21-1132

Lohbrügger Markt 2-4 / Alte Holstenstraße 1 Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfs und Einleitung des Bebauungsplanverfahrens Lohbrügge 94

Beschlussvorlage

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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03.11.2021
Sachverhalt

Die RED Baufeld GmbH hat in Abstimmung mit dem Bezirksamt Bergedorf im Februar 2020 einen eingeladenen kooperativ hochbaulichen Realisierungswettbewerb für das Eckgrundstück Lohbrügger Markt / Alte Holstenstraße / Ludwig-Rosenberg-Ring mit zwei städtebaulichen Ideenteilen für eine Stellplatzfläche auf der gegenüberliegenden Seite des Ludwig-Rosenberg-Rings sowie für einen nördlichen Teilbereich des Sander Marktes ausgelobt (Auslobungsunterlagen siehe Drs. 21-0181).

Der Wettbewerb wurde unter dem Namen "LoMa4" mit breiter Einbindung der Öffentlichkeit, des Stadtteilvereins sowie der Vertretungen des Einzelhandels durchgeführt. Das Ergebnis des Realisierungswettbewerbs wurde dem Stadtentwicklungsausschuss in seiner Sitzung am 7.10.2020 vorgestellt (siehe Drs. 21-0550). Der Siegerentwurf von ROBERTNEUN™ Architekten mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur wurde, ausgehend von den Überarbeitungsempfehlungen der Jury, überarbeitet und weiterentwickelt.

 

Grundzüge der Planung

 

Mit dem Vorhaben soll am nördlichen Ende der Fußgängerzone Alte Holstenstraße und gegenüber dem Lohbrügger Markt eine attraktive städtebauliche Neuordnung erfolgen, die der exponierten Lage entsprechend das städtebauliche Potential nutzt bzw. die Bedeutung des Standortes erhöht. Vorgesehen sind gewerbliche bzw. gastronomische Nutzungen sowie

Wohnungsbau.

 

Das vorgesehene Ensemble besteht aus vier Bausteinen: dem bestehenden Hochhaus sowie den neuen Gebäuden "Markthaus", "Apartmenthaus" und "Terrassenhaus". Die Neubauten an den Hauptverkehrsstraßen Lohbrügger Markt und Ludwig-Rosenberg-Ring sollen sechs und sieben Geschosse aufweisen, der Neubau am Sander Markt soll sich von sechs auf drei Geschosse abtreppen und somit auf unterschiedliche städtebauliche Situationen reagieren bzw. Impulse setzen. In den Erdgeschossen zum Lohbrügger Markt und Ludwig-Rosenberg-Ring werden Flächen für die Bankfiliale und zur Alten Holstenstraße eine Gastronomie mit Außenbereich vorgesehen. In den Obergeschossen sind insgesamt 112 neue Wohnungen geplant, davon mindestens 30% als öffentlich geförderte Mietwohnungen. Folgender Wohnungsmix ist vorgesehen: 6 Einzimmer-Wohnungen, 36 Eineinhalb- bis Zweizimmerwohnungen, 43 Zwei- bis Zweieinhalb-Zimmerwohnungen, sowie 27 Zweieinhalb- bis Vierzimmer-Wohnungen. Alle Gebäude haben Zugang zu einem gemeinsamen Innenhof und einem Dachgarten, die eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen sollen. Die Erschließung der Tiefgarage soll über den Sander Markt erfolgen. Das Ensemble soll durch einen Kiosk im Eingangsbereich der Alten Holstenstraße ergänzt werden.

Es zeichnet sich ab, dass einige Wohnungen im Sinne der maßgeblichen technischen Normen keine ausreichende Besonnung erhalten werden. Grund hierfür ist das städtebauliche Ziel, einen Baublock mit höherer Dichte zu entwickeln. Die Verwaltung ist bestrebt, diese Nachteile im weiteren Verfahren zu reduzieren.

 

Wesentliche Änderungen im Vergleich zum Wettbewerbsergebnis

Die im Folgenden beschriebenen Veränderungen des Entwurfs werden im Stadtentwicklungsausschuss näher erläutert.

 

1.

Bestandshochhaus

 

 

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Die am Bestandshochhaus vorgelagerten Loggien können wegen der statisch wirksamen Fassade (vorhandene Brüstungen dienen der Aussteifung des Gebäudes) nicht realisiert werden und entfallen.

 

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Im Erdgeschoss und dem dazugehörigen Vorfeld zur Alten Holstenstraße soll wieder eine belebende Gastronomienutzung vorgesehen werden.

 

 

 

2.

Markthaus (zur Straße Lohbrügger Markt)

 

 

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Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind überwiegend Flächen für eine Haspa-Filiale vorgesehen. Die im Siegerentwurf dort vorgeschlagene Markthalle soll daher nicht realisiert werden.

 

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Das Gebäude wird um ein zusätzliches Vollgeschoss erhöht (von 5 auf 6 Geschosse), so dass ein städtebauliches Gewicht am Lohbrügger Markt und aufgrund der bereits im Siegerentwurf vorgesehenen größeren Gebäudehöhe des Apartmenthauses ein Gleichgewicht in Bezug auf das Ensemble geschaffen wird. Die Gebäudehöhe hat sich im Vergleich zu dem 5-geschossigen Gebäude einschließlich des Schildes auf dem Dach, das nicht benötigt wird, nicht verändert. Die zusätzliche Wohnfläche war in Bezug auf zusätzlichen Freiraumbedarf zu prüfen.

