Zeitweiser Trockenfall des Hochwasserrückhaltebeckens Lottbeker Teich
In den vergangenen Wochen machte der Lottbeker Teich Schlagzeilen, weil eine Undichtigkeit im Ablaufbauwerk dazu beitrug, dass er in der von Mai bis Juni anhaltenden Trockenperiode schneller austrocknete als andere Gewässer. Das Bezirksamt Wandsbek teilt hierzu folgenden Sachstand mit:
Der Lottbeker Teich, ein Hochwasserrückhaltebecken im Verlauf der Moorbek-Lottbek, liegt an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein, sodass sich ein Teil der Wasserfläche auf dem Gebiet der Gemeinde Ammersbek befindet. Das vom Bezirksamt Wandsbek betriebene Staubauwerk liegt ebenfalls auf dem Gebiet der Gemeinde Ammersbek, womit eine genehmigungsrechtliche Zuständigkeit des Kreises Stormarn besteht.
Das Staurecht wurde 1955 für die Anlage als Hochwasserrückhaltebecken und zur Nutzung als Teich in den Sommermonaten verliehen. Durch die naturnahe Gewässerbewirtschaftung hat sich der Lottbeker Teich als Lebensraum für Amphibien, Wasservögel und Fische entwickelt, wobei der Fischbestand durch Besatz und Entnahme im Zuge einer bis vor kurzem bestehenden Fischereipacht beeinflusst ist. Die Amphibienpopulation profitierte zuletzt von einem geringeren Fischbestand.
Bestehende Hochwasserprobleme im Unterlauf der Lottbek sind der Grund, dass eine Planung zur Verbesserung der Rückhaltefunktion für Hochwasser aufgenommen wurde. Dafür wird derzeit ein Ersatzneubau für das Ablaufbauwerk und eine Entschlammung des Teiches geplant. Bei dem Ablaufbauwerk handelt es sich um ein sogenanntes Mönchbauwerk, in dem das Wasser über eine ausgelegte Bohlwand abgeleitet wird. Die seitlich vom Mönchbauwerk vorhandene Staumauer bildet den Notüberlauf.
In der Vergangenheit wurde das Ablaufbauwerk wiederholt auf Beschädigungen untersucht:
- im Dürresommer 2020 fiel der Lottbeker Teich am 23. Juni trocken. Seinerzeit bestand die Vermutung einer gebrochenen Bohle, die Inaugenscheinnahme des Ablaufbauwerks auf Leckagen war jedoch ohne Befund geblieben und nach Einsetzen der Niederschläge befüllte sich der Teich wieder.
- Im September 2022 wurde die Funktion geprüft und Steine und Geäst vom Ablaufbauwerk entfernt ohne dass Schäden an der Bohlwand festgestellt wurden.
Solange die Bohlwand im Ablaufbauwerk von Wasser überströmt wurde, konnte die Ursache für ein Absinken des Wasserstandes nicht genau festgestellt und behoben werden, sodass es bei der Vermutung einer Leckage am Ablaufbauwerk bleiben musste. Erst als mit weiter sinkendem Wasserstand kein Wasser mehr über die Bohlwand floss, wurde am 30.05.2023 ein Leck geortet und die Arbeiten zum Abdichten unmittelbar beauftragt, die am 02.06.2023 aufgenommen und mit Nachkontrollen am 10.06.2023 beendet wurden. Das Leck im Ablaufbauwerk wurde, in Hinblick auf die vorhandene alte Bohlenwand, bestmöglich abgedichtet und es gibt nur noch geringfügige Durchsickerungen. Eine vollständige Dichtheit ist bei diesem Bauwerk bauartbedingt nicht möglich. Gleichzeitig ist eine Mindestversorgung des unterhalb liegenden Fließgewässerabschnitts notwendig. Die Reparatur ist temporär bis das Bauwerk neu gebaut wurde.
Parallel dazu ist am 30.05.2023 eine Meldung über ein Fischsterben beim Bezirksamt eingegangen und daraufhin veranlasst, dass in derselben Woche (22. KW) Fische und Muscheln aus den trockenfallenden Bereichen der Gewässerufer abgesammelt und in ein anderes Gewässer umgesetzt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt waren noch ausreichend Rückzugsräume / Feuchtstellen für Kaulquappen vorhanden, so dass dies dort belassen wurden.
Die fortwährende Trockenheit hat jedoch dazu geführt, dass sich die Situation noch einmal verändert hat. Am 09.06. wurden verendete Fische durch die von der BUKEA beauftragte Rahmenvertragsfirma abgesammelt und lebende Kaulquappen in feuchte Bereiche umgesetzt. Aufgrund der Schlammmengen im Rückhaltebecken konnten nicht alle toten Fische erreicht werden.
Die Niederschläge in der 25. Kalenderwoche haben dem Hochwasserrückhaltebecken Lottbeker Teich wieder Wasser zugeführt. Die Schnelligkeit, mit der der Wasserstand nach dem Trockenfallen wieder angestiegen ist, verdeutlicht, wie wichtig es ist, an dieser Stelle einen Rückhalteraum vorzuhalten, um Folgen von Starkregenereignissen abzumildern.
Nach den Niederschlägen hat sich gezeigt, dass auch im Lottbeker Teich selbst Tiere überdauert haben. So konnten nach den Regenfällen zahlreiche Froschlurche auf dem Weg ins Sommerquartier beobachtet werden.
