21-0401

"Ottensen macht Platz" – das Märchen von der Vitalisierung.. Kleine Anfrage von Katarina Blume, Rose Pauly und Wolf Achim Wiegand (alle FDP-Fraktion)

Kleine Anfrage öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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02.12.2019
28.11.2019
18.11.2019
Sachverhalt

Per Beschluss der Bezirksversammlung wurde das Projekt „Ottensen macht Platz“ Anfang September 2019 mit dem Ziel, den Bürgerinnen und Bürgern den Straßenraum zurückzugeben und damit für eine Vitalisierung des Quartiers zu sorgen, als Versuch gestartet.

Die Bilder der Eröffnungsveranstaltungen ließen zunächst glauben, dass genau diese Belebung auch glücken würde: Das beliebte, lebendige Quartier schwelgte in Anfangseuphorie.

Aber schon wenige Wochen danach sieht die Welt in Ottensen ganz anders aus. Immer häufiger erscheinen Straßen und Geschäfte verwaist. Die Belebung kommt scheinbar ins Stocken. Einzelne Gewerbetreibende klagen bereits über Umsatzeinbußen.

Der Eindruck entsteht, dass das Projekt dem betroffenen Gebiet Aktivität und Leben entzieht, anstatt ihm Neues einzuhauchen. Die Luft für die ansässigen Gewerbetreibenden wird knapp. Ohne gegensteuernde Konzepte geraten alteingesessene Geschäfte in wirtschaftliche Schieflage und drohen das Quartier zu verlassen. Es folgt Leerstand und durch Mietsteigerungen Ansiedlung von Partymeilengastronomie - kurz:

Gentrifizierung im hässlichsten Gewand.

Während auf der Projektseite des Bezirksamts ottensenmachtplatz.de noch von „Neuverteilung des Straßenraums“ die Rede ist und vollmundig Veranstaltungen im Straßenraum, von Stadtteilyoga über Skulpturenmeile, Boule Bahn, Sonntagstafel oder „wandernden Bäumen“ etc. die Rede ist, findet faktisch wenig statt. Auf der Homepage von OMP findet sich dazu nichts. Es wird nur nach Ideen gefragt. Ein Drittel der Projektzeit ist bereits verstrichen und von Vitalisierung keine Spur!

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir das Bezirksamt Altona:

 

  1. Welche Maßnahmen und Veranstaltungen wurden bisher im Projektgebiet wann und wo durchgeführt, um eine Vitalisierung, über das vor Projektbeginn bestehende Niveau hinaus, zu erreichen?
  2. Wie wurden sie beworben?
  3. Wurde das Besucheraufkommen erfasst? Wenn ja, wie und mit welchem Ergebnis?
  4. Welche künftigen Maßnahmen und Veranstaltungen sind zu welchen Themen wann geplant (z. B. Halloween, Martinstag, Advent& Weihnachten, etc.)?
  5. Wie werden die Planungen mit den betroffenen Eigentümern, Gewerbetreibenden, Interessengemeinschaften etc. abgestimmt?
  6. Wie und wann sollen die nächsten Aktionen beworben werden? Wie wird Aufmerksamkeit geriert?
  7. Wer ist für die Planung und Durchführung solcher Maßnahmen verantwortlich?
  8. Bitte beschreiben Sie die Aufgaben und Zuständigkeiten des eingesetzten „Freiraumkoordinators“:

-          Arbeitszeit

-          Dienstherr

-          Auftraggeber

-          Verortung (Büro / Dienststelle).

 

 

Das zentrale Ziel des Projektes „Ottensen macht Platz“ ist nicht die Vitalisierung von Ottensen und auch nicht wie möglicherweise an anderen Stellen intendiert die Umsatzsteigerung von ortsansässigen Gewerbebetrieben. Ottensen ist bereits ein lebendiger und bunter Stadtteil. Es ist vielmehr so, dass das Aufkommen von Fußgängern und Radfahrern in dem beliebten Gebiet sehr hoch ist und der Platz und die Qualität des öffentlichen Raums, der für diese Verkehrsteilnehmer zur Verfügung gestellt wird, aus Sicht vieler Anwohnerinnen und Anwohner bisher nicht ausreichend ist.

Das Ziel des Projektes ist daher vielmehr, dem nicht-motorisierten Verkehr – also Fußgängern und Radfahrern – mehr Platz zur Verfügung zu stellen, um die Aufenthalts- und Lebensqualität in diesem Gebiet insgesamt zu erhöhen und den Raum neu erlebbar zu machen. Die Straßen im Projektgebiet werden von Fußgängern und Radfahrern genutzt, wobei die Anzahl von den Wochentagen und dem Wetter abhängt, wie vor dem Projektstart auch schon. Ob mehr oder weniger Personen den Raum nutzen und auch, ob sich die Nutzungsmuster im Raum durch das Projekt verändert haben, werden die Ergebnisse der Evaluation durch die Technische Universität Hamburg (TUHH) zeigen.

 

Eine durch ein Eventprogramm organisierte Belebung war weder geplant noch von der Politik gewünscht. Auch eine kommerzielle Nutzung der frei werdenden Fläche wurde ausgeschlossen. Das Projekt zielt auf Alltagsqualitäten ab. Die auf der Website genannten Veranstaltungen sind bewusst als Fragen formuliert, um Möglichkeiten aufzuzeigen, was in dem nunmehr neu aufgeteilten Straßenraum stattfinden könnte. Die Ideen selbst werden von Anwohnern in regelmäßig stattfindende Ideenrunden in der MOTTE hineingetragen, dort gemeinsam weiterentwickelt und nach Möglichkeit zur Umsetzung gebracht.

