Wasserturm im ehemaligen Versorgungsheim erhalten und Freiräume in Farmsen-Berne schaffen! Debattenantrag der SPD-Fraktion und der Fraktion Die Grünen, angemeldet zur Debatte von der SPD-Fraktion
Das ehemalige Versorgungsheim Farmsen existierte in seinen Grundzügen seit 1904 und wurde um 1961 in das Pflegezentrum Farmsen überführt. Im Nationalsozialismus diente es als „Bewahranstalt“ für bis zu 2.100 als „gefährdet, schwachsinnig und asozial“ abgewertete Hilfsbedürftige. Durch Zwangsarbeit sollten sie an ein „geordnetes“ Leben nach staatlicher Vorgabe gewöhnt werden. Über tausend Menschen wurden entmündigt und zwangssterilisiert. Bewohner:innen wurden in die Tötungsanstalten der „Euthanasie“ verschleppt und dort ermordet. Manche Insass:innen rebellierten trotz der drohenden drakonischen Strafen gegen die menschenunwürdige Behandlung in der Anstalt. Andere versuchten zu fliehen oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.
Nach 1945 gab es keine Befreiung. Auch wenn das „körperliche und psychische Grauen“ nun weniger wurde, die Menschen blieben hinter dem Zaun in „Verwahrung“ und waren unverändert der „Vormundschaft“ der staatlichen Fürsorge ohne jegliche Selbstbestimmung ausgesetzt. Die Zeit der Zwangseinweisungen war nicht zu Ende. Das Aufsichtspersonal wurde nicht ausgewechselt. Die Leitungsebene blieb unverändert in ihren Positionen und in ihren Einstellungen zur „staatlichen Fürsorge“.
Das änderte sich erst spät. Heute werden die noch vorhandenen historischen Gebäude von Pflegen & Wohnen und Fördern & Wohnen genutzt. Seit einigen Jahren werden nun auf entbehrlichem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims moderne Wohnquartiere errichtet, die eine neue Perspektive für das gesamte Areal schaffen. Um die Vergangenheit nicht zu vergessen, sollen, wie schon von der Bezirksversammlung beschlossen, Stelen zukünftig an die Geschichte des Versorgungsheimes erinnern.
Die baulichen Veränderungen rund um das gesamte Areal und der Blick auf die angestrebte Wohnungsbauentwicklung auf der Nachbarschaftsfläche des Berufsförderungswerksgeben Anlass, das Neuentstehende mit der Geschichte des Geländes zu verbinden und einen Ort zu schaffen, der neben anderem die Situation der als „asozial“ Verfolgten des NS nicht auslässt und sie als NS-Opfer würdigt, wie es der Beschluss des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 2020 „Anerkennung der von den Nationalsozialisten als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ Verfolgte“ vorschlägt.
Dazu bietet sich insbesondere der denkmalgeschützte “Wasserturm” an. Der Wasserturm umfasst einen größeren Gebäudekomplex, der, in Gänze oder Teilen, auch den Bürger:innen des Stadtteils als Teil eines neuen soziokulturellen Stadtteilzentrums zur Verfügung gestellt werden könnte. Das dem Wasserturm direkt gegenüberliegende ehemalige ebenfalls denkmalgeschützte Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Versorgungsheimes bietet weitere Raumpotenziale, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen können.
Damit würde auf den Bevölkerungszuwachs im Ortsteil Farmsen ohne notwendige Neubauten reagiert werden und ein neuer Treffpunkt entstehen.
Der Arbeitskreis Farmsen will Banner mit historischen Fotos (Gesichter/ Orte) herstellen, die auf dem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen in Abstimmung mit Fördern & Wohnen sowie Pflegen & Wohnen angebracht werden sollen. Parallel dazu soll die im Hamburger Rathaus gezeigte Ausstellung „Zwischen Zwangsfürsorge und KZ. Arme und unangepasste Menschen im nationalsozialistischen Hamburg“ in den Räumlichkeiten von Fördern & Wohnen sowie „Pflegen & Wohnen“ gezeigt werden. Ein Rahmenprogramm ist ergänzend geplant.
Die Bezirksversammlung möge beschließen:
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Die Verwaltung und die zuständige Fachbehörde werden gebeten, zu prüfen,
keine Anlage/n