Wie die beschreiben Situation deutlich gezeigt hat, ist eine Sanierung der Wehranlage, Entwicklung von Rückhaltevolumen bei Starkregenereignisse sowie Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zur Fischdurchgängigkeit dringend erforderlich. Folgende Rahmenbedingungen sind bei der derzeitigen Planung zu beachten:
- Die festgelegte Stauhöhe bemisst sich an der Entwässerung der Siedlung Rittmeisterkoppel im Oberlauf des Lottbeker Teiches.
- Bei zu geringem Speichervolumen und langanhaltenden kräftigen Niederschlägen läuft zu viel Wasser über den Notüberlauf und es besteht die Gefahr von Überschwemmungen in der Siedlung Heinrich-von-Ohlenddorff-Straße / An der Lottbek.
- Dass bereits bei mittleren Abflüssen ein Überfall über den Notüberlauf erfolgt sieht das Bezirksamt als kritisch an, da dauerhafter Wasserschwall über den Notüberlauf die Erosion am Dammfuß verstärkt. Dieser ist zuletzt im Jahr 2019 repariert worden.
- Die drei vorstehenden Punkte bedingen, dass die Stauhöhe an der Bohlwand nicht einfach erhöht werden kann.
- Das Mönchbauwerk lässt sich für Revisionszwecke auf der Einlaufseite nicht abdämmen, da entsprechende Einschübe fehlen und die Lage der Brücke das Vorsetzen von Dammtafeln verhindert.
- Sedimente im Einlaufbereich, die bei Entnahme nachrutschten, behindern das oberwasserseitige Einbringen von Dämmmaterial zusätzlich.
- Arbeiten im Mönchbauwerk können aus Gründen der Arbeitssicherheit nicht durchgeführt werden solange Wasser über die Bohlwand strömt.
- Aufgrund der fehlenden Abdämmmöglichkeiten lassen sich die Dammbalken der Bohlwand nur bei abgesenktem Teichwasserspiegel auswechseln. Der Austausch der Bohlen erfordert auf Grund der Konstruktion des Bauwerkes ein komplettes Ablassen des Teiches. Hierzu müsste sukzessive jeweils die oberste Bohle zunächst leicht angehoben und dann entfernt werden, um zu verhindern, dass ein zu großer Wasserschwall in das Unterwasser geschickt wird und Teichsedimente mitreißt.
- Die vier vorstehenden Punkte bedingen, dass sich ein Austausch von Bohlen nicht ohne weiteres bewerkstelligen lässt.
- Durch die naturnahe Gewässerbewirtschaftung hat sich der Lottbeker Teich als Lebensraum für Amphibien, Wasservögel und Fische entwickelt, wobei der Fischbestand durch Besatz und Entnahme im Zuge einer bis vor kurzem bestehenden Fischereipacht beeinflusst ist. Daneben wirkt der Lottbeker Teich wie andere Gewässer auch auf das Mikroklima und die Wasserführung im Schichtenwasser.
- Von einer Undichtigkeit des Ablaufbauwerks profitiert der Unterlauf der Lottbek, für den der Lottbeker Teich in Trockenzeiten als Quelle wirkt und der dadurch noch länger mit Wasser versorgt wird. Insofern besteht hier vor dem Hintergrund langanhaltender Trockenperioden ein kaum lösbarer Zielkonflikt zwischen den Belangen des Stillgewässerschutzes (Vermeidung jeglichen Abflusses unterhalb von Normalstau) gegenüber dem Fließgewässerschutz (Beibehalten eines Drosselabfluss) und auch das Abdichten der Leckage könnte sich als Beeinträchtigung eines Lebensraumes erweisen.
- Zur Reduzierung des für Lebewesen verfügbaren Wasserkörpers tragen die Schlammmengen und das seitliche Zuwachsen mit Röhricht bei. Im Zuge der Vorbereitung der Entschlammung ist noch einmal zu erörtern, ob das Röhricht nicht weiter zurückzunehmen ist als bisher angedacht.
- Die Verdunstungsrate bewirkt eine Wasserstandreduzierung von einem halben Zentimeter pro Tag, worin höhere Transpirationsraten über Vegetationsbeständen noch nicht eingerechnet sind. Bei z. B. 30 Trockentagen summiert sich dies auf ein Abfallen des Wasserstandes um 15 cm.
- Insbesondere wenn unter den Anzeichen des Klimawandels sich lang anhaltende Trockenperioden mehren und immer früher einsetzen, ist der Betrieb bzw. die Betriebsweise von Hochwasserrückhaltebecken/Stauteichen im Hauptschluss von kleinen Fließgewässern in Frage zu stellen – was mit der Hochwasserplanung zum Lotttbeker Teich unter den Anforderungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie z. Zt. erfolgt. Bekanntermaßen beeinflussen solche Stauteiche nicht nur durch ihre Barrierewirkung die natürliche Fließgewässerdynamik und -durchgängigkeit sondern der Wasserkörper unterliegt auch einer verstärkten Erwärmung mit der Folge von Sauerstoffmangel, Fischsterben (siehe gesonderte Mitteilung) und eingeschränkten Besiedlungsmöglichkeiten auch in unterhalb liegenden Gewässerabschnitten.
- Die fünf vorstehenden Punkte werden im Zuge der weiteren Planung zum Lottbeker Teich berücksichtigt.
Der Ausschuss wird um Kenntnisnahme gebeten.
keine Anlage/n