"Safe Space" für queere Menschen in Wandsbek einrichten Debattenantrag der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Grünen und der FDP-Fraktion, angemeldet zur Debatte von der FDP-Fraktion
Letzte Beratung: 10.07.2025 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.8
Obwohl die Akzeptanz der breiten Öffentlichkeit für queere Menschen, das bedeutet
Menschen, die sich nicht als heterosexuell und cisgeschlechtlich (hierunter sind Menschen zu verstehen, deren Geschlechtsidentität mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt) bezeichnen, einerseits immer größer zu werden scheint, steigen andererseits die Anfeindungen und Gewalterfahrungen gegen queere Menschen signifikant an. Nachweislich wird das politisch-legislative und gesellschaftliche Klima um die Rechte queerer Menschen kälter. Sie werden immer wieder Zielscheiben von Gewalttaten (vgl. z. B. Ponti 2023, 116) - allein in den USA haben 515 neue Gesetze es auf die Rechte von LGBTQ-Menschen abgesehen (vgl. ACLU 2024) – etwa 200 mehr als noch im Jahr 2022. Insbesondere Transmenschen geraten immer mehr in den Fokus rechter und faschistoider Hetzkampagnen.
Auch in Hamburg hat die Gewalt gegen queere Menschen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2023 wurden 98 queerfeindliche Straftaten erfasst. Dies stellt einen Anstieg von 56 Prozent zum Vorjahr 2022 dar.
In der Regel könnten die eigenen vier Wände ein sicherer Rückzugsort sein. Diese
Möglichkeit des Rückzugs und der Selbstentfaltung kann jedoch leicht, gerade für
Menschen des Regenbogenspektrums, entfallen.
Allzu oft fängt es damit an, dass sogar das Elternhaus kein sicherer Ort ist und sie diversen Arten der Gewalt ausgesetzt sind. Wohnangebote, die Rücksicht auf queere Menschen nehmen und ihnen Schutzraum bieten, sind jedoch knapp bemessen und befinden sich oftmals nur in den zentralen Stadtteilen in Hamburg, wie zum Beispiel Eimsbüttel und Altona. Auch Lokale für queere Menschen oder Sportangebote sind nur in den zentralen oder Szenestadtteilen zu finden.
In den äußeren Bezirken, wie zum Beispiel Wandsbek, werden diese Angebote und insbesondere diese Wohnangebote nicht explizit beworben.
Da öffentliche Wohnangebote generell knapp bemessen sind, kann grundsätzlich nicht immer darauf geachtet werden, dass die Bewohnenden zusammenpassen und somit auch die gleiche Einstellung teilen. So passiert es, dass in solchen Wohneinrichtungen queere Menschen mit queerfeindlichen Menschen zusammen in einer Wohngemeinschaft leben.
Insbesondere in Wohngemeinschaften für psychisch kranke Menschen haben es queere Menschen oft schwer. Queere Bewohner dieser Einrichtungen haben meist aufgrund ihrer eigenen psychischen Erkrankung nicht die Kraft, sich gegen die Anfeindungen ihrer Mitbewohner zur Wehr zu setzen. Sie ziehen sich daher zurück und trauen sich nicht mehr zu ihrem Selbst zu stehen. Dies verschlimmert oft die vorhandenen Erkrankungen, wegen derer sie in der Wohneinrichtungen leben, fördert Suizidalität und kann zu (weiteren) psychischen Erkrankungen führen. Unter anderem durch sogenannten Minderheitenstress haben queere Menschen ein erhöhtes Risiko für Depressionen und andere Erkrankungen (vgl. LSVD 2024).
Aber nicht nur junge Menschen sind von dieser Problematik betroffen. Auch queere Menschen in Hamburger Seniorenwohnanlegen/Pflegeeinrichtungen stehen vor Herausforderungen. Insbesondere, da diese Menschen in ihrer Jugend und im jungen Erwachsenenalter nicht nur diskriminiert wurden, sondern auch, weil sie für ihre sexuelle Orientierung und ihre geschlechtliche Identität kriminalisiert wurden, ist es für diese schwer, vor Menschen ihrer Generation dazu zu stehen.
Umso wichtiger ist es daher, ein zentrales Angebot im Bezirk Wandsbek zu schaffen, das allen queeren Menschen im Bezirk als Treffpunkt und Rückzugsort dient. Einen zentralen Raum zu schaffen, an dem diese zusammenkommen können und an dem sie frei zu sich und ihrer Persönlichkeit stehen können. An dem sie sich nicht verstecken müssen und wo sie sicher vor Anfeindungen sind.
Die Bezirksversammlung Wandsbek möge daher beschließen:
1. Der Sozialausschuss wird gebeten unter Beteiligung des Jugendhilfeausschusses, eine Anhörung durchzuführen. Im Wege der Anhörung sind die Notwendigkeit und die optimalen Rahmenbedingungen für einen solchen zentralen „Safe Space“ zu klären, der als geschützter Treffpunkt für queere Menschen aller Generationen in Wandsbek dienen soll.
2. Bei der Anhörung sollen berücksichtigt werden: Vertreter von ausgewählten Betroffenen-Organisationen, wie beispielsweise des Magnus Hirschfeld Centrums, sowie Vertreter und freiwillige betroffene Bewohnende öffentlicher Wohnangebote und Altenheime.
Quellen:
* Ponti, Sarah (2023): Queerfeindliche Hasskriminalität in Deutschland. In: Institut für
Demokratie und Zivilgesellschaft (Hg.): Wissen schafft Demokratie 13, S. 112–125.
*ACLU (2024): Mapping Attacks on LGBTQ Rights in U.S. State Legislatures in 2024;
https://www.aclu.org/legislative-attacks-on-lgbtq-rights-2024?state&impact [Stand:
08.05.2025]
* LSVD (2024): Schlechtere Gesundheit von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans*
und intergeschlechtlichen Menschen Studien: Diskriminierung und
Minderheitenstress machen krank und führen zu schlechterem gesundheitlichem
Befinden; https://www.lsvd.de/de/ct/2615-Gesundheit-von-LSBTIQ
https://www.polizei.hamburg/hasskriminalitaet-981752* [Stand: .05.2025]
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