die Drucksache 21-1532.02 beraten und einstimmig folgendes Petitum beschlossen:
Die Bezirksamtsleiterin wird gebeten, die vorgeschlagene Fläche der jetzigen „Stadtteilschule Kirchwerder“ am Kirchwerder Hausdeich als Standort für einen neuen Festplatz zu prüfen und mit den zuständigen Behörden Gespräche zur Umsetzung zu führen.
Das Bezirksamt hat sich daraufhin intensiv mit der Prüfung einer möglichen Nachnutzung der Schulfläche durch einen Festplatz, eine Wohnbebauung und weitere Nutzungen beschäftigt. Zunächst wurde ein Anforderungsprofil erarbeitet, auf dessen Basis über eine Auftragsvergabe ein Nachnutzungskonzept erarbeitet wurde.
Die Erarbeitung des Nachnutzungskonzeptes erfolgte unter intensiver Abstimmung und Beteiligung der betroffenen Dienststellen. Im Ergebnis formuliert das Anforderungsprofil an die Fläche eine Vielzahl von Nutzungsansprüchen, die möglichst vollumfänglich auf dem ehemaligen Schulgelände unterzubringen sind. Ein besonderer Fokus lag von Prozessbeginn an auf einer neuen Festplatzfläche. Das Ziel für die Erarbeitung bestand darin, einen neuen attraktiven und dauerhaften Festplatz für die Vier- und Marschlande zu schaffen, der, ergänzt um weitere Nutzungsbausteine, zu einem ganzjährig nutzbaren Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität auch abseits der Feste wird.
Zu den Nutzungsbausteinen zählen neben dem Festplatz Potenzialflächen für den Wohnungsbau (vgl. Wohnungsbauprogramm), ein öffentlicher Spielplatz für alle Altersgruppen sowie eine Skateanlage, die auf dem ehemaligen Festplatz „Auf dem Sülzbrack“ ebenfalls vorhanden war und bisher nicht ersetzt werden konnte. Die kleine Turnhalle der Grundschule muss erhalten bleiben, da sie weiterhin von der am Standort verbleibenden Grundschule genutzt wird. Zudem bestand auch der Wunsch nach einem Basketballplatz.
Aus der Lage der ehemaligen Schulfläche an der Gose-Elbe ergab sich zudem das Erfordernis eines Auenentwicklungsbereichs mit einer Fläche von ca. 8.000m². Derzeit reicht die Schulnutzung bis an die Uferkante heran, wodurch es der Gose-Elbe an Auenentwicklungsbereich mangelt. Weiterhin soll der schützenswerte Baumbestand im zentralen Bereich der ehemaligen Schulfläche sowie der Baumbestand im nordwestlichen Bereich der Fläche erhalten werden.
Vor diesem Hintergrund haben das BA-Bergedorf, SBH und LIG Ende 2023 gemeinsam die Erarbeitung eines städtebaulich-freiraumplanerischen Konzeptes beauftragt. Mit der Erarbeitung dieses Konzeptes unter Berücksichtigung und Strukturierung der geforderten Nutzungsbausteine wurden die Büros WRS und EGLbeauftragt.
Das Ergebnis der Erarbeitungsprozesses ist ein abgestimmtes Strukturkonzept für die Nachnutzung der Schulfläche Kirchwerder, das alle geforderten Nutzungsbausteine berücksichtigt und zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammenfügt.
Für den zukünftigen Festplatz ist eine Fläche von rund 8.000 m² vorgesehen, die durch ein Baumoval eine räumliche Fassung erhält. So entsteht ein prägnanter und klar definierter Ort für die Vier- und Marschlande, der Platz für Veranstaltungen und die Aufstellung derFestwagen bietet. Die Erschließung soll über die bereits vorhandene Zufahrt im Norden des ehemaligen Sportplatzes vom Kirchwerder Hausdeich aus erfolgen. Im Sinne der Multikodierung und für eine ganzjährige Nutzbarkeit steht die Fläche für verschiedene Freizeitaktivitäten abseits der Feste zur Verfügung. So grenzt die geforderte Skateanlage unmittelbar an den Festplatz. Auf dem Festplatz selbst wird ein Streetballfeld mit demontierbarem Mast verortet, das die mit dem Umzug der Schule wegfallenden Basketballkörbe ersetzt.
