22-0498.01

Stellungnahme NEU Ergänzungsantrag der GRÜNE-Fraktion betr. Technologieoffene Prüfung zusätzlicher ÖPNV-Anbindung des Hamburger Südens (zu DS. 22-0459)

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

Letzte Beratung: 15.05.2025 Ausschuss für Mobilität und Inneres Ö 10

Sachverhalt

Die Kapazität der ÖPNV-Anbindung Harburgs wurde zwar in den letzten Jahren durch die Anschaffung neuer Züge um rund 30% erhöht, vor allem durch den vermehrten Einsatz von Langzügen, sowie Fahrtverlängerungen in Richtung Neugraben, Buxtehude und Stade. Aber aufgrund weiterhin steigender Fahrgastzahlen auf dieser Verbindung und einem immer noch erheblichen unerschlossenen Potenzial zusätzlicher Fahrgäste sind weitere Stufen des Kapazitätsausbaus erforderlich.

In diesem Zuge wird derzeit an der Digitalisierung der Strecke ebenso gearbeitet wie an der Beschaffung weiterer zusätzlicher Züge und der technischen Ertüchtigung der Strecke. Durch diese Maßnahmen wird die Beförderungskapazität nochmals um weitere rund 50% steigen (innerhalb von 10 Minuten dann drei Züge je Richtung statt bisher zwei).

Parallel dazu wird an der Vermeidung von Störereignissen gearbeitet, die bis heute immer wieder zu großem Ärger bei den Fahrgästen führen. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass es immer wieder Störereignisse geben kann, die mit keiner Präventionsmaßnahme zu verhindern sind, wie z. B. unbefugte „Personen im Gleis“ oder die Entschärfung von Blindgängern im Hafengebiet. Von solchen Störereignissen sind potenziell nicht nur die S-Bahngleise, sondern möglicherweise auch die über weite Strecken unmittelbar parallel verlaufenden Gleise des Fern- und Regionalverkehrs betroffen. Auf Höhe der Norderelbbrücken kann auch die U4 noch mit betroffen sein.

Deshalb gibt es die Notwendigkeit, für die Erreichbarkeit des Hamburger Südens eine Alternative zu schaffen, die nicht entlang der vorhandenen Gleisstränge verläuft. Die Idee einer westlichen Elbquerung wurde untersucht, kam aber zumindest vorläufig zu dem Ergebnis, dass die Kosten den Nutzen deutlich übersteigen und eine Realisierung aus Bundesmitteln auf absehbare Zeit nicht erfolgen wird.

Eine andere Idee ist die Verlängerung der U4 über die Elbinsel nach Süden bis nach Harburg. Die Bezirksversammlung hat dazu bereits beschlossen, hierfür eine Machbarkeitsuntersuchung einzufordern (Drs. 21-0577). Die bisher verfolgte Planung der U4 in Richtung Süden reicht über den Kleinen Grasbrook bis ins Reiherstieg-Viertel. Für eine Fortsetzung entlang des Verlaufes der Georg-Wilhelm-Straße gibt es immerhin schon eine Idee für die Trassierung. Doch spätestens nach einer Verknüpfung mit der S-Bahn in Wilhelmsburg enden die konkreten Vorstellungen.

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende hat nun eine Untersuchung ausgeschrieben, mit der geklärt werden soll, ob die Magnetschwebetechnik geeignet sein könnte, die mit dem Bau einer U-Bahn verbundenen Herausforderungen technischer und finanzieller Art einfacher zu lösen. Die Ausschreibung einer solchen Untersuchung ist keineswegs eine Festlegung auf diese Technik, sondern dahinter steht die Frage, mit welcher Technologie künftige Ausbauten des ÖPNV-Netzes am wirtschaftlichsten umgesetzt werden können.

Petitum/Beschluss



Der Vorsitzende der Bezirksversammlung möge eine*n Vertreter*in der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und der Finanzbehörde als Vergabestelle zeitnah in den zuständigen Ausschuss für Mobilität und Inneres einladen, um dort die Hintergründe der Ausschreibung zu erläutern und die Ziele der beauftragten Untersuchung zu benennen.

Insbesondere soll erörtert werden, wie die als Perspektive aufgeführte Erschließung bis nach Sinstorf realisiert werden soll und welche Trassenvarianten sich in der Prüfung befinden.

