20-4761

Ursachen für die Überschwemmungen in der Bovestraße (Marienthal) aufklären und beheben Beschluss der Bezirksversammlung vom 22.06.2017 (Drs. 20-4404.1)

Mitteilungsvorlage BV-Vorsitz

Sachverhalt

 

Folgender Beschluss wurde gefasst:

Der zuständigen Fachbehörde und dem Bezirksamt wird empfohlen,

  1.                 Die Ursachen für die Überschwemmungen in dem Bereich der Straßen Gustav-Adolf-, Frieda-, Rauch- und Bovestraße in Marienthal zu untersuchen und zu benennen.
  1.                 Maßnahmen samt Kostenschätzungen aufzuzeigen, wie an dieser Stelle, zukünftig Überschwemmungen wirksam verhindert werden können. Dabei sind auch die zukünftigen Bauarbeiten der geplanten S-Bahn-Haltestelle Bovestraße, in die Planungen mit einzubeziehen.
  1.                 Dem Regionalausschuss Kerngebiet Wandsbek die Ergebnisse vorzulegen.

 

 

Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) nimmt unter Beteiligung der Hamburg Wasser/Hamburger Stadtentwässerung wie folgt Stellung:

 

Zu 1.:

Bei dem Regenereignis am 19./20.05.2017 wurde am Regenschreiber Horner Rennbahn mit

56 mm die größte Regenmenge innerhalb eines Zeitraumes von acht Stunden seit Beginn der Messungen im Jahre 1972 aufgezeichnet. Statistisch tritt ein solches Ereignis einmal in 40 Jahren auf. Es wird entsprechend von einem 40-jährlichen Regenereignis gesprochen. Für solche Regenereignisse ist die Kanalisation nicht dimensioniert.

 

Ursache für die Überflutungen in der Unterführung Bovestraße sowie den umliegenden Straßen Gustav-Adolf-Straße, Rauchstraße und Friedastraße ist, dass das von Osten aus der Gustav-Adolf-Straße kommende, in Richtung der Kreuzung der Bovestraße südlich der Bahngleise nach Westen verlaufende Mischwassersiel die zugeführten Mischwassermengen nicht ausreichend weiterleiten kann. Als Folge kann bei Starkregen südlich und östlich des Tiefpunktes, aber auch in der Straße Bahngärten, das weiterhin zufließende Oberflächenwasser nicht mehr von den Sielen aufgenommen werden. Das Wasser folgt dann dem Oberflächengefälle und läuft in die Unterführung.

 

Der eigentliche Tiefpunktbereich wird über ein Pumpwerk mit einer Maximalleistung im Parallelbetrieb zweier Pumpen von rund 90 l/s entwässert. Daran angeschlossen ist eine befestigte Fläche von knapp 0,2 ha.

Somit kann der Tiefpunkt – wenn kein wild zufließendes Wasser von außerhalb der angeschlossenen befestigten Fläche hinzukommt – bis zu einer Regenspende von 450 l/(s*ha; pro Sekunde und Hektar) entwässert werden. Das entspricht dem 50-jährlichen Bemessungsregen von 5 Minuten Dauer, der auf die angeschlossene befestigte Fläche von 0,2 ha fällt. Das Straßenentwässerungspumpwerk ist somit für die angeschlossene Fläche ausreichend dimensioniert. Bei Betrieb nur einer Pumpe (58 l/s) kann immerhin noch der fünfjährliche Bemessungsregen abgeleitet werden.

 

Im Starkregenfall fließt der Unterführung jedoch, wie oben beschrieben, zusätzliches Niederschlagswasser aus den umliegenden Bereichen zu. Daher kann es auch bei einem Regenereignis wie am 19./20.05.2017 zu Überflutungen in der Unterführung kommen, obwohl das Straßenentwässerungspumpwerk für ein 50-jährliches Regenereignis ausreichend dimensioniert ist.

 

Zu 2.:

Um Überflutungen im Stadtteil Marienthal zukünftig reduzieren zu können, ist 2005 von Hamburg Wasser ein hydraulisches Sanierungskonzept für das Mischsielnetz von Marienthal aufgestellt worden, dass sukzessive umgesetzt wird.

 

Als erste Maßnahme wurde zwischen Februar 2013 und Juli 2016 das Entlastungssiel Marienthal gebaut. Ergänzend wurden verschiedene dezentrale Ansätze des Überflutungsschutzes, wie beispielsweise die Optimierung von Straßenabläufen oder ein lokaler Objektschutz durch den Einbau von Bodenschwellen, verfolgt und in Pilotvorhaben im Rahmen des EU-Förderprojektes "Urban Water Cycle" umgesetzt.

 

Eine Verbesserung der Situation rund um die Unterführung Bovestraße kann erst mit Umsetzung der Teilmaßnahme in der Gustav-Adolf-Straße/Gehölzweg erreicht werden. Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 2 Mio. €. Diese Maßnahme ist projektiert und wird mittelfristig umgesetzt.

 

Dennoch können bei Starkregen, abhängig von der jeweiligen Höhenlage, Überflutungen in den öffentlichen Straßen durch Niederschlagswasserabfluss an der Geländeoberfläche entstehen. Die Bemessung der öffentlichen Abwasseranlagen und auch der privaten Grundstücksentwässerungsanlagen (den Regeln der Technik entsprechend) stellt keinen absoluten Schutz vor Überflutungen infolge von extremen Starkregenereignissen dar. Gegen diese besonderen Ereignisse können sich die Eigentümer gefährdeter, d. h. tiefer liegender, Grundstücke nur durch zusätzliche konstruktive Maßnahmen an ihren Gebäuden schützen.

 

In einer gemeinsam verfassten Broschüre haben der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), HAMBURG WASSER und die damalige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt einen Leitfaden für Hauseigentümer, Bauherren und Planer mit dem Titel „Wie schütze ich mein Haus vor Starkregen“ verfasst: http://www.hamburg.de/contentblob/3540740/532fea8f76e2565c7a9347a8f59b4054/data/leitfaden-starkregen.pdf.

 

 

Das Bezirksamt Wandsbek nimmt wie folgt Stellung:

Zu 2.:

Gustav–Adolf–Straße / Rauchstraße / Friedastraße

 

Die Entwässerung des Straßenwassers erfolgt über ein Mischwassersiel in Zuständigkeit von „Hamburg Wasser“. Alle Trummen sind frei (Stand 28. KW 2017) und es bildet sich kein Wasserstand bzw. Rückstau. Hinweise auf zurückliegende Wasserstände liegen ebenfalls nicht vor. Sofern in Einzelfällen (insbesondere in der rd. 1400 m langen Rauchstraße) weitere Trummen erforderlich sein sollten, können diese, nach Kenntnis der betroffenen Örtlichkeit, im Rahmen des sog. Trummenprogramms eingebaut werden, hierfür ist die genaue Benennung der Grundstücke/betroffenen Tiefgaragen erforderlich. Aussagen zu Kosten können zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden, diese sind aufwandsabhängig.

 

 

Petitum/Beschluss

 

Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.

 

 

Anhänge

 

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