80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus - am 8. Mai auch in Wandsbek gedenken Ersetzungsantrag der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Grünen und der FDP-Fraktion zur Drs. 22-1081
Letzte Beratung: 25.03.2025 Ausschuss für Haushalt, Sport und Kultur Ö 6.5.1
Der 8. Mai 1945 ist ein Tag von herausragender historischer Bedeutung, ein Wendepunkt der Menschheit, der das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und die Zerschlagung des nationalsozialistischen Regimes markierte. Mit dem Sieg der Alliierten über das faschistische Deutschland wurde das millionenfache Morden der Nationalsozialist*innen beendet. Jüdische Menschen, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Gewerkschafter*innen, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle und viele andere, die unter der barbarischen Herrschaft des NS-Staates gelitten hatten, erlebten an diesem Tag das Ende eines Systems, das auf Antisemitismus, Menschenverachtung, Terror und Vernichtung aufgebaut war.
Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind ohne Vergleich: Der Holocaust, die systematische Ermordung von 6 Millionen jüdischen Menschen, die Vernichtung von Hunderttausenden Sinti und Roma, die Verfolgung und Tötung von Millionen weiteren Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung oder weil sie als sogenannte Asoziale und Berufsverbrecher stigmatisiert wurden. Dazu kommen die zahllosen Kriegsverbrechen, die Zerstörung Europas und der Tod von bis zu 60 Millionen Menschen, verursacht durch einen von Deutschland begonnenen Krieg. Es war ein Regime, das Nachbarn gegeneinander aufhetzte, Staaten in Trümmer legte und den gesamten Kontinent in beispiellosen Schrecken stürzte.
Trotz dieser Verbrechen ist die Bewertung des 8. Mai in Deutschland bis heute umstritten. Noch immer gibt es Stimmen, die versuchen, diesen Tag als einen Moment der Niederlage darzustellen oder ihn gar mit Revisionismus zu überlagern. Dieser Tag ist nicht nur ein Datum der Erinnerung, sondern ein Aufruf, niemals zu vergessen, welche Gefahren von rechten Ideologien ausgehen. Richard von Weizsäcker erklärte 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes, der 8. Mai sei „ein Tag der Befreiung“. DieseWorte haben heute nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil: Sie sind ein Appell, aktiv gegen jede Form von Faschismus, Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzutreten. Angesichts eines politischen Klimas, in dem rechte Kräfte erneut erstarken, Verschwörungserzählungen Verbreitung finden und
Hass gegen Minderheiten geschürt wird, ist der 8. Mai nicht nur ein historisches Mahnmal, sondern eine Verpflichtung für die Gegenwart und Zukunft.
Die Befreiung vom Nationalsozialismus war der Beginn eines Neuanfanges. Die damit verbundenen Errungenschaften sind jedoch nicht selbstverständlich: Sie müssen verteidigt werden – gegen all jene, die mit Antisemitismus, Rassismus,Islamfeindlichkeit, Sexismus oder anderen Formen von Diskriminierung die Grundfesten der Gesellschaft angreifen.
Der 8. Mai steht für ein klares „Nie wieder!“ – nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder das Vergessen der Opfer. Die Etablierung dieses Datums als wesentlicher Bestandteil der Erinnerungskultur ist ein starkes Zeichen dafür, dass wir nicht nur die Vergangenheit anerkennen, sondern aus ihr lernen und die Lehren aktiv anwenden. Es sollte ein Tag sein, der eine antifaschistische Gesellschaft feiert und zugleich vor den Gefahren warnt, die sie untergraben wollen. Der 8. Mai sollte ein Tag des Gedenkens, der Solidarität, der Wachsamkeit und des Widerstandes sein – und ein deutliches Bekenntnis zu einer Gesellschaft, die sich unmissverständlich gegen jede Form von Faschismus stellt.
Daher wollen wir diesen Tag auch in Wandsbek nutzen, um vor Ort an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu Gedenken und ein starkes Zeichen für unsere Demokratie setzen. Mit der Gedenkveranstaltung am 27. Januar setzt die BV hier schon jetzt einen sichtbarenSchwerpunkt in ihrer Arbeit. Gemeinsam mit lokalen Initiativen wie z. B. dem Runden Tisch wollen wir ein Format entwickeln, das auch am 8. Mai ein jährliches Gedenken vor Ort möglich macht. Vor dem Hintergrund immer weniger direkter Zeitzeugenberichte undeinem immer größer werdenden zeitlichen Abstand zu den Verbrechen des Nationalsozialismus ist es entscheidend, die Erinnerung auch weiterhin gesellschaftlich für kommende Generationen zu verankern. Daher sollen bei den Veranstaltungen zum Gedenken insbesondere junge Menschen die Zielgruppe bilden.
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