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG

Der Vorsitzende 05.05.2025

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nimmt auf den Antrag der GRÜNE-Fraktion (Drs. Neu 22-0498), betr. Technologieoffene Prüfung zusätzlich ÖPNV-Anbindung Hamburger Süden wie folgt Stellung:

Die Harburger S-Bahn (S-Bahn Verbindung Hauptbahnhof Harburg Neugraben; Linien S3 und S5) stellt die zentrale Schnellbahnanbindung der südlichen Stadtteile bzw. des Bezirks Harburg an Hamburg dar. Mit allein über 140.000 Fahrgästen täglich im Querschnitt in Hammerbrook ist es der nachfragestärkste S-Bahn-Abschnitt. Daher ist es das Ziel, diese Strecke so zuverlässig wie möglich zu machen.

Der Senat möchte die Strecke nach Harburg und Neugraben zu einer der modernsten und funktionstüchtigsten S-Bahnstecken Deutschland machen und die S6 als zusätzliche dritte Line in Richtung Süden in Betrieb nehmen, um die Kapazität auf dieser Strecke um 40 Prozent auszuweiten. Hierfür sind signifikante Investitionen in Strecke und Fahrzeuge erforderlich, damit für diese zusätzlichen Fahrten die signaltechnischen, aber auch energieversorgungstechnisch höheren Anforderungen erfüllt werden. Hierfür werden u.a. neue Stellwerke, Weichenverbindungen und Energieversorgungseinrichtungen erstellt. Der Harburger Korridor wird dabei von der Digitalisierung besonders profitieren, weil der Streckenausbau einem Neubau der gesamten Leit- und Sicherungstechnik gleichkommt, in dem erstmals in Hamburg eine Strecke komplett im so genannten European Train Control System Level 2 ohne Signale ausgerüstet wird. Neue Stellwerke, der Entfall von ortsfesten Signalen, sowie neue digitale Zugsteuerungs- und Kommunikationstechnik werden für eine höhere Streckenkapazität sorgen, so dass der sichere und leistungsfähige Betrieb von drei Linien möglich wird. Mit der Digitalisierung können bis zu 30 Prozent mehr Züge auf bestehenden Gleisen fahren. Die entsprechende Beschaffung bzw. Umrüstung aller S-Bahn Fahrzeuge für den digitalisierten Betrieb ist jüngst vom Senat beauftragt worden. Mit den Drs. 22/13295 und 22/17627 haben Senat und Bürgerschaft hierfür die finanziellen Grundlagen geschaffen.

Bei Störungen gibt es jedoch auch bei einer Modernisierung der Bestandsstrecke keine alternative Schienenverbindung ab den Elbbrücken. Daher werden, neben den o.g. kurz- und mittelfristigen Maßnahmen auf der S-Bahnstrecke, Erweiterungsmöglichkeiten des Schienenpersonennahverkehrs in Richtung Süden durch die BVM geprüft. Die Hamburger Hochbahn AG führt eine Machbarkeitsuntersuchung für die Verlängerung der U4 bis nach Wilhelmsburg und eine Trassenstudie für die Verlängerung der U4 bis zum Bahnhof Hamburg-Harburg durch.

Alternativ werden auch andere Verkehrsträger als Anbindung für den Bereich südlich der U4-Station Moldauhafen geprüft werden. Die Verkehrssysteme sollen nach Abschluss der technischen Machbarkeitsuntersuchung in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung miteinander verglichen werden.

Im Rahmen der technischen Machbarkeitsuntersuchung soll zusätzlich grob geprüft werden, welches Erweiterungspotenzial die Verkehrsträger in Harburg bietet. Dabei werden mögliche Linienverläufe und Haltestellenlagen ermittelt. Die Varianten sollen hinsichtlich ihrer Eignung unter Berücksichtigung der rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen, der räumlichen Verfügbarkeit sowie der Nutzungsanforderungen des Umfelds untersucht werden. Ziel ist es, die generelle Machbarkeit zu ermitteln.

Die technischen Machbarkeitsuntersuchung befindet sich in der Anfangsphase. Aus diesem Grund liegen noch keine Bearbeitungsstände oder Ergebnisse vor, die der Bezirksversammlung Harburg durch die BVM präsentiert werden können. Erste Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung werden voraussichtlich im Jahr 2026 vorliegen und können dann vorgestellt und diskutiert werden.

Holger Böhm

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Lokalisation Beta
Neugraben - Fischbek Georg-Wilhelm-Straße Wilhelmsburg Sinstorf

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