 

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Der Laubengang soll aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht mit einer geschlossenen Glasfassade, sondern mit einer halbhohen Glasbrüstung ausgeführt werden.

 

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Die Innenhofseite soll auskragende Balkone anstatt Loggien erhalten.

 

 

 

3.

Apartmenthaus (zur Straße Ludwig-Rosenberg-Ring)

 

 

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Die im Erdgeschoss vorgesehene Gewerbeeinheit wird ebenfalls für die Haspa benötigt.

 

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Die ursprünglich vorgesehene Erschließung des Gebäudes vom Ludwig-Rosenberg-Ring soll auf die Hofseite gelegt werden. Sie soll als breiter Laubengang mit Aufenthaltsqualität ausgebildet werden, wodurch sich für die zweiseitig orientierten Wohnungen eine nachbarschaftliche Zone zum Hof ergibt. Zudem soll die Erschließung eine Verbindung vom Innenhof bis zum Dach ermöglichen.

 

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Das Dach soll als Dachterrasse mit einer intensiven Dachbegrünung, Sitzgelegenheiten und Spielbereich ausgebildet werden und den Bewohnern Freiraumqualitäten bieten. Hierdurch sollen die Auswirkungen der hohen Dichtewerte gemildert werden.

 

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Aufgrund der Umplanung der Erschließung soll sich die straßenseitige Fassade grundlegend verändern. Die ursprünglich vorgesehene Glasfassade zeigt sich nun geschlossener und wird mit bunt glasierten Fliesen vertikal changierend ausgeführt.

 

 

 

4.

Freiraumbelange

 

 

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Die Lage des Kiosks im Eingangsbereich der Alten Holstenstraße hat sich aufgrund einer vorhandenen Stromleitung sowie eines Freihaltebereiches zu einer Entwässerungsrinne in Richtung Südost zu der geplanten Treppenanlage verschoben.

 

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Der Platz an der Kreuzung Lohbrügger Markt / Ludwig-Rosenberg-Ring wurde differenzierter ausgearbeitet.

 

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Die Gestaltung des Innenhofes wurde konkretisiert. Das wesentliche Gestaltungsmerkmal mit einer bewegten Topographie und starken Durchgrünung / Bäumen soll beibehalten werden.

 

 

 

5.

Mobilität / Stellplätze

 

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Die Tiefgarage soll anstelle von zwei Untergeschossen mit ca. 82 Stellplätzen nur noch ein Untergeschoss mit ca. 70 Stellplätzen aufweisen.

 

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Ein Angebot für Carsharing ist vorgesehen.

 

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Geplant sind 237 Fahrradstellplätze, davon 10% mit Ladeeinrichtung für E-Bikes sowie 10% mit einer Vorbereitung für Ladeeinrichtungen. 1 Fahrradstellplatz pro Wohnung soll barrierefrei sein. Für Lastenfahrräder / Fahrradanhänger sind 5 Stellplätze vorgesehen.

 

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Die Fahrradstellplätze befinden sich im Innenhof (überdacht), im Erdgeschoss des Terrassenhauses, im Untergeschoss der Tiefgarage sowie vor den Gebäuden.

 

Die Verwaltung empfiehlt dem Stadtentwicklungsausschuss, auf dieser Grundlage die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zu beschließen.

 

Bebauungsplanverfahren

Wegen der Lage des Plangebiets und dem Planungsziel handelt es sich um ein Verfahren für die Stärkung der Innenentwicklung im Sinne von § 13a des Baugesetzbuchs, zumal das Grundstück bereits heute bebaut ist bzw. bebaut werden darf. Dies bedeutet insbesondere, dass zur Beschleunigung der Planung ein Umweltbericht nicht erarbeitet werden muss. Gleichwohl wird das Bezirksamt die planungsbezogenen umweltrelevanten Aspekte ermitteln, bewerten und ggf. abwägen. In diesem Verfahren darf nach dem Baugesetzbuch auf eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung verzichtet werden und muss in Bezug auf die Öffentlichkeitsbeteiligung nur eine öffentliche Auslegung eines Planentwurfs durchgeführt werden. Auch vor den Hintergrund, dass die Öffentlichkeit bereits im Wettbewerbsverfahren beteiligt wurde, könnte von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werden. Sofern gewünscht, kann nach Zustimmung der Hamburger Fachdienststellen zum Planverfahren der Planungsstand z.B. im Rahmen einer frühzeitigen öffentlichen Auslegung zugänglich gemacht werden.

 

Petitum/Beschluss

 

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt den überarbeiteten Entwurf zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Bezirksamtsleitung mit der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens Lohbrügge 94. Gebeten wird zu prüfen, wie die Besonnung von Wohnungen, die nach dem Entwurf nicht ausreichend besonnt werden können, verbessert werden kann.

 

Anhänge

 

Anlage 1: überarbeiteter Lageplan

Anlage 2: Geltungsbereich Bebauungsplan