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Verwaltungsanalyse Wandsbek - Wirtschaft

Antwort zu Anfragen

Sachverhalt

 

Wirtschaft und Gesellschaft stehen zunehmend unter einem steigenden Veränderungsdruck durch die Globalisierung und die Digitalisierung. Dieser Wandel in unserer Welt erhöht den Wettbewerbsdruck auf alle in diesem Land lebende, um auch noch in Zukunft in dem uns bekannten Wohlstand und der aufgebauten sozialen Sicherheit leben zu können. Dieser Veränderungsdruck mündet seit einigen Jahren im sogenannten Wettbewerb der Regionen. Um in diesem Wettbewerb mithalten zu können, ist neben dem Bewusstsein der eigenen Standortvorteile auch eine funktionierende, wettbewerbsfähige und an den Bedürfnissen der Bürger und Wirtschaft orientierte Verwaltung unabdingbar. Neben der Wirtschaft muss auch die Verwaltung sich den neuen Herausforderungen stellen und für die passenden Rahmenbedingungen sorgen. 

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir die zuständige Verwaltung:

Das Bezirksamt Wandsbek antwortet auf die Fragen wie folgt (08.12.2017):
 

  1. Welche Regionen sieht die Verwaltung als wichtigste Wettberber um die Ansiedlung von Gewerbe im Rahmen Ihrer Wirtschaftsstrategie?

 

Die Verwaltung geht im Sinne der Fragestellung von einem abstrakten Begriff der Wirtschaftszweige aus.

An einem heterogenen Standort wie Wandsbek umfasst die lokale Ökonomie Betriebe vom Einzelhandwerker bis zum global agierenden Handelsunternehmen. Eine Clusterbildung fand am Standort Wandsbek nicht statt. Aus historischen Gründen und aufgrund der hohen Einwohnerzahl ist das Handwerk in Wandsbek von besonderer Bedeutung und Vielfalt.

Im Sinne der Fragestellung geht die Verwaltung bei dem Begriff Region von Ballungsräumen mit verwaltungsrechtlicher Struktur aus. Als Region werden nicht die einzelnen Hamburger Bezirke verstanden.

Die wesentlichen Wettbewerber bei der Ansiedlung und Erweiterung von Gewerbe sind die umliegenden Gemeinden.

Dabei besteht allerdings kein zwingend kompetitives Verhältnis zwischen den Standorten.

Vielmehr gilt es Unternehmen in der Metropolregion zu halten oder anzusiedeln, um Arbeitsplätze zu erhalten bzw. zu schaffen. Die Arbeitnehmer leben in und um Hamburg, nehmen die hier angebotenen Dienstleistungen wahr, am Warenumschlag teil und stärken damit die Wirtschaftskraft des Standortes.

 

a.Bitte nennen Sie die wichtigsten Regionalen Mitbewerber bei der Ansiedlung von Unternehmen dieser Wirtschaftszweige?

 

Alle Landkreise und kreisfreien Städte der Metropolregion.

 

b.Bitte nennen Sie die wichtigsten überregionalen Mitbewerber bei der Ansiedlung von Unternehmen dieser Wirtschaftszweige?
 

In der Bundesrepublik Deutschland haben sich zahlreiche wirtschaftsstarke Ballungsräume gebildet.

Ausschlaggebend für eine Ansiedlungsentscheidung ist neben der Verfügbarkeit von Fachkräften, die Optimierung von Fertigungsprozessen, die Wirtschaftlichkeit der Logistikkette und nicht zuletzt auch die zu erwartende Lebensqualität der Wohnregion.

Eine Vergleichbarkeit der überregionalen Ballungsräume ist daher nur schwerlich möglich und wird daher aufgrund der vorbenannten historisch, gewachsenen Strukturen oder der geographischen Lage getroffen.

 

2.In welchen Faktoren sieht die Verwaltung die Standortvorteile Wandsbeks gegenüber anderen Bezirken, den Kreisen der Metropolregion Hamburg und anderen mit der Hansestadt Hamburg im Wettbewerb stehenden Regionen?

a.Welche Stärken konnten für den Bezirk Wandsbek identifiziert werden?

 

Der Bezirk Wandsbek verfügt über eine hohe Anzahl von Einwohnern und wohnortnahe Arbeitsplätze.

In Wandsbek sind viele mittelständische Betriebe zum Teil seit langem ansässig und dem Standort aufgrund der vorbenannten Faktoren verbunden.

Wandsbek stellt eine dauerhaft wirtschaftsfreundliche Verwaltung und Bezirkspolitik.

Die nordöstlichen Stadtrandlagen sind für Unternehmen mit starken Bezügen zum Landkreis Stormarn und mit Logistikbezügen in den Ostseeraum interessant.

