Hungrige Kinder und Jugendliche in Altona Kleine Anfrage von Yavuz Fersoglu (Fraktion DIE LINKE)
Letzte Beratung: 30.10.2025 Bezirksversammlung Ö 4.6
In ihrem offenen Brief „Hungrige Kinder – Armut in Hamburger Familien" aus dem Juli 2025 beschreibt die AG § 78 KJ Altona die veränderten Bedingungen für die Einrichtungen der OKJA seit der Coronapandemie. Sie beobachten sowohl einen Anstieg der Besucher:innenzahl als auch eine anhaltende Tendenz zur Unterversorgung. Viele Kinder und Jugendliche kommen ohne Frühstück in die Kita oder Schule und immer mehr Kinder und Jugendliche kommen auch nachmittags hungrig in die Einrichtungen, die Ausgaben für Lebensmittel in den Einrichtungen haben sich „verdoppelt bis verdreifacht". Zusätzlich braucht es auch mehr personelle Ressourcen für Einkauf und Zubereitung, die den Einrichtungen an anderer Stelle fehlen. Für diese Art von Versorgung sind die Einrichtungen der OKJA laut ihrer Aufgabenbeschreibung eigentlich nicht verantwortlich. Die finanzielle und personelle Grenze, diese Problematik mit den bisherigen Mittelnaufzufangen, ist erreicht.
Vor diesem Hintergrund frage ich das Amt:
Das Bezirksamt Altona beantwortet die Fragen wie folgt:
Zu 1:
Der offene Brief der AG § 78 Kinder- und Jugendhilfe Altona mit dem Titel „Hungrige Kinder – Armut in Hamburger Familien“ ist dem Bezirksamt Altona seit Februar 2024 bekannt. Am 06.03.2024 war es ein TOP im JHA mit der Drs. 21-4810.
Die dort beschriebenen Beobachtungen werden von einzelnen freien Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Rückmeldungen an das Fachamt Jugend- und Familienhilfe bestätigt.
Insbesondere Einrichtungen in sozial belasteten Stadtteilen, darunter auch im Osdorfer Born, berichten über eine steigende Nachfrage nach Mahlzeiten sowie über deutlich gestiegene Lebensmittelkosten.
Diese Entwicklungen werden im Rahmen der regelmäßigen Trägergespräche und Facharbeitskreise (AG nach § 78 KJHG) thematisiert. Das Bezirksamt steht hierzu im kontinuierlichen Austausch mit den betroffenen Einrichtungen und Trägern.
Zu 2:
Die Einrichtungen der OKJA in Altona wurden kurzfristig zum aktuellen Stand bezüglich durchgeführter Essensangebote abgefragt. Der aktuelle Stand ist folgender Tabelle zu entnehmen. Anzumerken ist, dass alle Einrichtungen der OKJA regelhaft Snacks und kleinere Mahlzeiten vorhalten.
Essens-angebot |
Frequenz |
Preis |
||
Haus Drei e.V. |
Kinderbereich |
ja |
wöchentlich |
kostenlos |
Kirchengemeinde St. Pauli |
Jugendhaus St.Pauli |
ja |
mindestens 2x/Woche |
kostenlos |
Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V. |
Aktivspielplatz B-YOU |
ja |
3x/Woche |
kostenlos |
Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V. |
Mädchenclub Altona Altstadt-Süd |
ja |
3x/Woche |
kostenlos |
Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V. |
Kölibri Kinderclub |
ja |
2x/Woche |
kostenlos |
Aktivspielplatz Altona Nord e.V. |
Jugendtreff Zeiseweg |
ja |
mindestens 4x/Woche |
kostenlos |
Motte e.V. |
Jugendbereich |
ja |
2x/Woche |
kostenlos |
Der Kinderschutzbund - Landesverband Hamburg e.V. |
Mädchentreff Ottensen |
ja |
mindestens 2x/Woche |
kostenlos |
Arbeiter-Samariter-Bund Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH |
JUNO 23 |
ja |
täglich |
kostenlos |
Arbeiter-Samariter-Bund Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH |
JUBA Bahrenfeld |
ja |
2x/Woche |
kostenlos |
LuurUp e.V. |
JugendFreizeittreff |
ja |
täglich |
kostenlos |
Verband Kinder- und Jugendarbeit HH e.V. |
Spielhaus Bornheide |
ja |
2x/Woche |
kostenlos |
Deutsches Rotes Kreuz |
Spielhafen Osdorf |
ja |
nach Bedarf |
kostenlos |
Bauspielplatz im Schanzenviertel e.V. |
Bauspielplatz |
ja |
mindestens 2x/Monat |
kostenlos |
mädchentreff Schanzenviertel e.V. |
Mädchentreff |
ja |
wöchentlich |
kostenlos |
Jugendclub Königstraße |
kommunal |
ja |
mindestens 3x/Woche |
kostenlos |
HDJ Osdorf |
kommunal |
ja |
mindestens 2x/Woche |
kostenlos |
Spielhaus Alsenpark |
kommunal |
ja |
2x/Woche |
kostenlos |
Spielhaus Fahrenort |
kommunal |
ja |
unregelmäßig |
kostenlos |
Zu 3:
Im Rahmen einer Abfrage unter den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Altona hat sich gezeigt, dass Kochkurse überwiegend in den Ferienzeiten und nach Bedarf angeboten werden.
