Wasserhaushalt Klövensteen, Klärwerksrückstände und Wedeler Au Mitteilungsdrucksache des Amtes
Letzte Beratung: 05.04.2022 Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport Ö 3.2
Das Bezirksamt beantwortet mit dieser Mitteilung die wasserwirtschaftlichen Themen der Eingabe vom 15.01.2022 (Drs. 21-2760) bezüglich der ehemaligen Kläranlage am Feldweg 85 in Rissen sowie die Fragen der Fraktion GRÜNE vom 03.02.2022 (Anlage).
Zu den weiterführenden Hinweisen einer Abwasser-Verregnungsanlage und damit verbundenen Altlasten-Verdachtsfläche aus der Eingabe vom 11.03.2022 (Drs. 21-2915) kann das Bezirksamt keine Antworten liefern. Hierzu wäre eine erneute Befassung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) erforderlich.
Antwort des Amtes zu den Fragen A1-4 Wasserhaushalt Klövensteen Teiche/ Klövensteen/ Schnaakenmoor:
Eine Verschärfung der Wasserstandsschwankungen im Bereich der Rüdiger Au und angrenzender Teiche wurde auch seitens des Bezirksamtes in den Sommermonaten der Jahre 2018 bis 2020 wahrgenommen, da vermehrt besonders niedrige Wasserstände bis hin zum Trockenfallen von Gewässern eintraten.
Es ist bereits länger bekannt, dass in den Sommermonaten in Hamburger Gewässern einzelne Abschnitte regelmäßig trockenfallen. Vor allem bei Gewässern mit ungünstigen hydrogeologischen Verhältnissen für den Trockenwetterabfluss können Abflussverhältnisse auftreten, die temporär ein sommerliches Trockenfallen herbeiführen. Bedingt durch die Folgen des Klimawandels fallen Abflüsse in urbanen Gebieten häufig niedriger aus, als es natürlicherweise der Fall wäre. So spiegeln auch die niedrigen Wasserstände im Schnaakenmoor die Auswirkungen der prognostizierten Niederschlagsentwicklung wieder.
Klimagrößen wie Temperatur und Niederschläge unterliegen naturgemäß erheblichen Schwankungen und es stellt sich berechtigterweise die Frage, wie die langfristige Niederschlagsentwicklung, vor allem im Hinblick auf Klimaveränderungen, im Bereich entlang der Rüdiger Au sowie im Schnaakenmoor einzuschätzen ist.
Konkrete Maßnahmen für eine ausreichende Wasserzufuhr sind aufgrund der Vielzahl von Einflussfaktoren im Bereich Klövensteen und Schnaakenmoor nicht ohne weitere Untersuchungen sowie Abstimmungen mit anderen Dienststellen möglich. Zudem sind Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserdargebotes für den Bereich der Forstflächen nicht zielführend, wenn die Voraussetzung zur Optimierung der Wasserqualität der Teiche entlang des Gewässers Rüdiger Au nicht gewährleistet werden kann.
Des Weiteren ist die Diskussion zur Zukunft des Wildgeheges Klövensteen derzeit nicht abschließend geklärt und die damit verknüpften Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität, wie zum Beispiel die im Pflege- und Entwicklungsplan (Drs. 21-1924) dargestellte Unterbindung des Wasseraustausches mit der Schweinesuhle, nicht sichergestellt. Erst mit einer aufeinander abgestimmten Maßnahmenstrategie könnte der Rahmen für einen mittelfristigen Prozess gesetzt werden.
Auch ein Ableiten von anfallendem Regenwasser der landwirtschaftlichen Flächen wäre aufgrund der Belastung zunächst hinsichtlich der Wasserqualität zu prüfen. Zu frühe beziehungsweise einseitige Optimierungsmaßnahmen binden unnötig Ressourcen.
Nach Rücksprache mit dem Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes beeinflusst neben dem Zulauf aus Richtung Wedel (Schnaakenmoorgraben) auch der nördliche Zulauf ebenfalls eine Regulierung der Wasserstände im Bereich Klövensteen. Hier ist jedoch das weitere Vorgehen der BUKEA bezüglich der Flächen südlich Babenwischenweg abzuwarten.
Ebenfalls kann der Zustrom von Grundwasser einen relevanten Anteil am Basisabfluss des Gewässers bilden und extremen Niedrigwasser entgegenwirken. Der Gang der Grundwasserstände wird neben anderen Faktoren naturgemäß vom Niederschlagsgeschehen beeinflusst. Die zuletzt häufiger und verstärkt auftretenden Winterniederschläge haben Einfluss auf die Höhe des Grundwasserspiegels im Forstgebiet sowie im Schnaakenmoor. Durch den Trend zu extremeren Witterungslagen kann sich die Dauer und Intensität von Phasen grundwasserbezogener Verstärkungen von Niedrigwassersituationen ausweiten. Dies gilt zum Beispiel für längere Zeiträume mit einem Niederschlagsdefizit. Eine entsprechende Situation war über die Jahre 2018 bis 2020 gegeben und führte zum Teil zu extrem niedrigen Grundwasserständen.
