Neugestaltung Serrahnstraße - Vorstellung der Entwurfsplanung
Der Stadtentwicklungsausschuss hat sich mit dem Thema Bergedorfer Hafen intensiv auseinandergesetzt. Eine Befassung fand im Mai 2013 statt, daraus resultierten mehrere Stadtwerkstätten. Das Engagement der Bergedorferinnen und Bergedorfer innerhalb und außerhalb der Stadtwerkstätten und auch die Bereitschaft, sich in die Stadtwerkstätten einzubringen, waren enorm hoch.
Aus dieser Beteiligung heraus wurden „Neuen Lieblingsorte“ für eine mittelfristige Umsetzung definiert. Eine qualitativ hochwertige Neugestaltung der Serrahnstraße - als Promenade - gehörte unter anderem zu diesen Orten.
Um die Umgestaltung der Serrahnstraße zu ermöglichen, wurde 2018 ein Verfahren (freiraumplanerische Mehrfachbeauftragung) durchgeführt. Im November 2018 empfahl das Preisgericht dem Bezirksamt einstimmig, das mit dem ersten Rang gekürte Team „Ando Yoo Landschaftsarchitektur“ mit der weiteren Bearbeitung der Neugestaltung der Serrahnstraße zu beauftragen. Das Preisgericht lobte insbesondere die konzeptionelle Leitidee, die die Schaffung einer Serrahnpromenade mit maritimen Hafencharakter und starkem Wasserbezug vorsieht. Der Entwurf besticht durch eine konsequente Umsetzung der konzeptionellen Leitidee in Materialwahl und Ausstattung.
Anfang 2020 konnte der Vertrag für die erste Beauftragung – die Entwurfsplanung - unterzeichnet werden. Die Entwurfsplanung liegt nun vor und sieht folgende Elemente vor:
Raumkonzept:
Die ca. 13m breite Serrahnstraße soll durch die Umgestaltung großzügiger werden und mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Dabei werden denkmalgeschützte Elemente wie der letzte Drehkran und die historische Kaimauer einbezogen. Die Straßenoberfläche zwischen den Gebäuden und der Wasserkante wird in drei Zonen gegliedert:
Entlang der Bebauung, die in den Erdgeschossen überwiegend durch Restaurants und Cafés genutzt wird, ist in einem rund 3m breiten Streifen die Sondernutzung für Außengastronomie vorgesehen.
Die mittlere Zone ist als Bewegungszone definiert, die auch dem Anlieferverkehr und im Notfall der Feuerwehr vorbehalten ist. Um die Versorgung bzw. Entsorgung sowie das Befahren der Straße im Brandfall durch entsprechend große Fahrzeuge zu gewährleisten, ist die mittlere Zone mit mindestens 3.5m Breite als Fahrtrasse konzipiert und weitet sich Richtung CCB auf rund 5m auf.
Die Zone an der Wasserkante wird weitgehend offen gestaltet und von privaten Nutzungen freigehalten. Diese Zone kann temporär für Märkte und kleine Veranstaltungen als Wartebereich für Ausflugsschiffe und für den Aufenthalt am Wasser genutzt werden. Mit mindestens 3.5m Breite bietet sie ausreichend Platz für diverse Sitzmöglichkeiten.
Zwischen dem Außengastronomiebereich und der Fahrtrasse werden in einem rund 1m breiten Band aus Granitplatten diverse Einbauten, wie Beleuchtung, Schilder und Papierkörbe untergebracht sowie kleinkronige Bäume gesetzt. Das Plattenband dient somit der optischen und funktionalen Abgrenzungen der Fahrtrasse zum Sitzbereich der Außengastronomie.
Materialien:
Die Dreigliederung der Straßenoberfläche wird durch einen durchlaufenden Belag aus geschnittenem Granit-Großpflaster und zwei darin eingelegte Granit-Plattenbänder erreicht. Beides sind Materialien, die an die ehemalige Hafennutzung erinnern sollen. Darüber hinaus sind sie gut begehbar und auch für eine barrierefreie Gestaltung geeignet. Das Plattenband zur Hafenkante ist etwas schmaler gestaltet und im Bereich des alten Drehkrans unterbrochen. Der Kran ist mit einem Teppich aus ungeschnittenem Granit-Großpflaster eingerahmt.
Mobiliar:
Das neue Mobiliar in der Serrahnstraße wird einheitlich gestaltet. Es wird empfohlen, dass die für die Außengastronomie genutzte Bestuhlung mit den öffentlichen Einbauten harmoniert. Das Mobiliar für die Außengastronomie kann aus unbehandeltem Holz bzw. aus einer in einer einheitlichen Farbe beschichteten Stahlkonstruktion bestehen. Ebenfalls aus Stahl in Tischhöhe gefertigte Pflanzkübel könnten als Windschutzelement bzw. Trennwand zwischen Außengastronomie und der mittleren Bewegungszone dienen. Es wird ein leichtes, flexibles Mobiliar für die Außengastronomie vorgeschlagen, dass im Notfall schnell entfernt werden kann.
