21-1698.01

Baumfällungen im Waldstück zwischen der "Alten Försterei" und dem Pumpspeicherwerk

Antwort

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27.04.2023
Sachverhalt

Kleine Anfrage der BAbg. Bendt-Soetedjo und Fraktion GRÜNE

 

 

In dem Waldstück zwischen der „Alten Försterei“ und dem Pumpspeicherwerk sind im November 2022 erhebliche Abholzungen zu beobachten gewesen.

 

Vorbemerkung

Der Wald leidet erheblich unter der zunehmenden Dynamik des Klimawandels, der sich deutlich auch im letzten Sommer gezeigt hat. Norddeutschland ist in diesem Kontext noch eine relativ „grüne Insel“. Deutschlandweit fällt selbst auf standortgerechten Standorten die Fichte als heimische Baumart aus. Gleiches gilt seit einigen Jahren für die Esche. Seit wenigen Jahren kränkelt auch die Buche als wasserbedürftige Baumart aus einer Kaltzeit erheblich und fällt in anderen Bundesländern bereits flächig aus. Ebenso gibt es Probleme mit, Erle, Birke und auch die Eiche ist mitunter stark belastet.

Das bedeutet, dass viele der z.Zt. als standortgerecht bezeichnete Baumarten nicht mehr die Baumarten für die nächsten 50 Jahre und länger sein werden. Somit ist auch die so positive Naturverjüngung mitunter nicht mehr immer der Nachwuchs, der dem Klimawandel standhalten, einen zukünftigen Wald bilden und die für uns als Menschen und Gesellschaft wichtigen Waldfunktionen bereitstellen kann. In diesem Zusammenhang gibt es bereits wissenschaftliche Erkenntnisse, dass auch die genetische Vielfalt der Verjüngung der exponentiellen Dynamik des Klimawandel keine Anpassung mehr bietet. Dieses zeigt sich in NRW bereits an der Schädigung und Ausfall der Buchennaturverjüngung.

Alle diese Probleme zeigen sich für das fachkundige Auge auch bereits in unseren Bergedorfer Wäldern.

Somit muss es proaktiv zum Waldumbau kommen. Hierzu müssen Baumarten genutzt werden, die verlässlich seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden bewiesen haben, dass sie besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen und darüber hinaus geschlossene Wälder bilden können.

Hier gibt es diverse heimische Baumarten, die z.Zt. auf Grund der Nachkriegsgeschichte bzw. ihrer Physiologie in unseren Wäldern eher selten zu finden sind wie Elsbeere, Kirsche, Hainbuche, Baumhasel, Schwarznuß, Weißtanne, Küstentanne. Darüber hinaus gibt es neuere Baumarten wie die Esskasstanie, Roteiche und Douglasie, die ebenso bewiesen haben, dass sie besser mit dem Klimawandel zurechtkommen.

 

Dies vorangestellt, beantwortet das Bezirksamt die Kleine Anfrage vom 22.03.2023 wie folgt:

 

Bezugnehmend darauf fragen wir die Verwaltung:

  1. Aus welchem Grund sind die Abholzungen vorgenommen worden und welche Maßnahmen sind in der Folge auf der genannten Fläche durchgeführt worden bzw. geplant?

 

Es handelt sich in dem Waldstück zwischen der „Alten Försterei“ und dem Pumpspeicherwerk um eine Maßnahme des proaktiven Waldumbaus, um zu erreichen, dass der Wald dem zunehmenden Klimawandel standhalten kann.

Es handelt sich um einen durch die untere Forstbehörde Schleswig.-Holstein genehmigten, so genannten Schirmschlag. Hierbei wird ein Schirm aus Altbäumen bewusst als Schatten, Wind und Forstschutz auf der Fläche belassen. Unter diesem Schirm wird durch eine Pflanzung ein neuer klimaflexibler Wald etabliert. Parallel wurde ein Zwischenstand aus Häher-Eichen erhalten, so dass vom Start bereits eine dreischichtige Struktur gegeben ist.

 

 

  1. Inwieweit werden bei Nachpflanzungen nicht heimische Baumarten eingesetzt, ggf. welche?

 

Eine Baumart wird als „nicht heimisch“ bezeichnet, wenn sie nach der Eiszeit nicht eigenständig wieder eingewandert ist. Hierzu gibt es Untersuchungen, dass diverse Baumarten in Deutschland wieder eigewandert wären, wenn ihnen durch die Landwirtschaft nicht Jahrtausende die nötigen „Sprungsteine“ genommen worden wären, so dass diese Baumartenliste differenziert zu betrachten ist.

Grundsätzlich müssen wir das Portfolio der im Klimawandel noch nutzbaren Baumarten erweitern um Sicherheit und Vielfalt für die Wälder der Zukunft zu erreichen. Hierbei können und dürfen nur ergänzend „neue“ Baumarten genutzt werden, die seit Jahrhunderten bewiesen haben, dass sie in unseren Wäldern ohne negative Effekte stabil wachsen. Dieses sind zurzeit Esskasstanie, Roteiche und Douglasie und in Zukunft ggf. noch Baumarten wie Zehr- und Pflaumeiche.

Bei den aktuellen Maßnahmen sollen maßgeblich die bekannten heimischen Baumarten genutzt werden und neuere Baumarten nur als Beimischung, als zusätzliche Baumartensicherheit eingemischt werden.

Ein Problem ist die Pflanzenverfügbarkeit auf Grund der allgemeinen hohen Nachfrage, so dass nicht immer frei aus dem Angebot der Forstbaumschulen gewählt werden kann. In diesen Fällen muss die Klimaflexibilität der angebotenen Pflanzen das primäre Kriterium sein.

 

 

 

 

Petitum/Beschluss

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Anhänge

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