Ausbau des Fernwärmenetzes in Altona Fortführung durch HEnW oder Abwarten auf kommunale Wärmeplanung? Auskunftsersuchen von Sven Hielscher, Antje Müller-Möller und Gabriele von Stritzky (alle CDU-Fraktion)
Letzte Beratung: 14.07.2025 Ausschuss für Wirtschaft, Klima und Verbraucherschutz Ö 11.9
Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist ein zentrales Handlungsfeld zur Erreichung der Klimaziele. Hamburg ist mit Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden seit zehn Jahren im Rückstand. Im Bezirk Altona leistet das Fernwärmenetz der Hamburg Energie und Wärme GmbH (HEnW) dazu einen wesentlichen Beitrag. Seit 2023 arbeitet die Freie und Hansestadt Hamburg zudem an einer kommunalen Wärmeplanung, die flächendeckend aufzeigen soll, welche Gebiete künftig über leitungsgebundene Wärme (Fern- oder Nahwärme) versorgt werden sollen. Diese Ergebnisse werden erst 2026 vorliegen.
Vor diesem Hintergrund bitten wir die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft um Beantwortung der folgenden Fragen:
1.1 Wurde der Ausbau des Fernwärmenetzes seit Beginn der Wärmeplan-Erarbeitung (2023) in
irgendeiner Form zurückgestellt oder verlangsamt, um Ergebnisse der kommunalen Planung abzuwarten?
1.2 Gibt es Abschnitte in Altona, für die HEnW ausdrücklich erst nach Abschluss der
städtischen Wärmeplanung über einen Ausbau entscheiden will?
1.3 Wenn ja, welche?
1.4. Und warum?
2. Wird die Zeit genutzt, an den Endpunkten der Fernwärmeleitung, Vorstreckungen
vorzunehmen in Gebiete, bei denen nach heutigen Erfahrungen Nachfrage besteht.
3.1 Welche konkreten Ausbau- oder Erneuerungsmaßnahmen des Fernwärmenetzes führt
HEnW derzeit im Bezirk Altona durch (bitte nach Straßen / Quartieren aufschlüsseln)?
3.2 Welche Abschnitte sollen nach aktuellem Planungsstand bis Ende 2026 neu an das Netz
angeschlossen werden?
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) beantwortet die Fragen wie folgt:
Der Bezirk Altona ist ein zentrales Fernwärmegebiet. Insbesondere in den dicht besiedelten Statteilen Bahrenfeld, Ottensen, Altona-Nord und Altona-Altstadt wird Fernwärme zur Wärmeversorgung genutzt. Ferner sind auch in Groß-Flottbek, Rissen, Sülldorf und Osdorf Gebäude mit Fernwärmeversorgung zu finden.
Wesentliche Bausteine der Dekarbonisierung der Fernwärme sind mit dem Bezirk Altona verbunden: In Zukunft wird das „Zentrum für Ressourcen und Effizienz“ der Stadtreinigung Hamburg -AöR-, welches aktuell in Bahrenfeld entsteht, Abwärme aus der thermischen Abfallbehandlung an das Fernwärmenetz liefern. Mit der Fernwärmesystemanbindung-West verläuft eine zentrale Transportleitung durch den Bezirk, die zukünftig klimafreundliche Wärme aus dem Energiepark Hafen nach Altona und in die gesamte Stadt nördlich der Elbe liefern wird. Der Bezirk profitiert erheblich von der fortschreitenden Dekarbonisierung und dem Ausbau der Fernwärme, da so hohe Mengen an Treibhausgasemissionen im Wärmesektor eingespart werden und dies entscheidend zum Erreichen der bezirklichen Klimaziele beiträgt.
Die dicht besiedelten Stadtteile in Altona stellen ein bevorzugtes Verdichtungsgebiet dar, das zukünftig weiter verdichtet werden soll. Der Fernwärmeausbau ist dabei grundsätzlich von der Nachfrage in einem wettbewerbsgeprägten Wärmemarkt abhängig, in dem die Eigentümer von Gebäuden die Entscheidung über die Wärmeversorgungslösung treffen. Zudem eignen sich nicht alle Gebäude für einen Fernwärmeanschluss. Bei der Anschlussfähigkeit einzelner Gebäude sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- Der Anschluss eines Gebäudes ist an bestimmte technische und wirtschaftliche Gegebenheiten gebunden, beispielsweise muss eine Abnahmestelle eine für den baulichen Aufwand angemessene Abnahmemenge gewährleisten. Dies ist die Voraussetzung für einen angemessenen Preis für den Anschluss an das Fernwärmenetz und die Wärmelieferung.
- Darüber hinaus muss eine Abnahmestelle grundsätzlich in der Nähe eines Fernwärmenetzes liegen. Es muss ein geeigneter Platz für die Übergabestation im Gebäude vorhanden sein, die hydraulischen Voraussetzungen im Gebäude müssen gegeben sein und das Gebäude muss über eine Zentralheizung verfügen.
Dies vorausgeschickt, beantwortet die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft unter Beteiligung der Hamburger Energiewerke GmbH (HEnW) das o.g. Auskunftsersuchen wie folgt:
Zu 1.1 – 1.4:
Das Stadtnetz der HEnW wird kontinuierlich und bedarfsorientiert nachverdichtet und weiterentwickelt. Dies gilt auch für das Netz im Bezirk Altona. Die Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung hat derzeit noch keinen Einfluss auf den aktuellen Fernwärmeausbau. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.
Zu 2:
Vorstreckungen werden im Stadtnetz nur in Ausnahmefällen vorgenommen. Grund dafür ist die derzeit hohe Nachfrage nach Fernwärme, die solche Ausbaukapazitäten einschränken.
Vorzeitige Leitungsverlegungen erfolgen beispielsweise dann, wenn sich Synergien durch Leitungsbauarbeiten anderer Unternehmen nutzen lassen
Zu 3.1:
Aktuell werden Maßnahmen zu Fernwärmeanschlüssen in folgenden Straßen durchgeführt:
- Stresemannstraße
- Borselstraße
- Oeverseestraße
- Bei der Friedenseiche
- Voßhagen
- Bahrenfelder Straße
- Ruhrstraße
- Bernstorffstraße
Zusätzlich erfolgen aktuell Baumaßnahmen für die Transportleitung „Fernwärmeanbindung-West“ in folgenden Straßen:
- Parkstraße
- Groß Flottbeker Straße
- Zum Hünengrab
Zu 3.2:
Im Rahmen der Nachverdichtung erfolgt eine kontinuierliche Anbindung weiterer Gebäude an die Fernwärme – auch im Bezirk Altona. Das Wachstum erfolgt jedoch nicht abschnittsweise, sondern nachfrageorientiert und auf Basis der Entscheidung der Gebäudeeigentümer. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.
Die Bezirksversammlung wird um Kenntnisnahme gebeten.
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