 

Aktivitäten, die darüber hinaus im Raum stattfinden, sind abhängig vom Willen und Engagement von Anwohnern und lokalen Initiativen. Nach dem Start am 1. September musste sich das Projekt in den ersten Wochen etwas einpendeln, zugleich wurden in mehreren Ideenrunden in der MOTTE, die durch einen Kooperationspartner im Auftrag des Bezirksamtes durchgeführt werden, nach Ideen und Wünschen zur Gestaltung und Bespielung des Straßenraumes gefragt. Dies war die Basis für gestalterische Maßnahmen seitens des Bezirksamtes. Zudem wurden und werden auch weiterhin eigene Umsetzungsideen durch Anwohner und Initiativen wohlwollend durch das Bezirksamt und seine Auftragnehmer geprüft und ggf. organisatorisch unterstützt, sofern sie nicht-kommerziell sind und in den Projektkontext passen.

 

An das Bezirksamt wurden von den Gewerbetreibenden im Projektgebiet neben einigen kritischen Rückmeldungen auch mindestens ebenso viele positive Rückmeldungen mitgeteilt. Eine systematische Befragung der Gewerbetreibenden zum Projekt ist für Januar 2020 im Rahmen der projektbegleitenden Evaluation durch die vom Bezirksamt Altona beauftragten TUHH geplant.

 

Dies vorausgeschickt beantwortet das Bezirksamt Altona die Fragen wie folgt:

 

 

 

 

 

 

Zu 1:

Veranstaltung / Maßnahme

Zeitpunkt

Durchführungsort

Bewerbung

Park(ing) Day Ottensen

21.09.2019

Projektgebiet

Facebook, Projektwebsite

Frühstück an der Straße

22.09.2019

Ottenser Hauptstraße

Projektwebsite und Facebook (Eigeninitiative durch Anwohner, durch Projekt unterstützt)

Offene Ideenwerkstatt zur Weiterentwicklung und Lokalisierung von bereits genannten Ideen (Begrünung, Fahrradbügel), weitere Ideen

28.09.2019

MOTTE Stadtteilzentrum

Plakatierung, Projektwebsite, Facebook

Abendlicher Performance-Spaziergang des Ottenser Künstlers Jan Philip Scheibe durch das Projektgebiet

02.10.2019

Projektgebiet

Facebook, Projektwebsite

Aufstellen einer Tischtennisplatte

11.10.2019

Bahrenfelder Str.

 

Aufstellen von Sitzmöbeln sowie eines schwarzen Brettes mit Sitzgelegenheit

31.10.2019

Ottenser Hauptstraße und Bahrenfelder Straße

Newsletter, Pressemitteilung

Aufstellen und Bepflanzung von Pflanzcontainer

04.11.-08.11.2019

Projektgebiet

Newsletter, Pressemitteilung

 

 

 

Zu 2:

Siehe Antwort zu Frage 1.

 

Zu 3:

Nein.

 

Zu 4:

Maßnahme / Veranstaltung

Thema

Zeitpunkt

Aufstellen von 20 Fahrradbügeln

Förderung Radverkehr

bis zum 11.11.2019

Gemeinschaftliche Aktion zum Bepflanzen und Gestalten einzelner Pflanzcontainer, inkl. Übernahme von Grünpatenschaften

Verschönerung öffentlicher Raum

09.11.2019

Eigene Aktionen durch Anwohner, Vereine und Initiativen, nach kurzfristiger Genehmigung durch das Bezirksamt

verschiedene Themen

laufend

Kleine Adventsaktionen durch Anwohner, Gewerbetreibende, Initiativen, Vereine, etc. befinden sich noch in der Planung

Advent

Adventszeit

 

Zu 5:

Die Aktionen und temporären Gestaltungen betreffen den öffentlichen Raum, die genehmigende Stelle ist das Bezirksamt. Es werden dazu keine gesonderten Abstimmungen mit daran angrenzenden Eigentümern, Gewerbetreibenden und Interessengemeinschaften durchgeführt. Die Abstimmungen erfolgen in erster Linie zwischen Bezirksamt, Polizei und Feuerwehr. Interessierte Anwohner, Gewerbetreibende und Interessengemeinschaften können sich jederzeit über die angebotenen Beteiligungs- und Kommunikationsformate (Veranstaltungen in der MOTTE, Bürgersprechstunden, Funktionspostfach) einbringen.

 

Gewerbetreibende werden über aufsuchende Arbeit über die Möglichkeiten informiert, sich mit nicht-kommerziellen Aktionen in das Adventsprogramm einzubringen.

 

Zu 6:

Die Aktionen werden über den Newsletter, die Website, Pressemitteilungen, Facebook sowie das neue schwarze Brett im Projektgebiet beworben.

 

Zu 7:

Bisher das durch das Bezirksamt beauftragte Konsortium, dessen Federführung urbanista innehat. Nach Abschluss des Vergabeprozesses gibt es zusätzliche Unterstützung durch einen Kümmerer.

 

Zu 8:

Die Aufgaben des einzusetzenden Kümmerers beinhalten die Bespielung des öffentlichen Raums, dabei die Projektaktivierung von Anwohnerinnen und Anwohnern, die Ideensondierung und Umsetzungsbegleitung von Anwohnerideen, die planerische Begleitung eines kleinen Adventsprogramms durch Anwohner, Ansprechpartner sowie Aktivierung von Gewerbetreibenden und Unterstützung in der Kommunikation vor Ort und digital. Das Vergabeverfahren dazu ist noch nicht abgeschlossen.

 

Anhänge

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