Entlang der Kaimauer sind die Sitzmöbel aus gestapelten, massiven Balken gefertigt, die an den historischen Hafenumschlag von Holz aus dem Sachsenwald erinnern sollen. Diese „Stapelbänke“ können bei Veranstaltungen an Ort und Stelle bleiben und als Ablage für Waren oder als Podest vielfältig genutzt werden. Ein zweites Element bilden bepflanzte Stahlkübel, die in ihrer Form alten Hafenschuten gleichen. Holzsitzauflagen mit Rückenlehnen ermöglichen auch hier eine Nutzung als „grüne“ Sitzmöbel.
Fahrradbügel aus Flachstahl sind am Eingang zur Serrahnstraße von der Alten Holstenstraße, am Kulturforum und je nach Bedarf an den einzelnen Gastronomiebetrieben vorgesehen.
Geländer:
Um die Kaimauer am Serrahn einheitlich zu gestalten, wird das neue Geländer optisch wie das bereits vorhandene Geländer am CCB gestaltet.
An den Wassertreppen sind zudem Schilderrahmen in das Geländer integriert, für die Bezeichnung der Wassertreppen am Schilderkopf, den Aushang von Fahrplänen oder Geschichtliches zum Serrahn. Weitere Schilderrahmen im ähnlichen Stil können im Plattenband zur Verfügung gestellt werden.
Bepflanzung:
Ein wichtiges und von der Jury gewürdigtes Element des Entwurfs ist die Neubepflanzung der Baumreihe entlang der Häuserfronten, um den Hafencharakter stärker betonen zu können.
Dieses Entwurfselement sollte jedoch noch einmal überprüft werden, inwieweit ein Teil des alten Baumbestands der Platanen in den Eingangsbereichen erhalten werden könnte. Ein Erhalt wird nach gutachterlicher Überprüfung aus fachlichen, wirtschaftlichen und ästhetischen Gründen nicht empfohlen. Die Bautätigkeiten im Untergrund können sich auf einen langfristigen Erhalt der Bäume auswirken, die große Wuchshöhe der Platanen ist für den Standort untypisch und verursacht Konfliktpotenzial zwischen den Baumkronen und den Nachbargebäuden - ein hoher Zeit- und Kostenaufwand zur Baumpflege wird verursacht. Daneben haben die Bäume in der Nähe der Kaimauer Einfluss auf deren Haltbarkeit.
Anstatt der zu groß gewordenen Platanen werden daher hochstämmige Baume vorgeschlagen, die im Gegensatz zur bisherigen Bepflanzung von der Hafenkante abgerückt sind. Sie bilden einen schattenspendenden Schirm über der Bestuhlung für die Außengastronomie. Die neue Baumreihe vermittelt zwischen dem geschnittenen Lindenband am dreieckigen Bahnhofsplatz und den Bäumen in der Alten Holstenstraße. Neben der Baum-Felsenbirne (Amelanchier arborea „Robin Hill“) könnte alternativ als einheimische Baumart der Weißdorn (Crataegus monogyna) gepflanzt werden, in Ergänzung zu den bereits vorhandenen Weißdornen im näheren Betrachtungsraum der Alten Holstenstraße. Außerdem steht der Amberbaum (Liquidambar) zur Diskussion.
Zur Schaffung einer „grüneren“ Eingangssituation wird noch im Bereich der Einmündung zur Alten Holstenstraße die Setzung einer kleinen zweiten Baumreihe (zwei zusätzliche Bäume) überprüft. Eine erste Vorprüfung zeigt, dass die Variante grundsätzlich möglich erscheint. Der Bereich würde jedoch von der Grundkonzeption abweichen, da das Plattenband in dem Bereich umgelegt werden müsste. Des Weiteren wären Wurzelschutzvorrichtungen zur Kaimauer notwendig. Eine abschließende Beurteilung wird in den kommenden Wochen erwartet.
Die Verwendung von Ziergräsern, wie Strandhafer (Ammophila arenaria), Plattährengras (Chasmanthium latifolium) und Strandroggen (Leymus arenarius) in den schutenartigen Pflanzkübeln an der Kaimauer soll an den Hafenumschlag von Getreide erinnern. Die Windschutzkübel bzw. Trennelemente entlang der Restaurants könnten ebenfalls mit diesen pflegeleichten Gräsern bepflanzt werden.
Beleuchtung:
Die vorhandenen Mastleuchten werden weiterverwendet. Ihre bisherige Lage an der Kaimauer wird jedoch aufgegeben. Die Lichtmasten reihen sich in das gebäudeseitige Plattenband zwischen die neuen Bäume ein, um die Hafenkante stärker von Einbauten frei zu halten und ihren ursprünglichen Charakter zu betonen.
Kosten:
Die aktuelle Kostenschätzung sieht derzeit auf Grundlage der Entwurfsplanung und interner Prüfung einen finanziellen Aufwand von rund 1.900.000 EUR vor.
Es ist vorgesehen eine Förderung im Rahmen des Hamburger Plätze-Programms zu erwirken.
Die übrigen finanziellen Mittel stehen im Haushalt, u.a. im Rahmen der RISE-Förderung, zur Verfügung.
Der Stadtentwicklungsausschuss stimmt der vorliegenden Entwurfsplanung zu und beauftragt den Bezirksamtsleiter die weiteren Planungsschritte auf dieser Basis durchzuführen.