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"Nie wieder!?" Gedenken zum 80. Jahrestag in Poppenbüttel Gut Hohenbuchen - Hinrichtung des polnischen Zwangsarbeiters Andrzej Szablewski am 13. März 1942 Interfraktioneller Antrag von Frauke Häger (fraktionslos), der Fraktion Die Linke und der FDP-Fraktion

Antrag

Letzte Beratung: 29.03.2022 Ausschuss für Haushalt und Kultur Ö 5.1

Sachverhalt

Vorangestellt:

„Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft.“
https://gemeinsam-gegen-antisemitismus.de/

 

 

Am 13. März 1942 wurde Andrzej Szablewski aus Polen als erster Zwangsarbeiter öffentlich in Hamburg hingerichtet. Er wurde auf dem Gut Hohenbuchen in Poppenbüttel vor 200 polnischen Zwangsarbeitern und rund 50 Angehörigen der Polizei, Gestapo und NSDAP an einem Baum erhängt (in der Nähe der heutigen Gedenktafel). Andrzej Szablewski war 29 Jahre alt. Die Gestapo hatte ihm eine Liebesbeziehung zu einer Deutschen unterstellt und die „Sonderbehandlung“ beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin beantragt. Diese erfolgte durch Reichsführer SS Heinrich Himmler – ohne Gerichtsurteil.

Nationalsozialistische Vorstellungen von „Blut und Ehre“ – Hildegard Lütten wurde wegen ihrer verbotenen Kontakte mit dem Polen Andrzej Szablewski niemals angeklagt. Ihre Inhaftierung im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück wurde ohne Gerichtsurteil angeordnet. Ein falsches Geständnis wurde von der Gestapo erpresst. Als junge Mutter litt sie in den drei Jahren Haft sehr unter der Trennung von ihrem knapp zweijährigen Sohn. Rehabilitiert für die falsche Denunziation durch Dritte wurde sie nie.


Historie des Gedenkens in Poppenbüttel:

14. Oktober 2016 wurde auf Initiative der SPD, Distrikt Oberalster ein Stolperstein am Gut Hohenbuchen (vor dem Gebäude der heutigen Kita) in Hamburg-Poppenbüttel eingeweiht – in Anwesenheit von Mitgliedern der SPD, Vertreter:innen der Bezirksversammlung Wandsbek und Regionalpolitik Alstertal, der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg e.V. (DPG) und zahlreichen Bürger:innen aus dem Stadtteil. Sehr bewegend war die Teilnahme von Familien-Angehörigen Szablewski, angereist aus Polen und dem Sohn von Frau Hildegard Lütten (in 2. Ehe Lüdemann), die drei Jahre im Frauen-KZ Ravensbrück inhaftiert war.

Dank der Initiative von Dr. Andreas Seeger wurde 2003 durch den Bezirk Wandsbek eine Gedenktafel unterhalb des Gutspark Hohenbuchen am Alsterwanderweg errichtet. Diese Gedenktafel auf einer Stehle ist leider inzwischen beschädigt (abgeplatzte Oberfläche und Rostflecken). Die heutzutage gern genutzten QR-Codes für den Verweis auf weiterführendes Detailwissen wie Gedenkstätten Hamburg, Stolpersteine, Wikipedia und die Publikation „Tod eines Zwangsarbeiters“, Dr. A. Seeger, Donat Verlag, Bremen, 2003/2016 finden sich nur nachträglich provisorisch befestigt. Witterungsbedingt können diese auf der anthrazit-farbenen Tafel leider nur schlecht oder nicht genutzt werden. Da regelmäßig Blumen und Gestecke abgelegt werden, wäre eine Gestaltung des Bodens rund um die Stehle zu begrüßen (Abgrenzung zum Gehweg Glensanda-Grand).

Hintergrundinformationen:

https://gedenkstaetten-in-hamburg.de/gedenkstaetten/zeige/gedenktafel-fuer-andrej-szablewski

https://dpg.hamburg/?s=szablewski

https://www.tabularasamagazin.de/andreas-seeger-der-tod-eines-zwangsarbeiters/

Dieses vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung Wandsbek folgendes beschließen:

 

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung Wandsbek, Ausschuss für Haushalt und Kultur, die Bezirksamtsleitung und Verwaltung Wandsbek werden gebeten

  1. die Ausgestaltung einer Gedenkfeier am 13. März 2022 in Anwesenheit der Bezirksamtsleitung und Präsidiumsvertreter:in der Bezirksversammlung Wandsbek unter Beteiligung eines Referenten wie z.B. Dr. Andreas Seeger zu übernehmen
    1. eine persönliche Einladung an die Mitglieder der Bezirksversammlung und Ausschussmitglieder Alstertal sowie die Angehörigen, die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg e.V. (DPG), Leitung der Kita Hohenbuchen, Vertreter:innen von Initiativen wie Begegnungsstätte Poppenbüttel e.V. und Ehrenamtlichen der Thematik NS-Zeit/Hamburger Gedenkstätten zu versenden
    2. eine Pressemitteilung sowie eine vertiefende Veröffentlichung auf der Website www.hamburg.de/wandsbek zum 80. Jahrestag der Hinrichtung zu erstellen (mit Hinweis auf eine Open-Air-Veranstaltung unter Pandemie-Hygiene/Abstands-VO, begrenzter Personenzahl und Bitte um Anmeldung)

 

  1. kurz- bis mittelfristig: eine Überarbeitung der Gedenkstätte am Alsterwanderweg. Am Fuße der Stehle wird eine Stein-Einfassung, die eine würdige Ablage von Blumen-Gestecken ermöglicht und den Charakter einer Gedenkstätte widerspiegelt (z.B. Halbkreis aus würfelförmigen Natursteinen errichtet) gefertigt und die Pflanzung eines Baumes wie Trauer-(Blut-)Buche geprüft.

 

  1. mittelfristig: eine neue Gedenktafel wird mit professioneller Befestigung von QR-Codes errichtet. Der Text eines neuen Schildes sollte in Absprache mit dem Initiator und Textverfasser Dr. Andreas Seeger für den letztgenannten Sachverhalt „die deutsche Frau“ … „eine dreijährige Haftstrafe im KZ Ravensbrück“ redigiert werden.

 

  1. mittel- und langfristig: Unterstützung durch die Verwaltung Wandsbek und den Regionalausschuss Alstertal bei der Etablierung regelmäßigen Gedenkens der Hinrichtung von Andrzej Szablewski in Kooperation mit Poppenbütteler Bürger:innen, Ehrenamtlichen und (Geschichts-)Lehrer:innen und Schüler:innen der weiterführenden Schulen in Poppenbüttel wie Stadtteilschule Poppenbüttel, Heinrich Heine- und Carl-von-Ossietzky-Gymnasium [vgl. „Initiativen-Bündnis KZ Außenlager Sasel“ u.a. mit Gymnasium Oberalster, Ev.-luth. Kirche Sasel, Ini FelS].

 

 

Bera­tungs­reihen­folge
Anhänge

 

Fotos privat: F. Häger  

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