Entlang der Gose Elbe erstreckt sich ein Auenentwicklungsbereich, der auf einer Breite von bis zu 38 m eine auentypische Flora und Fauna aufweisen soll. Durch die Aufweitung des Uferbereiches werden Flachwasserbereiche geschaffen. Ein Steg lädt zur Naturbeobachtung ein, verfügt jedoch nicht über einen Wasserzugang, um den naturnahen Raum eine ungestörte Entwicklung zu ermöglichen. Der Gehölzbestand wird erhalten und um verträgliche Spielstationen ergänzt.
Zwischen der kleinen Turnhalle und dem Neubau der Grundschule soll zudem ein Spielplatz liegen. Im Bereich der ehemaligen Klassenhäuser und der großen Sporthalle ergänzt Wohnungsbau in gebietsverträglicher Ausgestaltung die Strukturen zu einem Gesamtkonzept. Vorgesehen sind in diesen Bereichen etwa 40 Wohneinheiten als Reihen- und Mehrfamilienhäuser in zweigeschossiger Bauweise. Die Erschließung erfolgt von Norden über eine Wohnstraße mit Wendehammer. Stellplätze werden sowohl mittels dezentraler Stellplatzanlagen als auch grundstücksbezogen hergestellt. Durch die Erschließung der Wohngebäude von Norden ist die Wegeverbindung zwischen Grundschule und kleiner Turnhalle als reine Fußwegeverbindung ausgebildet.
Im Zuge einer frühzeitigen Informationsveranstaltung wurde das Nachnutzungskonzept am 19.02.2025 den direkten Anwohnenden vorgestellt. Das Bezirksamt hat die genaue Ausgestaltung des Konzepts in Bezug auf die geplanten Nutzungsbausteine präsentiert und den gesetzten Fokus auf eine Entwicklung in einer ortsverträglichen und sich an der Umgebung orientierenden Bebauung erläutert. In Bezug auf den geplanten Wohnungsbau sollen Reihen- sowie kleine Mehrfamilienhäuser entstehen, deren Volumen bzw. Geschossigkeit (II+Dach) sich am Umfeld orientiert. Ortsbildprägend sind Gebäude mit Satteldächern. Die Dachform wird auch für den geplanten Wohnungsbau anvisiert. Umgesetzt werden soll das Konzept auf der Grundlage des § 34 BauGB, nach dem sich Bauvorhaben im Innenbereich in die Umgebung einfügen müssen.
Insgesamt wurde das Nachnutzungskonzept von den Anwohnenden positiv bewertet. Hingewiesen wurde seitens der Anwohnenden auf den bereits bestehenden Parkdruck, Hol- und Bringverkehr sowie auf Themen aus dem Bereich Arten- und Naturschutz, insbesondere auf eine derzeit in den Schulgebäuden nistende Mauerseglerpopulation, deren Schutz zu berücksichtigen ist. Eine artenschutzfachliche Begutachtung der Gebäude auf dem Grundstück liegt bereits vor. Die darin vorgeschlagenen Kompensationsmaßnahmen zum Erhalt der Vogelpopulationen werden bei Abrissmaßnahmen entsprechend berücksichtigt. Den Empfehlungen folgend werden für den Ende dieses Jahres vorgesehenen Abbruch des zweigeschossigen Fachtrakts an der Fassade des Grundschulgebäudes Kompensationsmaßnahmen in Form von Nistkästen umgesetzt.
Neben der Beteiligung der direkten Anwohnenden wurde das Nachnutzungskonzept auch Teilen des Förderverein Erntedankfest e.V vorgestellt, die das Konzept und den neuen Festplatz für die Vier- und Marschlande ebenfalls positiv bewerteten. Mit dem neuen Festplatz sind einige organisatorische Änderungen in Bezug auf den ruhenden Verkehr und Festumzugsroute verbunden, die jedoch gut lösbar erscheinen. Um eine Ausstattung mit Strom- und Wasseranschlüssen wurde gebeten.
Das Ergebnis des Nachnutzungskonzepts wird dem Regionalausschuss in der Sitzung am 08.04.2025 vorgestellt und erläutert.
Der Regionalausschuss stimmt dem erarbeiteten Nachnutzungskonzept zu und beauftragt die Bezirksamtsleiterin die weiteren Schritte zur Umsetzung durchzuführen.
Über den Fortgang der Festplatzplanung ist dem Regionalausschuss zu gegebener Zeit Bericht zu erstatten.
Nachnutzungskonzept
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