Ob höhere Winterniederschlagsmengen langfristig das sommerliche Wasserdefizit im Grundwasserleiter kompensieren, lässt sich derzeit nur schwer sagen.
Ganz grundsätzlich können zur Verbesserung und Vergleichmäßigung des Abflussgeschehens über Maßnahmen zur Gewässerstruktur, wie zum Beispiel durch Strömungslenker (Buhnen, Steine, Totholz) die Ausbildung eines gestaffelten Niedrig- und Mittelwasserprofils mit einer langfristig stabilen, stets wasserführenden Niedrigwassergerinne der Rüdiger Au erzielt werden.
Antwort des Amtes zur Fragen A.5 Wasserhaushalt Klövensteen Teiche/ Klövensteen/ Schnaakenmoor:
Das Bezirksamt Altona befürwortet eine Begutachtung aus fachlicher Sicht, kann aber im Rahmen der Priorisierung zu anderen Aufgaben auf absehbare Zeit hierfür weder finanzielle noch personelle Ressourcen zur Verfügung stellen.
Antwort des Amtes zur Fragen B.1-4 Erhöhte Schadstofflast durch Klärwerksrückstände:
Das Bezirksamt bat zu den Fragen bezüglich einer Schadstofflast durch Klärwerkrückstände die BUKEA, Abteilung Bodenschutz und Altlasten, um Unterstützung. Diese nahm per E-Mail vom 16.02.2022 wie folgt Stellung:
„Unter der Adresse Feldweg 85 wird im Altlastenhinweiskataster die Verdachtsfläche 4840-002/00 geführt. Hier sollen in den 1950er Jahren in vier Becken Abwässer verrieselt worden sein. Die Aussagen zum Vorhandensein einer Kläranlage sind widersprüchlich. Vermutlich gab es nur eine Versuchsanlage. In der Bauabteilung des Bezirkes wurden keine Unterlagen zu einer Kläranlage gefunden. Nach Auswertung der Erfassung (Archive, Zeitzeugen, Ortsbesichtigung, alte Karten, Luftbilder) wurde die Verdachtsfläche eingestuft mit „Handlungsbedarf bei Nutzungsänderung oder baulichen Änderungen“. Auf Bodenuntersuchungen wurde verzichtet.
Es ist meines Erachtens eher unwahrscheinlich, dass die Phosphor-Gehalte in der Rüdigerau von der Verdachtsfläche stammen. Der Abstand über mehrere Gräben beträgt circa 800 Meter. In einem ersten Schritt sollte das Grabenwasser stromaufwärts untersucht werden, um andere Eintragsquellen (Landwirtschaft) auszuschließen.
Noch eine Anmerkung zu der Eingabe von Herrn Dr. Krohn (Drs. 21-2760 und 21-2915): Die in dem von Herrn Dr. Krohn angefügten Bericht erwähnte Kläranlage Bullenwisch (S. 2, 2. Absatz) befindet sich ca. 3,5 Kilometer südöstlich der Verdachtsfläche. Die Kläranlage West Deponie Bullenwisch (Bezugsstraße: Ellernholt) wird im Altlastenhinweiskataster unter der Nummer 5240-010/00 als Altlast geführt. Der Bericht beschreibt die damalige Gefährdung der Wedeler Au. Die Überschrift des Berichtes ist offensichtlich falsch. Einen Bezug zu den Phosphor-Gehalten in der Rüdigerau kann ich nicht erkennen.“
Antwort des Amtes zur Fragen C.1-2 Wedeler Au, Überläufe Rückhaltebecken Ellernholt:
In den vergangenen fünf Jahren gab es keine Überläufe. Zudem konnten an der Wedeler Au mit den bisher durchgeführten Renaturierungs- und Rückhaltemaßnahmen die extremen Hochwasserspitzen gekappt und der Abfluss gleichmäßiger werden.
Unklar ist, nach welchen Schadstoffen ist genau gefragt ist (Mikroplastik, Fäkalien, Medikamentenrückstände etc.). Da es aber in den vergangenen fünf Jahren zu keinen Überläufen kam, sind dementsprechend keine Schadstoffe in die Wedeler Au gelangt. Somit hat sich die Schadstoffbelastung verbessert.
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Der Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport wird um Kenntnisnahme gebeten.
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