Ein Zeichen setzen gegen Rassismus & Kolonialismus im Wandsbeker Straßenbild und Alltag Anhörung zum Umgang mit kolonialen Straßennamen Interfraktioneller Antrag der Fraktion Die Grünen und der SPD-Fraktion
Die Benennung von Straßen ist ein Thema, das in den Medien, in der Bevölkerung und bei engagierten Akteursgruppen immer wieder zur Sprache kommt. Auch die Bezirksversammlung Wandsbek hat sich schon häufiger mit der Problematik von Straßennamen in den unterschiedlichen Regionen des Bezirkes beschäftigt. Besondere Aufmerksamkeit und intensive Debatte erfuhren dabei solche Straßen, die nach Akteuren und Profiteuren der Kolonialzeit benannt sind – und dadurch Frage wie mit den Namen umgegangen werden soll und kann.
Denn die Namen weisen auf die Problematik des auf Rassismus beruhenden Kolonialwesens und die Brutalität der Kolonialherrschaft. Dieses Erbe sollte nicht vergessen werden und bedarf mehr Aufklärung und Bildung und einer eigenen Erinnerungskultur, daher ist es notwendig den Umgang mit kolonialen Straßennamen zu diskutieren.
Ausführlich untersucht sind hierbei bereits die Straßen:
- Wißmannstraße benannt nach Herrmann von Wißmann, Kolonialbeamter und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, der in der Position systematisch Menschen tötete
- Dominikweg benannt nach Hans Dominik, der so brutal mit den Menschen in Kolonien umging dass er zum „Schrecken von Kamerun“ wurde
- Neumann-Reichhardt-Straße, benannt nach Friedrich Neumann-Reichhardt, dessen Erfolg auf Ausbeutung und Gewalt in den Kolonien beruhte
- Schweinfurthweg, benannt nach Georg August Schweinfurth, der Menschen für rassistische Untersuchung gegen ihren Willen nutzte und Propaganda zur Verächtlichmachung bereitstellte
- Schimmelmannstraße, Schatzmeisterstraße, Schimmelmannstieg, Schimmelmannallee, benannt nach Graf Heinrich Carl von Schimmelmann, dessen Erfolg und Reichtum auf dem Handel mit Menschen als Sklav*Innen beruhte.
Die Biographien sind zu finden unter: https://www.hamburg.de/kolonialakteure/
Es gibt noch weitere Straßen, deren Namen zumindest zweifelhaft sind, wie z.b. die Morewoodstraße oder der Elfenbeinweg, die sind aber noch nicht in dieser Gründlichkeit untersucht und dargestellt.
Dies vorausgeschickt möge der Ausschuss für Haushalt, Sport und Kultur beschließen:
Der Ausschuss führt zeitnah nach den Sommerferien eine öffentliche Anhörung gemäß Paragraph 25 der Geschäftsordnung der Bezirksversammlung durch.
Zur Anhörung sind einzuladen:
Ein*e Vertreter*In der Kulturbehörde
Ein*e Vertreter*In von Hamburg Postkolonial
Ein*e Vertreter*In der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland
Zwei Vertreter*Innen des Beirats zur Aufarbeitung der Hamburger Kolonialgeschichte bei der Kulturbehörde
Ein*e Vertreter*In des Staatsarchivs
Ein*e Vertreter*In der Geschichtswerkstatt Wandsbek
Diskutiert werden sollen die Möglichkeiten von Umbenennung, Umwidmung und Kommentierung der oben genannten Straßennamen, sowie weiterer Straßen, die, die koloniale Geschichte repräsentieren und von einer der eingeladenen Personen benannt werden. In der Einladung zu der Anhörung ist auf die Biographien unter www.hamburg.de/kolonialakteure/ hinzuweisen. Außerdem sollen bei der Anhörung auch die Hintergründe der Namensgeber der oben benannten Straßen und ihre Biographien, sowie der historische Hintergrund auf Stellwänden und/oder in Flugblättern dargestellt werden. Dabei sind vor allem Informationen der benannten Seite und der Kulturbehörde zu berücksichtigen.
Die in den betroffenen Straßen ansässigen Unternehmen, Liegenschaftseigner und die Anwohner*Innen der Straßen sind über den Termin zu informieren.
Im Anschluss an die Anhörung entwickelt der Ausschuss für Haushalt, Sport und Kultur ein Verfahren, wie mit den Ergebnissen des Workshops und den Straßennamen umzugehen ist.
keine Anlage/n