Gedenkstätte Höltigbaum sichtbar machen Interfraktioneller Antrag der SPD- und Grünen- Fraktion
Hamburg war während des Zweiten Weltkrieges einer der bedeutendsten Wehrmachtsstandorte im Deutschen Reich. Hier waren elf Gerichte der Wehrmachtsjustiz tätig, die Zehntausende von Verfahren gegen Soldaten aller Waffengattungen, gegen Angehörige des sogenannten Gefolges und gegen Kriegsgefangene durchführten. Ab Ende 1943 lässt sich ein rapider Anstieg von Todesurteilen nachweisen. Vollstreckt wurden diese im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis durch Enthaupten und am Standortschießplatz Höltigbaum durch Erschießen, oftmals von Exekutionskommandos aus den in direkter Nachbarschaft gelegenen Kasernen wie der Graf-Goltz-Kaserne. Zwischen 1940 und 1945 sind ca. 150 Vollstreckungen von Todesurteilen am Höltigbaum namentlich nachweisbar. Die vermutete Gesamtzahl liegt deutlich darüber. Die meisten der Ermordeten waren einfache Soldaten. Zwei Drittel der Hingerichteten hinterließen Frau und Familie. Das jüngste Opfer war noch nicht einmal 21 Jahre alt. Gegen Kriegsende wurden oftmals mehrere Soldaten kurz nacheinander erschossen. Die letzte Erschießung fand fünf Tage vor dem Eintreffen der britischen Truppen in Hamburg statt.
Am früheren Erschießungsplatz Höltigbaum erinnert seit 2003 eine Tafel an die dort Hingerichteten. Am 27. Januar 2012 hat die Bezirksversammlung Wandsbek den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus mit einer Veranstaltung zu Ehren der Opfer der Hamburger Wehrmachtsjustiz am Ort des damaligen Erschießungsplatzes Höltigbaum begangen. Alljährlich gedenken die im Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal zusammengeschlossenen Initiativen und Gruppen vor Ort der dortigen Opfer. Der Kulturverein Rahlstedt e.V. engagiert sich in der Pflege des Gedenkplatzes. Bürgerliches Engagement allein aber reicht nicht aus, den Erinnerungsort aus seinem gegenwärtigen Schattendasein am Rande der Stadt herauszuführen und ihm – auch im Vergleich zu den anderen Wandsbeker Erinnerungsorten an die Jahre 1933-1945 – ein Aussehen zu verleihen, das die Geschichte des Ortes angemessen würdigt. Ein Aussehen wie es dieser Ort verdient.
Gedenkorte sollten sichtbar und eine umfängliche Information dort möglich sein. Ein erster und schnell umsetzbarer Schritt wäre die Umstellung der im Gehweg vorhanden Gedenkstele, die derzeit wegen des großen Abstandes zum Tafelplatz beziehungslos und ohne erkennbaren Zusammenhang mit der Erinnerungsstätte getrennt am Straßenrand Neuer Höltigbaum steht.
Vor diesem Hintergrund und als einem ersten Schritt dem weitere folgen müssen,
möge der Regionalausschuss Rahlstedt beschließen, der Bezirksversammlung zu empfehlen:
Die Stele in Abstimmung mit den Beteiligten vor Ort und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten
und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen umzustellen und dafür Geld
bereitzustellen.
keine Anlage/n
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