21-0698

Vorlage des Berichts zur Modellierung von Retentionsflächen an der Berner Au Zu Drucksachen 20-4833.1, 20-5672, 20-5863.1

Mitteilungsvorlage Bezirksamt

Sachverhalt

Mit der Drucksache 20-4833.1 wurde das Bezirksamt gebeten potentielle Retentionsflächen an den Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Sasel und Blakshörn auf ihre Wirksamkeit im Hinblick auf eine Reduzierung der Überschwemmungsgefahr an der Berner Au zu prüfen. Die hydraulische Modellierung wurde per Kontrakt an den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer beauftragt.

Für die Modellierung wurden um das HRB Sasel sogenannte Trockenrückhaltebecken, die nur im Hochwasserfall einstauen, schematisch als Abgrabung skizziert und in das hydraulische Modell für die Berner Au eingepasst. Die Modellierung um das HRB Blakshörn erfolgte mit einer Umwallung der potentiellen Retentionsflächen. Insgesamt wurden sechs Varianten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit anhand der Anzahl der vom modellierten Hochwasser betroffenen Häuser bei einem zehnjährlichen und bei einem hundertjährlichen Abflussereignis mit dem ausgewiesenen Überschwem­mungs­gebiet als Nullvariante verglichen. Die Modellierung umfasste keine iterative Optimierung einer Maßnahmen­planung. Im Übrigen erfolgte die Untersuchung ungeachtet der Flächenverfügbarkeit, der Wirtschaftlichkeit und der technischen Durchführbarkeit der Maßnahmen.

Im Ergebnis würde die Ausdehnung des Hochwassers bei der Variante 2C, für die im Modell am HRB Sasel ein Bodenabtrag von 110.864 Kubikmeter simuliert wurde, am stärksten und die Anzahl der betroffenen Häuser auf 71 (gegenüber 122 in der Nullvariante) reduziert. Im Verhältnis zum Bodenabtrag wirkt die Variante 2A, bei der nur 60.449 Kubikmeter Bodenabtrag simuliert wurden, effizienter, da auch hiermit sich die Anzahl der betroffenen Häuser schon auf 75 verringern ließe. In beiden Varianten reduziert sich im Modell der Hochwasserstand im HRB Sasel gegenüber der Nullvariante. Die Modellierung zeigt aber auch, dass es oberhalb Alter Berner Weg bei einem hundertjährlichen Ereignis weiterhin zu Überflutungen kommen würde.

Die Varianten 1A und 1C mit Umwallung von Flächen um das HRB Blakshörn haben sich im Modell als wenig wirksam bzw. sogar als kontraproduktiv erwiesen, da die Hochwassergefährdung auf andere Gebäude verlagert würde. Dies liegt darin begründet, dass die Hochwasserwelle an den Dämmen zurückstauen und diese umfließen kann. Die Variante 1B erreicht bei einem Bodenabtrag von 52 Kubikmeter ohne Umwallung, dass 18 Häuser weniger als in der Nullvariante betroffen sind.

Auf das zehnjährliche Ereignis wirkt sich die Erweiterung der Retentionsflächen an beiden HRB kaum aus.

 

Schlussfolgerungen/Ausblick

Die Modellierung zeigt, dass eine Verbesserung des Retentionspotentials um das HRB Sasel die Hochwassergefahr eines hundertjährlichen Abflussereignisses im Überschwemmungs­gebiet Berner Au wirksam reduzieren aber nach derzeitigem Stand nicht ohne weiteres aufheben kann.

Das Bezirksamt würde daher die Ausgestaltung der Retentionsfläche gemäß Variante 2A im Rahmen der konkretisierenden Planung optimieren lassen, um die durch die oben erwähnte Absenkung gewonnene Staukapazität im Wechselspiel mit der Einstellung am Ablaufbau­werk mitnutzen und den Bodenabtrag und den damit verbundenen Eingriff so gering wie nötig halten zu können.

Eine plausible Erklärung für die im Modell verbleibende Überflutung oberhalb des Alten Berner Weges wäre, dass im Gelände eine Einengung des Hochwasserabflussprofils besteht und/ oder dass sich die Hochwasserwelle mit seitlichen Zuflüssen z. B. aus dem Regenwassersiel überlagert. Das Bezirksamt behält daher auch Maßnahmen entlang der Berner Au als möglicherweise effizienter weiter im Blick.

Der Erweiterung der Retentionsflächen um das HRB Blakshörn stößt an Grenzen, da einerseits eine Umwallung von Flächen nicht den gewünschten Effekt verspricht und andererseits hohe Grundwasserstände gegen eine umfängliche Abgrabung stehen.

Das Bezirksamt würde daher bestätigt durch die Ergebnisse der Variante 1B auch Vorschläge aus einer hydraulischen Untersuchung der Berner Au aus dem Jahr 2013 aufgreifen, wonach sich die Retention auch mit kleinräumigen Aufweitungen entlang der Berner Au verbessern ließe. Eine in der Priorität nachrangig zu betrachtende Möglichkeit bestünde noch in der Absenkung des Dauerstaus im HRB Blakshörn bis hin zur Umwandlung in ein Trockenrückhaltebecken. Hierzu wären die Auswirkungen auf den Grundwasserstand, die Biotopentwicklung und die Erholungsnutzung mit den Vorteilen für den Hochwasserschutz abzuwägen.

Im Arbeitsprogramm Wasserwirtschaft ist die weitere Planung bereits als „Berner Au - HW-Schutz Sasel und Blakshörn“ bzw. „Berner Au – Schaffung von Retentionsräumen verankert. Die tatsächliche Umsetzung der zu planenden Maßnahmen steht unter Vorbehalt der haushalts- und planungsrechtlichen Abstimmung sowie der Flächenverfügbarkeit.

Das Bezirksamt beabsichtigt die Ergebnisse der Modellierung und die Schlussfolgerungen mit dem „Runden Tisch Berner Au“ zu erörtern und dazu im ersten Quartal 2020 einzuladen.

 

Petitum/Beschluss

Der Ausschuss wird um Kenntnisnahme gebeten.

 

Anhänge