Mit dem AEZ verfügt die ECE im Bezirk über einen „Versuchsstandort“ für die Zukunft des Einzelhandels.

 

b.Welche Maßnahmen werden/wurden ergriffen um diese Stärken auszubauen?

 

Mit dem Wohnungsbauprogramm hat das Bezirksamt Wandsbek die Grundlage geschaffen, dass auch in Zukunft qualifizierten Arbeitskräften attraktiver und bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, der auch im Wege der sogenannten „8€-Bauten“ errichtet werden soll.

Im Zuge der Verwaltungsreform wurde mit Schaffung des Zentrums für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt eine Schnittstelle geschaffen, damit die Interessen der Gewerbetreibenden vor Ort effektiver behandelt werden können. Zugleich wurde damit die Sensibilisierung der Verwaltungsmitarbeiter für die Bedürfnisse der lokalen Ökonomie vertieft.

Mit dem Gewerbeflächenkonzept 2012 -das im kommenden Jahr seine Fortschreibung erfährt- wurden die festgestellten Gewerbeflächen dauerhaft gesichert. Ausnahme sind für die Bereitstellung von Flächen für die Flüchtlingsunterbringung gemacht worden.

Mit dem hamburgischen Pilotverfahren bauplanungsrechtlich den Einzelhandel in Gewerbegebieten auszuschließen konnten Gewerbeflächen für Produktion und Handwerk nachhaltig gesichert werden.

Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Stormarn wurde unter anderem zur Schaffung eines interkommunalen Gewerbegebietes erheblich intensiviert.

 

c.Welche Maßnahmen werden/wurden ergriffen um den Standort Wandsbek zu bewerben?
 

Keine. In Hamburg unterliegt das städtische Marketing der Hamburg Marketing GmbH und das Gewerbestandortmarketing deren Tochter HIE (vormals HWF).

 

3.In welchen Bereichen sieht die Verwaltung Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Regionen?

a.Welche Schwächen konnten für den Bezirk Wandsbek identifiziert werden?

 

Die Möglichkeiten des Bezirkes Wandsbek werden durch nicht veränderbare infrastrukturelle Rahmenbedingungen begrenzt. Der Bezirk verfügt über keinen direkten Hafenanschluss. Die strategisch bedeutendste Autobahnanschlussstelle Stapelfeld befindet sich auf Schleswig-Holsteinischem Hoheitsgebiet. Wandsbek ist damit aufgrund dieser Rahmenbedingungen bereits kein geeigneter Standort z.B. für Logistik.

 

Aufgrund der ausgeprägten Wohnbebauung im Bezirk Wandsbek ist auch die Ansiedlung oder das Halten von emittierendem Gewerbe äußerst schwierig.

 

Die Vorzüge des Bezirks Wandsbek als grüner, attraktiver Wohnstandort werden außerhalb des Bezirks oftmals nicht wahrgenommen. Trotz hoher Bevölkerungszahl, der Nähe zur Hamburger Innenstadt und regionaler Freizeitangebote ist der Bezirk Wandsbek aufgrund seiner geografischen Randlage und vermeintlich hoher (zeitlicher) Entfernung zu Innenstadtlagen bei  Gründern und Unternehmern häufig  nicht die erste Wahl. Damit einhergehend sind auch Gewerbeansiedlungen aus dem Hochtechnologie- und Kreativsektor selten.

 

Der Bezirk Wandsbek verfügt nur noch über eine großflächige, zusammenhängende, städtische Gewerbeflächen zur Ansiedlung größerer Unternehmen. Ansiedlungswünschen und Erweiterungswünschen kann oftmals nicht entsprochen werden.

 

Der in der Vergangenheit präsente Medienstandort Wandsbek wurde durch den sukzessiven Abbau des Studio Hamburgs zudem zurück entwickelt.

 

b.In wie weit sieht die Verwaltung in diesen Bereichen aufholbedarf?

 

Zur Sicherung möglicher Ansiedlungswünsche müssen größere, städtische Gewerbeflächen dauerhaft vorgehalten werden.

Die Attraktivität des Bezirks Wandsbek muss durch seine Bewohner, die Politik und Verwaltung dauerhaft in der Wahrnehmung der übrigen Hamburger und überregional verankert werden.

 

c.Welche Maßnahmen werden/wurden bisher ergriffen um diese Defizite zu verbessern?

 

Die Anbindung an die überregionalen Verkehrswege Autobahn und Hafen lassen sich nicht durch das Bezirksamt Wandsbek verwirklichen.

Das Bezirksamt Wandsbek unterstützt aber intensiv die Maßnahmen des Senats zur Verbesserung der Infrastruktur. Insbesondere die Planungen zum Ausbau des ÖPNV (S4, U5, U1-Haltestelle Oldenfelde) sowie die Vernetzung von Individualverkehr und ÖPNV.

