22-1466

Hungrige Kinder und Jugendliche in Altona Kleine Anfrage von Yavuz Fersoglu (Fraktion DIE LINKE)

Kleine Anfrage öffentlich

Letzte Beratung: 30.10.2025 Bezirksversammlung Ö 4.6

Sachverhalt

In ihrem offenen Brief „Hungrige Kinder Armut in Hamburger Familien" aus dem Juli 2025 beschreibt die AG § 78 KJ Altona die veränderten Bedingungen für die Einrichtungen der OKJA seit der Coronapandemie. Sie beobachten sowohl einen Anstieg der Besucher:innenzahl als auch eine anhaltende Tendenz zur Unterversorgung. Viele Kinder und Jugendliche kommen ohne Frühstück in die Kita oder Schule und immer mehr Kinder und Jugendliche kommen auch nachmittags hungrig in die Einrichtungen, die Ausgaben für Lebensmittel in den Einrichtungen haben sich „verdoppelt bis verdreifacht". Zusätzlich braucht es auch mehr personelle Ressourcen für Einkauf und Zubereitung, die den Einrichtungen an anderer Stelle fehlen. Für diese Art von Versorgung sind die Einrichtungen der OKJA laut ihrer Aufgabenbeschreibung eigentlich nicht verantwortlich. Die finanzielle und personelle Grenze, diese Problematik mit den bisherigen Mittelnaufzufangen, ist erreicht.


Vor diesem Hintergrund frage ich das Amt:

  1. Ist der o.g. Brief dem Amt bekannt? Sind die beschriebenen Missstände in den Einrichtungen der OKJA in Altona und speziell im Osdorfer Born dem Amt bekannt? Wenn ja: Seit wann?
  2. In welchen Einrichtungen der OKJA in Altona gibt es ein Essensangebot für Kinder und Jugendliche?
    Wenn es ein Essensangebot gibt, wie oft in der Woche, zu welchem Preis und in welchen Einrichtungen?
  3. In welchen Einrichtungen der OKJA in Altona werden Kochkurse für Kinder und Jugendliche angeboten?
    Wenn es Kochkurse gibt, wie oft in der Woche, zu welchem Preis und in welchen Einrichtungen?
  4. Was plant das Amt zu tun, um das Problem der hungrigen Kinder und Jugendlichen in den OKJA Einrichtungen anzugehen?
  5. Plant das Amt eine flächendeckende Versorgung mit Essensangeboten in den Einrichtungen der OKJA, Altona? Wenn ja: zu wann? Wenn nein: Warum nicht?
  6. Werden vom Amt für die kommende Haushaltsplanung 2027/2028 zusätzliche Mittel für ein flächendeckendes Essensangebot in den Einrichtungen der OKJA in Altona vom Senat angefordert?
    Wenn nein, warum nicht?
  7. Ist dem Amt bekannt, dass das Thema hungriger Kinder und Jugendlichen auch Schulen in Altona betrifft? Wie schätzt das Amt die Rolle der Schulmahlzeiten bei diesem Thema ein?
  8. Ist ein Austausch der betroffenen Einrichtungen inklusive der Schulen geplant (evtl. in Form eines Runden Tisches)?

Das Bezirksamt Altona beantwortet die Fragen wie folgt:

Zu 1:

Der offene Brief der AG § 78 Kinder- und Jugendhilfe Altona mit dem Titel Hungrige Kinder Armut in Hamburger Familien“ ist dem Bezirksamt Altona seit Februar 2024 bekannt. Am 06.03.2024 war es ein TOP im JHA mit der Drs. 21-4810.

Die dort beschriebenen Beobachtungen werden von einzelnen freien Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Rückmeldungen an das Fachamt Jugend- und Familienhilfe bestätigt.

Insbesondere Einrichtungen in sozial belasteten Stadtteilen, darunter auch im Osdorfer Born, berichten über eine steigende Nachfrage nach Mahlzeiten sowie über deutlich gestiegene Lebensmittelkosten.
Diese Entwicklungen werden im Rahmen der regelmäßigen Trägergespräche und Facharbeitskreise (AG nach § 78 KJHG) thematisiert. Das Bezirksamt steht hierzu im kontinuierlichen Austausch mit den betroffenen Einrichtungen und Trägern.

Zu 2:

Die Einrichtungen der OKJA in Altona wurden kurzfristig zum aktuellen Stand bezüglich durchgeführter Essensangebote abgefragt. Der aktuelle Stand ist folgender Tabelle zu entnehmen. Anzumerken ist, dass alle Einrichtungen der OKJA regelhaft Snacks und kleinere Mahlzeiten vorhalten.

Essens-angebot

Frequenz

Preis

Haus Drei e.V.

Kinderbereich

ja

chentlich

kostenlos

Kirchengemeinde St. Pauli

Jugendhaus St.Pauli

ja

mindestens 2x/Woche

kostenlos

Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V.

