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Antrag der Ipso gGmbH für Mittel aus dem Quartiersfonds II zur Umsetzung eines Beratungsangebotes zur Stärkung des Berufseinstiegs Beschlussvorlage des Amtes

Sitzungsvorlage öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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18.05.2020
Sachverhalt

Der Träger Ipso gGmbH beantragt zur Umsetzung eines Beratungsangebotes zur Stärkung des Berufseinstiegs die Bewilligung einer Zuwendung i. H. v. 10.000 Euro aus dem Quartiersfonds II.

 

Zum Träger: Ipso gGmbH - International Psychosocial Organisation betreibt neben Berlin und Erfurt das inzwischen dritte Ipso-Care Center in Hamburg, eine niedrigschwellige und muttersprachlich ausgerichtete Anlaufstelle für psychisch belastete Zuwanderer*innen mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Seit 13 Jahren engagiert sich die gemeinnützige Organisation Ipso auf dem Gebiet der kultursensitiven, psychischen Gesundheitsversorgung und psychosozialen Beratung von vulnerablen Bevölkerungsgruppen aus den Krisengebieten dieser Welt. Als 2015/16 überdurchschnittlich viele der ipso care Zielgruppe nach Deutschland flohen, hat Ipso begonnen sich auch auf nationaler Ebene zu engagieren. Durch den psychosozialen, bereits evaluierten, Beratungsansatz des Value -Based- Counseling (VBC) (Werte basierter Beratungsansatz) leistet Ipso care einen seit über 12 Jahren in der Praxis erprobten und hoch effizienten Beitrag um:

 

  1. Psychisch belasteten Geflüchteten / Migranten eine problemärmere, aktive Integration zu ermöglichen und Radikalisierungsgefahren vorzubeugen 
  2. Die Sozial- und Gesundheitssysteme kooperativ zu unterstützen und zu entlasten und durch präventive Versorgung Kosten einzusparen.  

 

Der VBC - Ansatz ist eine hoch effiziente, psychodynamische Kurzzeitintervention für Zuwanderer aus anderen Kulturen dieser Welt. Konzeptbedingt kommt das VBC ohne den Einsatz von Dolmetschern und deren Kosten aus. VBC wurde von der Psychoanalytikerin und Gründerin der Ipso gGmbH entwickelt. Er beinhaltet tiefe Einsichten aus ihrer intensiven, erfahrungsorientierten Forschungs- und Beratungspraxis im Ausland - mit  den besonderen kulturellen und religiösen Hintergründen dieser vulnerablen Bevölkerungsgruppen und ihren drastischen Lebenserfahrungen. Gefördert vom Auswertigen Amt ist Ipso seit über 12 Jahren Bestandteil des afghanischen Gesundheitssystems. Ausgehend von diesem Erfahrungshintergrund wurde und wird der VBC international erfolgreich in weiteren Krisengebieten und in den Aufnahmestädten geflüchteter Menschen eingesetzt. 

 

Die Anschubfinanzierung und die derzeitige Grundausstattung des Projektes Ipso care Hamburg ist derzeit durch  die OTTO GROUP sichergestellt. Um einzelne Bausteine des Projektes umsetzen und absichern zu können, sind zusätzliche Finanzierungen notwendig.

 

Grundsätzlich ist der Träger mit seinem Beratungsangebot auf Hamburg ausgerichtet. Er hat jedoch in den Bezirken Eimsbüttel, Mitte und Altona aufgrund vielfältiger Kooperationen seinen Handlungsschwerpunkt sowohl in den öffentlich rechtlichen Unterkünften, als auch außerhalb.

 

Zum geplanten Pilot-Projekt: In Altona bestehen viele Kooperationen mit den Initiativen der Flüchtlingshilfe, professionellen Altonaer Trägern der Jugend- und Gesundheitshilfe sowie Trägern der Berufsorientierung. 

 

Mit den Trägern Ipso-care und B&B – Beratung und Bildung soll ein Pilot-Projekt zur Beratung und Unterstützung junger Menschen mit Fluchthintergrund, zur individuellen Stabilisierung, Wiederherstellung der Ausbildungsfähigkeit und Förderung beruflicher Qualifizierung aufgebaut werden.

 

Die Zielgruppe sind Mädchen und Jungen ab dem Alter von 15 Jahren, die sich in der Maßnahme der Ausbildungsvorbereitung (AV) beim Träger B&B befinden und aufgrund psychosozialer Belastungsstörungen Gefahr laufen, die Maßnahmen nicht erfolgreich abschließen zu können.

 

Es werden durchschnittlich 5 vertrauliche, muttersprachliche Einzelsitzungen (persönlich, inzwischen auch im Videochat mit einem geschützten Zugang möglich) durchgeführt. Pro Schüler*in etwa 45 – 60 Minuten, wenn nötig, wird das Elternhaus einbezogen. Über das direkte Beratungsangebot hinaus besteht die Option an muttersprachlichen „Lifeskill-Gruppen teilnehmen zu können. Bei Bedarf werden die Teilnehmer*innen an weitergehende psychotherapeutische Dienste vermittelt.

 

Das jeweils individuell angestrebte Ziel ist die Aufarbeitung psychosozialer Belastungen, die Entwicklung psychosozialer Kompetenzen und die Wiederherstellung der Motivation, das eigene Leben aktiv gestalten zu wollen.

 

Aus bezirklicher Sicht wird die Kooperation zwischen Ipso-care und dem Bildungsträger B&B sehr begrüßt. Es besteht in vielen Bereichen der Flüchtlingshilfe ein erheblicher Handlungsbedarf zur Stabilisierung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit insbesondere auch junger geflüchteter Menschen. In vielen Fällen trägt eine gezielte Kurzzeitintervention, wie oben beschrieben, zur Stabilisierung der Zielgruppe bei. Die jungen Menschen verfügen über ein erhebliches Potenzial eigene Kräfte re-mobilisieren zu können, so dass sie über dieses Beratungsanbot schnell wieder positive Selbstwirksamkeitserfahrungen machen können. Die jungen Menschen, die eine weitergehende therapeutische Begleitung bedürfen, werden über diesen Beratungsansatz identifiziert und in entsprechende Hilfsangebote weiter vermittelt.

 

Im Rahmen der Dokumentation und Evaluation erfolgt eine Auswertung des Angebotes. Aus bezirklicher Sicht wird nach Möglichkeit eine Verstetigung dieses Projektes angestrebt.

 

Dies hier zur Entscheidung vorliegende Projekt wurde bereits im Quartiersfonds II – flüchtlingsbedingte Mehrbedarfe – unter dem Titel „Restbudget für Vorgesehenes“ (siehe Beschlussdrucksache 21-0251.2) in Höhe von 10.000 Euro planerisch berücksichtigt. Darüber hinaus stehen im QF II derzeit Mittel i. H. v. 51.944 Euro zur Verfügung.

 

Der Ausschuss für Soziales, Integration, Gleichstellung, Senioren, Geflüchtete und Gesundheit wird um Beschlussfassung zur oben beschriebenen Verwendung der Mittel gebeten.

 

 

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