20-4838

Anpassung des Bildungsplans Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) an die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen Debattenantrag der SPD- und Grünen- Fraktionen

Antrag

Sachverhalt

 

Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland und nach Hamburg kommen, ist über mehrere Jahre stark angestiegen und erreichte 2015 ihren Höhepunkt. Im Jahr 2016 verblieben knapp 9500 Schutzsuchende in Hamburg, darunter zahlreiche Kinder.

 

Mit Stand vom 31.03.2017 lebten allein im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Unterbringung über 3200 Kinder zwischen  0 und 5 Jahren in Hamburg; in den Erstaufnahmeeinrichtungen waren es insgesamt über 660 Kinder in diesem Alter. Mit Stand Mitte Januar 2017 wurden mindestens 1.369 Kinder mit Fluchthintergrund in Kitas und Kindertagespflege betreut; darunter 958  Kinder im Elementarbereich. Zählt man die Kinder hinzu, die bereits in einer Vorschulklasse aufgenommen wurden, ergibt sich hamburgweit für die drei- bis sechs-Jährige eine Betreuungsquote von rund 80 Prozent.

 

Die KiTa wird bereits nachweislich als „Schlüssel für die Integration und eine erfolgreiche Bildungsbiographie“ angesehen. Nicht nur für Kinder aus geflüchteten Familien, sondern auch für ihre Eltern stellt das pädagogische Fachpersonal, Erzieherinnen und Erzieher, die erste relativ dauerhafte Verzahnung mit der neuen Kultur dar. Neben der KiTa werden Erzieherinnen und Erzieher aber auch in anderen Institutionen eingesetzt, in denen die Arbeit mit Schutzsuchenden Gegenstand ihrer Arbeit ist. Auch hier sind sie maßgeblich durch Integrationsarbeit gefordert.

 

Um dem Stellenwert der KiTas bei der Integration gerecht zu werten, braucht es mehr  Plätze. Es braucht aber vor allem für die anspruchsvolle Arbeit mit Schutzsuchenden, die nicht selten traumatische Erlebnisse hinter sich gebracht haben, zermürbend lange Wartezeiten in den Erstaufnahmeeinrichtungen mit unklarer Perspektive erlebt haben und ganz unterschiedliche Biografien, kulturelle Hintergründe und Fluchtgründe mit sich tragen, ein mehr an Qualifizierung, Wissen und Handlungskompetenzen.

 

Erzieherinnen und Erzieher werden derzeit bundesweit händeringend gesucht- auch in Hamburg. Hier wurde bereits die sozialpädagogische Ausbildung für mehr Interessierte geöffnet, um dem Mangel entgegen zu wirken.

 

In Hamburg gibt es derzeit vier staatliche Fachschulen, an denen Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden. Um auf die auf sie zukommenden Aufgaben, welche sich durch den gesellschaftlichen Wandel ergeben, vorbereitet zu werden, wird in dem derzeitigen Lehrplan (von 2013) dem Überthema „Inklusion“ als Querschnittsaufgabe eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Inklusion berücksichtigt zahlreiche Dimensionen von Heterogenität: geistige oder körperliche Möglichkeiten und Einschränkungen, soziale Herkunft, Geschlechterrollen, kulturelle, sprachliche und ethnische Hintergründe, sexuelle Orientierung, politische oder religiöse Überzeugung. Im Lernfeld 16 („Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen der sozialpädagogischen Arbeit berücksichtigen“) wird „ein vertieftes fachtheoretisches Wissen über den Einfluss von sozioökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen/Veränderungen auf die Entwicklung“ angestrebt. Hierbei soll der Begriff „Migration“ unter dem Aspekt der Ursachen und Auswirkungen näher thematisiert werden.

Nichtsdestotrotz sind Erzieherinnen und Erzieher mit dem Anstieg der geflüchteten Kinder vor neuen Herausforderungen gestellt. Neben ihrer pädagogischen Arbeit müssen sie sprach- und kultursensibler als zuvor vorgehen. Gerade Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger werden sich hier oftmals einer Überforderung gegenüber sehen, besonders da es keine einheitlichen Bestimmungen darüber gibt, inwieweit Lehrkräfte hier Inhalte in der Ausbildung vertiefen müssen.

Um diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden und den Bedarf an geeignetem Personal abzudecken, wird bereits an Schulen Personal zielgerichtet weitergebildet; auch bereits in der Ausbildung:  Während Lehrkräfte die Möglichkeit einer „Qualifizierung Deutsch als Zweitsprache“ haben, können Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst nun an einer spezifischen DaZ-Qualifizierung im Rahmen ihres Vorbereitungsdienstes teilnehmen (Bürgerschaftsdrucksache 21/4696). Dies führt oftmals dazu, dass sich Lehrkräfte nach ihrem Vorbereitungsdienst bereits sicherer im Umgang mit den neuen Herausforderungen fühlen und sich gezielt an Schulen für die Arbeit mit Geflüchteten bewerben. Hier findet gezielt eine Kompetenzerweiterung des Personals statt, während Erzieherinnen und Erzieher während ihrer Ausbildung keine gezielte (Zusatz-)Qualifikation erlangen können.

 

Vor diesem Hintergrund wird die zuständige Fachbehörde gebeten:

 

Petitum/Beschluss

 

  1. Eine Qualifizierungsmöglichkeit in Anlehnung an die DaZ-Qualifizierung für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst für angehende Erzieherinnen und Erzieher anzubieten. Hierbei sollte die Qualifizierung an die Aufgaben von Erzieherinnen und Erzieher angepasst sein und Module enthalten, wie etwa: Fluchtursachen, religiöse Unterschiede, Umgang mit geflüchteten Menschen, Umgang mit traumatisierten Kindern und Familien, Sprachfördermöglichkeiten, Besonderheiten der deutschen Sprache u.ä.

 

  1. Den Bildungsplan Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) so anzupassen oder zu ergänzen, dass die o.g. Qualifizierung im Rahmen der normalen Ausbildungsdauer stattfinden kann.

 

Anhänge

keine Anlage/n   

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