Eine klare Trennschärfe zwischen reinen Kochkursen und gemeinsamen Essens- bzw. Kochangeboten ist in den Globalrichtlinie nicht vorgesehen. Demnach geht es grundsätzlich um Gesundheitsprävention, die u.a. die Vermittlung von Grundlagenwissen zur Ernährung sowie die praktische Zubereitung von frischem Essen beinhaltet.
Zu 4:
Das Bezirksamt Altona steht mit den Einrichtungen der OKJA im engen Austausch zu den beobachteten Entwicklungen.
Das Bezirksamt plant, das Thema weiterhin in der AG § 78 KJ zu behandeln, um gemeinsam mit den Trägern und weiteren relevanten Akteur:innen (z. B. Schulen, Jugendberufshilfe, Quartiersprojekte) abgestimmte Handlungsoptionen zu entwickeln.
Zu 5:
Eine flächendeckende Versorgung mit Essensangeboten in allen OKJA-Einrichtungen ist derzeit nicht vorgesehen, da die Offene Kinder- und Jugendarbeit nach ihrer Aufgabenbeschreibung primär pädagogische Freizeit-, Bildungs- und Beteiligungsangebote sicherstellt und keine reguläre Versorgungsfunktion übernimmt.
Gleichzeitig erkennt das Bezirksamt an, dass viele Einrichtungen aufgrund veränderter sozialer Rahmenbedingungen zunehmend Grundversorgungsleistungen (insbesondere Mahlzeiten) erbringen müssen.
Wenn die Kinder- und Jugendarbeit eine flächendeckende Versorgung übernehmen soll, wäre dies nur mit erheblich zusätzlichen Personal- und Sachmitteln realisierbar.
Zu 6:
Für die Haushaltsjahre 2027/2028 sind derzeit keine zusätzlichen gesonderten Mittelanforderungen für ein flächendeckendes Essensangebot in der OKJA vorgesehen.
Die Bezirksverwaltung ist an die inhaltlichen Vorgaben der Globalrichtlinie gebunden.
Zu 7:
Dem Bezirksamt Altona ist bekannt, dass auch Schulen im Bezirk auf einen gestiegenen Unterstützungsbedarf hinweisen, insbesondere in sozial belasteten Stadtteilen.
Schulen und Ganztagseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der täglichen Grundversorgung mit Mahlzeiten, insbesondere durch das Mittagessen im Rahmen des Ganztagsbetriebs.
Das Bezirksamt Altona sieht die Schulmahlzeiten als wichtigen Baustein der sozialen Daseinsvorsorge.
Zu 8:
In den Sozialräumen arbeiten Schulen und OKJA-Einrichtungen eng zusammen, teils mit Kooperationsangeboten. In den monatlichen Sitzungen der Sozialraumteams (SRT) werden gemeinsame Herausforderungen thematisiert und Lösungen entwickelt.
Die Bezirksversammlung wird um Kenntnisnahme gebeten.
ohne
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