Lebensraum Zaun
Antrag der BAbg. Emrich, Wegner, Pelch und Fraktion der CDU
Die Singvogelpopulation hat in den letzten Jahren um ca. 8% in ganz Deutschland abgenommen. Betrachtet man aber die Zahl der Brutpaare in Hamburg, wurde ein Rückgang von 45% in den letzten 15 Jahren verzeichnet.
Eine Ursache für den Vogelschwund ist der immer kleiner werdende Lebensraum. Insbesondere in urbanen Gebieten, beispielsweise durch sanierte Gebäude oder Neubauten, deren Fassaden keine Vorsprünge und Nischen mehr bieten. Der Hauptgrund ist aber der extreme Rückgang des natürlichen Futtervorrats, den Insekten. Diese benötigen für ihr Überleben insbesondere Totholz und verwilderte Grünstreifen.
Auch viele heimische Säugetierarten sind auf dieses Futter angewiesen. So zählen auch Igel, Fledermäuse, Maulwürfe, Feldhamster und Spitzmäuse zu den gefährdeten Arten. Von den vielen Reptilien wie Frösche, Kröten etc. ganz abgesehen.
Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, den Insektenbestand wieder zu erhöhen, ist die Schaffung von zusätzlichen Lebensräumen auch in urbanen Gebieten. Lebensraum im und am Zaun! Der Bezirk könnte mit nachfolgenden Anregungen bei öffentlichen Flächen und städtischen Bauprojekten als gutes Beispiel vorangehen und den Bergedorferinnen und Bergedorfern somit auch Beispiele für einen insekten- und tierfreundlichen Garten geben.
Mit wenig Aufwand kann aus einem normalen Zaun ein echter Hingucker und toller Lebensraum für Tiere werden. Es beginnt damit, unbehandelte Holzzäune zu nutzen. Es gibt langlebige Holzarten wie Lärche, Douglasie oder Eiche, die zudem nachhaltig sind.
Aber auch Metallstabzäune, doppelt gesetzt und mittig mit Schnittresten, Steinen oder Holz aufgefüllt, können gleichzeitig schön und wertvoll sein. Ein Blockhaus- oder Weidenzaun fügt sich wunderbar in seine Umgebung ein und hält länger als mancher Maschendraht. Auch einfachen Maschendrahtzäune, sinnvoll mit Rankpflanzen begrünt, können ein Zugewinn sein.
Beton-, Steinzäune oder Trockenmauern, richtig gebaut, ergeben einen wunderbaren Lebensraum für Eidechsen, Hummeln und Bienen. Dazu noch etwas bepflanzt, sind sie ein natürliches Insektenhotel.
Palisaden und Hecken stellen die besten Zaunarten dar. Es ist darauf zu achten, dass es sich nicht um Exoten wie z.B. Kirschlorbeer handelt, sondern um heimische Heckenarten, mit denen unsere heimischen Tiere auch etwas anfangen können. Misch- und Naturhecken bringen grün in triste Neubaugebiete.
Für welchen Zaun auch immer man sich entscheidet, das WICHTIGSTE ist, immer 10 cm Raum über dem Boden zu lassen, damit Wildtiere diese Grenzen ohne Gefahr durchqueren können!
Natürlich wird der Bau dieser Zaunarten nicht überall möglich sein. Doch es wird auch Orte geben, wie z.B. an Spielplätzen, an Wegen oder Gewässern, wo sich diese Zäune ideal einfügen und einen Mehrwert bieten. Insofern muss die Umsetzung bei Neubau oder der Sanierung von Zäunen an den geeigneten Stellen erfolgen, ohne sie generell vorzuschreiben.
Wir beantragen daher, die Bezirksversammlung möge beschließen:
Das Bezirksamt wird aufgefordert,
1) wo möglich, künftig Zäune aus natürlichen Materialien zu bauen und durch o.g. Anregungen für eine Nutzung durch Insekten attraktiv zu machen.
2) die Zäune nach Möglichkeit erst ab 10 cm Höhe beginnen zu lassen, hilfsweise regelmäßige Durchlässe einzuarbeiten, um Tieren die Querung zu ermöglichen.
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