Aktivspielplatz B-YOU

ja

3x/Woche

kostenlos

Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V.

dchenclub Altona Altstadt-Süd

ja

3x/Woche

kostenlos

Gemeinwesenarbeit St.Pauli e.V.

libri Kinderclub

ja

2x/Woche

kostenlos

Aktivspielplatz Altona Nord e.V.

Jugendtreff Zeiseweg

ja

mindestens 4x/Woche

kostenlos

Motte e.V.

Jugendbereich

ja

2x/Woche

kostenlos

Der Kinderschutzbund - Landesverband Hamburg e.V.

dchentreff Ottensen

ja

mindestens 2x/Woche

kostenlos

Arbeiter-Samariter-Bund Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH

JUNO 23

ja

glich

kostenlos

Arbeiter-Samariter-Bund Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH

JUBA Bahrenfeld

ja

2x/Woche

kostenlos

LuurUp e.V.

JugendFreizeittreff

ja

glich

kostenlos

Verband Kinder- und Jugendarbeit HH e.V.

Spielhaus Bornheide

ja

2x/Woche

kostenlos

Deutsches Rotes Kreuz

Spielhafen Osdorf

ja

nach Bedarf

kostenlos

Bauspielplatz im Schanzenviertel e.V.

Bauspielplatz

ja

mindestens 2x/Monat

kostenlos

dchentreff Schanzenviertel e.V.

dchentreff

ja

chentlich

kostenlos

Jugendclub Königstraße

kommunal

ja

mindestens 3x/Woche

kostenlos

HDJ Osdorf

kommunal

ja

mindestens 2x/Woche

kostenlos

Spielhaus Alsenpark

kommunal

ja

2x/Woche

kostenlos

Spielhaus Fahrenort

kommunal

ja

unregelmäßig

kostenlos

Zu 3:

Im Rahmen einer Abfrage unter den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Altona hat sich gezeigt, dass Kochkurse überwiegend in den Ferienzeiten und nach Bedarf angeboten werden.
Eine klare Trennschärfe zwischen reinen Kochkursen und gemeinsamen Essens- bzw. Kochangeboten ist in den Globalrichtlinie nicht vorgesehen. Demnach geht es grundsätzlich um Gesundheitsprävention, die u.a. die Vermittlung von Grundlagenwissen zur Ernährung sowie die praktische Zubereitung von frischem Essen beinhaltet.

Zu 4:

Das Bezirksamt Altona steht mit den Einrichtungen der OKJA im engen Austausch zu den beobachteten Entwicklungen.

Das Bezirksamt plant, das Thema weiterhin in der AG § 78 KJ zu behandeln, um gemeinsam mit den Trägern und weiteren relevanten Akteur:innen (z. B. Schulen, Jugendberufshilfe, Quartiersprojekte) abgestimmte Handlungsoptionen zu entwickeln.

Zu 5:

Eine flächendeckende Versorgung mit Essensangeboten in allen OKJA-Einrichtungen ist derzeit nicht vorgesehen, da die Offene Kinder- und Jugendarbeit nach ihrer Aufgabenbeschreibung primär pädagogische Freizeit-, Bildungs- und Beteiligungsangebote sicherstellt und keine reguläre Versorgungsfunktion übernimmt.

Gleichzeitig erkennt das Bezirksamt an, dass viele Einrichtungen aufgrund veränderter sozialer Rahmenbedingungen zunehmend Grundversorgungsleistungen (insbesondere Mahlzeiten) erbringen müssen.
Wenn die Kinder- und Jugendarbeit eine flächendeckende Versorgung übernehmen soll, wäre dies nur mit erheblich zusätzlichen Personal- und Sachmitteln realisierbar.

Zu 6:

r die Haushaltsjahre 2027/2028 sind derzeit keine zusätzlichen gesonderten Mittelanforderungen für ein flächendeckendes Essensangebot in der OKJA vorgesehen.

Die Bezirksverwaltung ist an die inhaltlichen Vorgaben der Globalrichtlinie gebunden.

Zu 7:

Dem Bezirksamt Altona ist bekannt, dass auch Schulen im Bezirk auf einen gestiegenen Unterstützungsbedarf hinweisen, insbesondere in sozial belasteten Stadtteilen.
Schulen und Ganztagseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der täglichen Grundversorgung mit Mahlzeiten, insbesondere durch das Mittagessen im Rahmen des Ganztagsbetriebs.

Das Bezirksamt Altona sieht die Schulmahlzeiten als wichtigen Baustein der sozialen Daseinsvorsorge.

Zu 8:

In den Sozialräumen arbeiten Schulen und OKJA-Einrichtungen eng zusammen, teils mit Kooperationsangeboten. In den monatlichen Sitzungen der Sozialraumteams (SRT) werden gemeinsame Herausforderungen thematisiert und Lösungen entwickelt.

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung wird um Kenntnisnahme gebeten.

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
30.10.2025
Ö 4.6
Anhänge

ohne

Lokalisation Beta
Altona-Altstadt Altona-Nord Ottensen

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