Gemeinsamer Antrag SPD - GRÜNE betr. Geothermie für eine CO2-freie und Hansestadt Hamburg
Geothermie (Erdwärme) ist die unterhalb der festen Oberfläche der Erde gespeicherte Wärmeenergie. Je tiefer man in das Innere der Erde vordringt, desto wärmer wird es. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa 3 °C pro 100 Meter Tiefe zu. Man geht davon aus, dass im Erdkern Temperaturen von etwa 5.000 - 7.000 °C erreicht werden. Diese in der Erde gespeicherte Wärme ist nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich. Die nutzbare – mit heutiger Tiefbohrtechnik erschließbare – Energiereserve wird weltweit auf das rund 30-fache sämtlicher fossiler Reserven (Kohle, Gas und Öl) geschätzt.
Oberflächennahe Geothermie nutzt den Untergrund bis zu einer Tiefe von ca. 400 m und Temperaturen bis 25°C für das Beheizen und Kühlen von Gebäuden, technischen Anlagen oder Infrastruktureinrichtungen. Hierzu wird die Wärme aus dem Erdreich und oberflächennahem Gestein oder aus dem Grundwasser gewonnen.
Tiefe Geothermie nutzt Lagerstätten, die in größeren Tiefen als 400 m unter Geländeoberkante erschlossen werden.
Mit dem Projekt IW³ – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg plant die HAMBURG ENERGIE Geothermie GmbH (HEGeo) die Errichtung und den Betrieb einer Geothermieanlage in Hamburg-Wilhelmsburg. Mit der so gewonnenen regenerativen Wärme soll zukünftig ganz Wilhelmsburg versorgt werden. Die Projektgesellschaft wurde 2008 mit dem Ziel gegründet, die Potenziale von Tiefengeothermie in Hamburg auszuloten und sie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung nutzbar zu machen.
HEGeo ist ein gemeinsames Unternehmen von der Hamburger Energiewerke GmbH (Nachfolgeunternehmen von HAMBURG ENERGIE) und HAMBURG WASSER.
Im Januar 2022 wurde mit der Bohrung begonnen, im April wurde bereits in einer Tiefe von 3.000 Metern eine Sandsteinschicht erreicht, die geothermisch nutzbar sein könnte. Fündig wurden die Experten auch, aber bereits in 1.300 Metern, dafür ist das Wasser nicht ganz so heiß wie erwartet. Die Experten konnten Thermalwasser in einer zirka 130 Meter mächtigen Gesteinsschicht nachweisen. Dafür wurde seitlich in diese Gesteinsschicht gebohrt. Erste Fördertests haben die Durchlässigkeit des Sandsteins bestätigt, sodass jetzt die zweite Bohrung erfolgt.
Ebenso ist im Bezirk Harburg der Eisenbahnbauverein Harburg eG ein Vorreiter der dezentralen Energieversorgung mittel Eisspeicherheizungsanlagen. Eis-Energiespeicher sind riesige, mit Wasser gefüllte Betonbehälter, die im Boden vergraben sind. Im Sommer nehmen sie Wärme auf, die sie im Winter zur Verfügung stellen. Das Wasser kann dabei so weit herunterkühlen, dass es gefriert. Beim Übergang des Zustands flüssig auf fest wird besonders viel Energie frei. Sie entspricht der Menge, die benötigt wird, um Wasser von null auf 80 Grad zu erhitzen.
Beide Technologien der klimafreundlichen dezentralen Wärmeversorgung , die weitgehend CO₂-neutral sind, weil sie ohne fossile Energieträger auskommen, können möglicherweise auch in großen Neubauprojekten, wie dem Fischbeker Reethen, einen Beitrag leisten, einen weiteren Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen.
Im Fischbeeker Reethen werden nicht nur rund 2300 Wohneinheiten realisiert, sondern auch Gewerbebetriebe angesiedelt, deren Wärme- und Energiebedarf so ressourcenschonend gedeckt werden kann. Nicht zuletzt das von Bezirk und Bewohner:innen dringend geforderte Kombibad könnte so kostengünstig und umweltbewusst betrieben werden.
Das vorsitzende Mitglied der Bezirksversammlung wird gebeten, Vertreter der HEGeo beziehungsweise der zuständigen Aufsichtsbehörde der Umweltbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg sowie des Ingenieurbüro BZE Ökoplan des Eisenbahnbauvereins Harburg eG in den Stadtentwicklungsausschuss einzuladen und über das Projekt IW³ und der Eisspeicherheizungstechnologie in Großprojekten zu berichten. Dabei ist auch auf die geologischen, technischen, ökologischen und ökonomischen Möglichkeiten bei der Umsetzung des geplanten Thermieprojekts Fischbeker Reethen , sowie weitere Potenzialflächen im Bezirk einzugehen. Gerade im Vorlauf einer Wohnbebauung könnten entsprechende Erd- und Bohrarbeiten ohne eventuelle Risiken für Bestandsgebäude erfolgen. Ebenso soll dargelegt werden, ob und wie ggfs. verpflichtende Nutzungen derartiger Technologien baurechtlich festgeschrieben werden können.