Bergedorf darf nicht abgeschnitten werden - Fernzughalte sichern
Letzte Beratung: 27.11.2025 Bezirksversammlung Bergedorf Ö 9.4
Antrag
der BAbg. Detmer, Bendt-Soetedjo, Brodbeck, Potthast und Fraktion der GRÜNEN
der BAbg. Jobs, Feiler-Siegert, Graßhoff, Cantay - Fraktion Die Linke
des BAbg. Froh - CDU Fraktion
Die Ankündigung der Deutschen Bahn, die verbleibenden Fernzughalte in Bergedorf zu streichen, sorgt in der gesamten Region für großes Unverständnis. Viele Menschen im Hamburger Osten hatten gehofft, dass die Generalsanierung der Strecke Hamburg nach Berlin auch für sie Vorteile in Form zusätzlicher Direktverbindungen bringen würde. Stattdessen verlieren sie nun die letzten verbliebenen Fernzughalte und damit eine wichtige Anbindung an die Hauptstadt.
Obwohl der Deutschlandtakt alle zwei Stunden einen Halt in Bergedorf vorsieht, begründet die Deutsche Bahn die Streichung mit einem vermeintlich geringen Nutzen für wenige Fahrgäste und einem angeblichen Nachteil für viele durch den Zeitverlust. Diese Argumentation ist jedoch nicht stichhaltig, denn im geplanten Deutschlandtakt halten ohnehin drei von vier Zügen nicht in Bergedorf. Damit würde ein Halt im vorgesehenen Zweistundentakt das Gesamtsystem des Deutschlandtakts in keiner Weise beeinträchtigen, sondern vielmehr dessen Ziel unterstützen, alle Regionen besser miteinander zu verbinden.
Gleichzeitig sind Fernzughalte in deutlich kleineren Orten wie Büchen, Ludwigslust und Wittenberge vorgesehen. Diese Regionen haben zusammen etwa 50.000 Einwohnende, während Bergedorf gemeinsam mit Reinbek, Wentorf und Glinde rund 200.000 Menschen erschließt.
Der Verzicht auf den Halt in Bergedorf schwächt die gesamte Metropolregion Hamburg. Fahrgäste aus dem Osten müssen künftig entweder mit der S-Bahn zum Hamburger Hauptbahnhof fahren oder in Büchen unter wenig attraktiven Bedingungen umsteigen. Zudem führt der Wegfall eines östlichen Haltepunkts zu einer weiteren Belastung des ohnehin stark frequentierten Hauptbahnhofs.
Für die Metropolregion Hamburg ist eine gute Erreichbarkeit ihrer Innovations- und Forschungsstandorte von zentraler Bedeutung. Einrichtungen wie der Energiecampus, die Sternwarte, der Körber Innovationspark und das Helmholtz Zentrum in Geesthacht sind auf eine leistungsfähige und direkte Anbindung angewiesen, um die wirtschaftliche und wissenschaftliche Stärke der Region zu sichern. Der Halt in Bergedorf ist daher weit mehr als eine lokale Frage. Er ist eine Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung des Hamburger Ostens und der gesamten Metropolregion.
Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen:
Stellungnahme der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM):
Zu 2.:
Für den Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) in Deutschland ist der Bund zuständig. Dieser wird eigenwirtschaftlich betrieben. Verschiedene Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), darunter z.B. die DB Fernverkehr AG oder Flix SE, bieten ihre Leistungen auf eigenes Risiko an. Sie prüfen fortlaufend ihre Haltepolitik und ihr Angebot und passen es gegebenenfalls an. Die DB InfraGO AG erarbeitet als unabhängiges Eisenbahninfrastrukturunternehmen aus den unterschiedlichen Anmeldungen des Schienenpersonen- und -güterverkehrs Trassen und erstellt einen Fahrplan. Die Bedienung von Bahnhöfen hängt u.a. von der Verfügbarkeit von einzelnen Trassen bei der DB InfraGO AG ab, die insb. in überlasteten Knoten wie in Hamburg eingeschränkt sein kann.
Zuletzt verkehrte ein tägliches Zugpaar der DB Fernverkehr AG von/nach Berlin, welches nach Angaben der DB Fernverkehr AG lediglich 20 Reisende im Schnitt (Januar-August 2025) nutzten. Momentan verkehren aufgrund der Generalsanierung keine Züge des Fernverkehrs. Dennoch gibt es positive Nachrichten: Kurzfristig konnte die DB Mitte November vermelden, dass nach Ende der Generalsanierung ab 01.05.2026 erneut der Halt Bergedorf bedient werden kann. Es wird der ICE 1901 um 7:00 Uhr Bergedorf in Richtung Berlin verlassen; der ICE 1902 aus Berlin um 20:57 Uhr eintreffen (bis 30.08. täglich, ab 31.08. Mo-Fr). Positiv ist ebenfalls, dass im Herbst 2026 der Halt Bergedorf zusätzlich regelmäßig von Zügen im Umleiterverkehr zwischen Berlin und Amsterdam bedient wird. Es bleibt abzuwarten, wie das Angebot durch die Bewohner:innen in Bergedorf und den anliegenden Gemeinden angenommen wird.
Für eine perspektivische Steigerung der Fahrgastzahlen ist eine Verstetigung eines Angebots hilfreich. Daher begrüßt der Senat im Sinne des Petitums, dass im Deutschlandtakt der Fernverkehrshalt Bergedorf im Wechsel mit Büchen berücksichtigt wird. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der Deutschlandtakt ein langfristiger Zielfahrplan ist, der erst vollständig gefahren werden kann, wenn alle darin unterstellten Infrastrukturmaßnahmen realisiert wurden.
Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass anzuerkennen ist, dass die Funktion der Halte Büchen und Ludwigslust eine Erschließungswirkung über deren Gemeindegrenzen hinaus haben, wobei Büchen u.a. das östliche Schleswig-Holstein inkl. Lübeck mit allein ca. 220.000 Einwohnerinnen und Einwohner, soweit nicht einige Reisende den Weg nach Berlin über den Hamburger Hauptbahnhof wählen, und Ludwigslust das westliche Mecklenburg-Vorpommern inkl. der Landeshauptstadt Schwerin mit allein ca. 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern erschließt.
Insgesamt teilt die BVM das Petitum zu Nr. 2. Die BVM setzt sich unter Berücksichtigung des Vorstehenden u.a. gegenüber der DB Fernverkehr AG dafür ein, dass Bergedorf durch weitere SPFV-Angebote auch zukünftig bedient wird.
---
Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.