Kein Public-Viewing zur FIFA-WM im Bezirk Bergedorf
Letzte Beratung: 27.10.2022 Bezirksversammlung Bergedorf Ö 11.10
Antrag der BAbg. Mirbach, Westberg, Gruber, Heilmann - Fraktion DIE LINKE
Sport verbindet, Fußball verbindet. 90 Minuten lang schreien wir uns an, treten uns auf die Füße und danach sitzen wir am Tresen, trinken gemeinsam Bier und geben dem Schiedsrichter die Schuld an unserem Unvermögen. Alle vier Jahre trifft sich die Fußball-Welt und spielt den besten Nationalverband aus. Ein buntes Fest von Menschen mit Menschen für Menschen.
Das ist die Romantik einer fernen Vergangenheit, die auch heute noch vom Fußball-Weltverband FIFA propagiert wird. Doch scheinen sich die Funktionäre der FIFA nicht mehr für den Sport als Wettbewerb und Verbindungsmittel der Kulturen zu sehen, sondern als Gelddruckmaschine. Jedes Mittel scheint ihnen Recht zu sein, um sich immer mehr Geld in die eigenen Taschen stopfen zu können. Wie wenig ihnen dabei die Menschen bedeuten, musste nicht erst durch eine ehemalige Mitarbeiterin veröffentlicht werden, nach deren Aussage die FIFA von den Gastgeberländern unter anderem die Aussetzung von Arbeitnehmerrechten fordert, um die Spielstätten fristgerecht fertigstellen zu können. Das zeigt sich viel offensichtlicher. Für den Bau einiger Stadien in Südafrika, dem Gastgeber der FIFA-WM 2010, wurden tausende (wenn nicht sogar zehntausende) Menschen ihrer Heimat beraubt. Brasilien (Austragungsort 2014) gab dem Bau und der Modernisierung von Stadien, auch für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele, den Vorzug vor der Reformierung des kaputten Gesundheitssystems. Russland stattete als Gastgeber im Jahr 2018 jene, die für die Vergabe der WM an Putin und Co. stimmten, mit lukrativen Verträgen mit Gazprom aus.
Und nun also Katar! Ein Land ohne erwähnenswerte Fußballtradition, dafür aber mit jeder Menge Geld, erwirtschaftet vor allem mit der Förderung von Erdöl, Erdgas und daraus herstellbaren Produkten. Jede Stimme aus dem Exekutivkommitee, das über die Vergabe einer WM entscheidet, ließ man sich 1 Mio. Euro kosten. Katar, ein Land, in dem Demokratie und Menschenrechte ähnlich weit verbreitet sind wie Wälder. Man unterstützt radikalislamische Gruppierungen wie die Muslimbrüder oder die Hamas. Der Niedriglohnsektor wird fast ausschließlich von Arbeitsmigrant:innen bedient, die wie moderne Sklaven gehalten werden. Ihnen werden die Reisepässe abgenommen und erst wieder ausgehändigt, wenn sie das Land verlassen wollen. Dazu muss ihnen der Arbeitgeber bescheinigen, dass sie keine Schulden bei ihm haben. Die Menschen leben in eigenen Siedlungen, abgeschottet von Einheimischen und Tourist:innen, auf engstem Raum zusammengepfercht, ohne ausreichende Versorgung. Der Zutritt für Dritte ist verboten. Oft bleibt die Lohnzahlung aus. Das sind genug Gründe, sich der Bewegung “Boykott Qatar” anzuschließen.
Doch der dickste Brocken kommt zum Schluss: Im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2022 starben laut Angaben von Amnesty International mehr als 15.000 Arbeitsmigrant:innen. 15.000 weitere Gründe, kein Spiel und keine Berichterstattung des Turniers zu verfolgen.
Die Bezirksversammlung möge beschließen:
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