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Energetisches Quartierskonzept "Morellenquartier" hier: Mitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft

Mitteilungsvorlage BV-Vorsitz

Letzte Beratung: 08.07.2025 Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz Ö 7.2

Sachverhalt

Anlass

Mit dem Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“rdert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Erstellung integrierter energetischer Quartierskonzepte (EQK). Mit den EQK wird eine Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe erarbeitet, mit deren Hilfe kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen auf Quartiersebene reduziert werden können. Betrachtet werden die Handlungsfelder Wärmeversorgung, Gebäudesanierung, Mobilität sowie Klimaanpassung.

Zur Erreichung der Klimaschutzziele auf Bundesebene sowie der Erreichung der Hamburger Klimaziele (Senkung der CO2-Emissionen um 70% bis 2030 gegenüber 1990, Netto-CO2-Neutralität 2045) ist insbesondere auch bei der Beheizung und Warmwasserversorgung von Gebäuden eine Senkung des Energieverbrauchs und eine Umstellung auf erneuerbare Energien erforderlich. Die Betrachtung von Quartieren statt von Einzelgebäuden bietet hierbei eine größere Hebelwirkung zur Zielerreichung und die Nutzung von Skaleneffekten.

Vor diesem Hintergrund hat die Baugenossenschaft HANSA eG für das Quartier „Rauchstraße / Morellenweg (Morellenquartier)“ ein EQK nach den Vorgaben des KfW-Programms 432 erstellen lassen. Mit der Erstellung des Konzepts wurde das Büro IPP ESN Engineering GmbH in Kooperation mit FRANK Ecozwei beauftragt.

Gemäß dem Merkblatt „Energetische Stadtsanierung Zuschuss Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier“ (siehe Anhang 1, S. 13) können Zuschüsse des KfW-Programms 432 an Wohnungsgenossenschaften weitergeleitet werden. In diesem Fall ist der KfW im Rahmen des Verwendungsnachweises ein Ratsbeschluss über die Kenntnisnahme einzureichen. Vor diesem Hintergrund legt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, zusammen mit dem Bezirksamt Mitte, dem Ausschuss das angehängte EQK zur Kenntnisnahme vor.

Das Quartier

Das Quartier „Morellenquartier“ liegt im Stadtteil Marienthal und umfasst ausschließlich Liegenschaften der HANSA eG. Insgesamt gehören zum Quartier 13 Wohngebäude in Geschossbauweise zwischen Rauchstraße, Morellenweg und Schimmelmannstraße mit insgesamt 222 Wohnungen. Errichtet wurde das Quartier in den 1960er Jahren in Massivbauweise mit Klinkerfassadenund Flachdächern.

Versorgt wurden die Gebäude zum Zeitpunkt der Berichtserstellung im Jahr 2022 über ein Nahwärmenetz. Die Wärme wurde über drei Erdgaskessel erzeugt. Diese waren in der Heizzentrale an der Ecke Morellenquartier / Rauchstraße untergebracht. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer und elektrische Kleinspeicher. Die jährlichen CO2-Emissionen im Quartier für die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser lagen 2022 bei 688 t.

Zentrale Ergebnisse

Mit der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen können pro Jahr rund 540 t CO2 im Quartier eingespart werden.

r drei Gebäude im Quartier wurden Mustersanierungskonzepte erstellt. Diese Mustersanierungskonzepte stellen Zustand, Einsparpotenzial und geeignete Optimierungsmaßnahmen für typische Gebäude im Quartier dar. Die Ergebnisse der Mustersanierungskonzepte können daher auf andere Gebäude im Quartier übertragen werden. Im Ergebnis zeigt sich, dass eine Komplettsanierung der Gebäude auf Effizienzhaus-Standard 70 gegenüberEinzelmaßnahmen die energetisch und wirtschaftlich sinnvollste Lösung ist. Bei einer Komplettsanierung wird sowohl die Gebäudehülle als die Gebäudetechnik saniert. Dies umfasst u.a. eine Wärmedämmung der Fassade, die Erneuerung von Fenstern und Türen sowie die Umstellung der Wärmeversorgung.

Es zeigt sich, dass auch für die Mieter:innen der HANSA die Komplettsanierung wirtschaftlich ist: die hohe Förderquote bei einer Komplettsanierung reduziert die auf die Mieter:innen umlegbaren Kosten, gleichzeitig werden durch den höheren Effizienzstandard die Betriebskosten für die Mieter:innen gesenkt.

Neben der Gebäudemodernisierung ist der Rückbau und Ersatzneubau von drei Wohngebäuden geplant, bei denen eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist. Die Errichtung der neuen Gebäude erfolgt im Effizienzhaus-Standard 40.

Durch die Sanierung der Wohngebäude sowie den teilweisen Ersatzneubau können die CO2-Emissionen im Quartier um rund 78 t/a gesenkt werden.