 

Um Ansiedlungs- und Erweiterungswünschen in Zukunft besser entsprechen zu können wurde vom Bezirk 2012 gemeinsam mit dem Kreis Stormarn die Prüfung der Realisierung eines interkommunalen Gewerbegebiet aufgenommen, was gemeinsam mit der Gemeinde Stapelfeld im Bebauungsplanverfahren Rahlstedt 131  seinen Niederschlag gefunden hat und zudem hamburgweit beispielhaft für die Zusammenarbeit in der Metropolregion wahrgenommen wird.

 

Von Verwaltungsseite werden der Stellenwert und die Bedeutung Wandsbeks in Hamburg verstärkt und nachdrücklich dargestellt. Politisches Ziel mit dessen Umsetzung die Verwaltung betraut ist, ist die Stadtwerdung Wandsbeks.
 

4.In welchen zusätzlichen Bereichen sieht die Verwaltung Entwicklungspotentiale für den Bezirk Wandsbek in seiner wirtschaftlichen Entwicklung?

 

Wandsbek ist ein Bezirk mit 424.000 Einwohnern. Als eigenständige Stadt würde Wandsbek als Verwaltungseinheit den 16. Platz der bevölkerungsreichsten Städte in der Bundesrepublik Deutschland belegen. Als einer von sieben Bezirken in der Einheitsgemeinde Hamburg sollte Wandsbek seine Stärken weiter ausarbeiten und die einer deutschen Großstadt zukommenden Möglichkeiten auch innerhalb der Hamburger Stadtstruktur nutzen. Ziel muss es sein, dass im Bezirk Wandsbek örtlich umfangreiche Angebote vorgehalten werden, damit seine Anwohner diese nicht in anderen Bezirken einholen müssen.

Der Anteil der dienstleistungsorientierten Kreativ- und Kulturwirtschaft ist im Vergleich zu anderen Hamburger Bezirken gering. Mit Änderungen in der Bevölkerungsstruktur und Bauplanungen in den Innenstadtnahen Stadtteilen bietet sich die Chance einen Nährboten für die Ansiedlung von Kreativunternehmen und kulturellen Einrichtungen zu schaffen.

Wandsbek verfügt aufgrund des fehlenden Autobahnanschlusses und Hafenzugangs noch über keinen Technologiepark. Dieser Zustand wird von bezirklicher Seite immer wieder thematisiert und dafür geworben, Wandsbek bei seinen Bemühungen um einen Technologiepark zu unterstützen.

Der Bezirk Wandsbek ist ein Ausbildungsstandort mit einer Hochschule und diversen Bildungseinrichtungen. Die dort ausgebildeten Fachkräfte können den Fortbestand der ortsansässigen Unternehmen sichern und ein Argument für die Ansiedlung neuer Unternehmen sein. Das Bezirksamt begrüßt es nachdrücklich, wenn es zwischen den Hamburger Hochschulen und den hier ansässigen Betrieben eine engere Kooperation gibt. Von bezirklicher Seite wurden bereits Überlegungen für einen engeren Austausch mit der TUHH u.a. mit dem Ziel einer Praktikumsmöglichkeit vor Ort für Studierende angesprochen, was aufgrund der räumlichen Lage mancher Gewerbebetriebe bislang noch nicht erfolgreich war.

Die verkehrsgünstige Lage des Bezirkskerns bietet sich als Schwerpunkt für Hotelansiedlung, sowie Wohneinrichtungen für Studenten und Auszubildende an.

 

Eine Vielzahl gewerblicher Streuflächen und verdichtungsfähiger Gewerbegebiete bietet die Möglichkeit, im Wege einer Neustrukturierung Nutzungskonflikte zu entschärfen und Betriebserweiterungen mit einer höheren Prozesseffizienz zu ermöglichen.
 

5.Welche Maßnahmen wurden ergriffen um diese Potentiale zu erschließen?

 

Um diese Potentiale zu erschließen bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen Bezirk, Fachbehörden und Landesbetrieben, sowie einer breiten Unterstützung aus der Bezirkspolitik.

Bislang ist dies vornehmlich im Rahmen der Bebauungsplanung möglich, bei dem sich die Bezirksseite geschlossen als wirtschaftsfreundlicher Bezirk darstellen kann. Zudem werden Gespräche mit Investoren geführt und Planungen zur Umsetzung des Hotelschwerpunktes/ Wohnheimstandorts geschaffen.

Mit dem bezirklichen Gewerbeflächenkonzept 2018 soll die aktuelle Gewerbeflächensituation teilweise erfasst werden, um mögliche Handlungsfelder zu definieren.

 

Anhänge

keine Anlage/n