Hinsichtlich der Umstellung der Wärmeversorgung von der bestehenden erdgasgefeuerten Nahwärmeversorgung auf eine ökologischere Variante wurden zwei Varianten näher geprüft mit dem Ziel das technisch, wirtschaftlich und ökologische Optimum zu finden:

- Ein Anschluss an das Stadtnetz der Hamburger Energiewerke (HEnW)

- Eine Versorgung über Erd- und Luftwärmepumpen, unterstützt durch Photovoltaik (PV) - Anlagen

Beide Varianten sind technisch umsetzbar und tragen zu einer erheblichen Senkung der CO2-Emissionen im Quartier bei. Die Kosten pro kWh sind bei beiden Varianten in etwa gleich. Letztlich wurde seitens der HANSA eG beschlossen, ein Anschluss an das Stadtnetz der HEnW herzustellen. Die Warmwasserbereitung erfolgt weiterhin dezentral über Durchlauferhitzer.

Die CO2-Emissionen des Wärmeversorgung im Quartier lassen sich so um 462 t/a reduzieren.

Die Installation von PV-Anlagen ermöglicht die Nutzung des erzeugten Stroms in Mieterstrommodellen sowie die Einspeisung in das allgemeine Stromnetz. In beiden Fällen können die CO2-Emissionen des Quartiers weiter gesenkt werden.

Aufgrund der zu erwartenden Verbesserungen des ÖPNV im Umfeld des Quartiers (Ausbau der S4) sowie quartiersbezogenen Maßnahmen wie Carsharing sind Veränderungen im Modal Split und dadurch weitere Reduzierungen der CO2-Emissionen im Quartier anzunehmen. Für den motorisierten Verkehr ist durch den Ausbau von Ladestationen eine Senkung der CO2-Emissionen anzustreben.

Maßnahmen

Allgemein

Beschluss über die Durchführung eines Sanierungsmanagements

Beantragung und Einrichtung des Sanierungsmanagements

als Koordinationsstelle der Maßnahmenumsetzung;

Klärung der Aufgaben, die mit eigenem Personal erledigt

und die extern vergeben werden sollen.

Gebäudesanierung

Umsetzung der Gebäudesanierung

Information der Bewohner über energiesparendes Verbrauchsverhalten

rdermittelmanagement: Beratung Fördermöglichkeiten,

Unterstützung Beantragungsprozess

rmeversorgung

Konkretisierung der Neuplanungen der Wärmeversorgung

(Systementscheidung Beschaffung / Erzeugung, Erneuerung

internes Wärmenetz)

Definition von Rahmenbedingungen für den Anschluss an

das Fernwärmenetz der Wärme Hamburg GmbH

Klärung, inwiefern zusätzliche Photovoltaikanlagen einen

sinnvollen Beitrag zur (weiteren) Strombedarfsdeckung

leisten können (ggf. auch Mieterstrom)

Erfassung maßgeblicher Stromverbräuche und Identifikation

von Einsparmöglichkeiten, jeweils Betrachtung der

Wirtschaftlichkeit, ggf. Definition von Rahmenbedingungen

r entsprechende Beschaffungen, Erkundung und Berücksichtigung

von Fördermöglichkeiten

Durchführung von Schulungen eigenen Personals zu Energiefragen

Dokumentation der Arbeiten und operative Umsetzung des

Controlling-Konzeptes

Weiteres Vorgehen

Die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen liegt in der Zuständigkeit der HANSA eG. Seitens der Baugenossenschaft wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen priorisiert. Ein Teil der Maßnahmen befindet sich bereits in Umsetzung.

Mit hoher Priorität werden seitens der Baugenossenschaft die Gebäudemodernisierung sowie die Umstellung der Wärmeversorgung auf Wärme aus dem Stadtnetz den Hamburger Energiewerke (HEnW) umgesetzt. Begleitet werden diese Maßnahmen durch regelmäßige Mieterinformationen durch Veranstaltungen und Informationsschreiben.

Der Ersatzneubau von drei Gebäuden ist mittelfristig geplant. Hier wurde durch die HANSA bereits eine erste Mieterinformationsveranstaltung durchgeführt.

Mit längerfristiger Perspektive werden Maßnahmen in den Bereichen Mobilit und Wohnumfeldverbesserung umgesetzt. Dazu hat die HANSA ein Mobilitätskonzept beauftragt sowie einen Landschaftsarchitekten mit der Erstellung eines Freiflächenkonzepts beauftragt.

Petitum/Beschluss

Der Ausschuss r Klima, Umwelt und Verbraucherschutz wird gebeten, das energetische Quartierskonzept „Morellenquartier“ zur Kenntnis zu nehmen.

Bera­tungs­reihen­folge
Anhänge

- Energetische Quartierskonzept „Morellenquartier“

Lokalisation Beta
Rauchstraße Marienthal Schimmelmannstraße

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