Antrag SPD betr. Pipi macht das Schwimmbad warm - Fischbeker Reethen als nachhaltiges Modellquartier entwickeln
Letzte Beratung: 19.02.2024 Ausschuss für Soziales, Integration, Gesundheit und Inklusion Ö 2
Ein neues Kombibad Süderelbe mit Wärmerückgewinnung aus Grauwasser, lokale Biogaserzeugung aus Schwarzwasser, Pflanzenkläranlagen zur Brauchwassergewinnung, Solarthermie und Photovoltaik, Regenwasserversickerung. Das sind Ideen für ein nachhaltiges Modellquartier im Südwesten Hamburgs.
Die Region Süderelbe zieht immer mehr Menschen an. Hier sind in den vergangenen Jahren Tausende neue Wohnungen entstanden und es werden noch Tausende hinzukommen. Dieses Wachstum stellt hohe Anforderungen an die Infrastruktur, die mitwachsen muss. ÖPNV, Velorouten, neue Schulen und Kitas, soziale Angebote, Jugend- und Freizeittreffs, aber auch das lange geforderte und benötigte Kombibad als Freizeiteinrichtung – ebenso wie auch als dringend erforderliches Lehrbad zur Förderung der frühen Schwimmfähigkeit – benötigen Energie, die möglichst klimaneutral, aber auch kostengünstig erzeugt werden muss.
Hier bieten sich innovative Konzepte an. Erzeugte Energie aus jedweder Quelle ist eine Ressource, mit der verantwortungsvoll umgegangen werden muss.
Eine riesige Menge an Abwässern fließt in den unterirdischen Sielanlagen ungenutzt zu den Klärwerken, wo es aufwändig aufbereitet werden muss. Dabei ist dieses Wasser ein hochwertiger Energieträger. Doch werden die Bestandteile stark durchmischt und müssen in den Klärwerken wieder getrennt werden. Würden Grauwasser, also fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser aus Bädern, Duschen oder Waschmaschinen und Schwarzwasser, also häusliches Abwasser mit fäkalen Feststoffen - ohne Grauwasser - getrennt abgeleitet, könnten Reinigungsprozesse eingespart und enthaltene Energie genutzt werden.
Hierfür sind jedoch geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, was im Bestandsbau nur unter hohem Aufwand möglich ist. Anders sieht es jedoch aus, wenn ganze Quartiere neu erschlossen und entsprechend geplant werden. Diese Chance bietet das Gebiet Fischbeker Reethen in Neugraben-Fischbek.
Erzeugte Energie sollte möglichst vollständig verwertet werden. Am besten dort, wo sie entsteht. Die entsprechenden Kompetenzen sind in Hamburg bereits vorhanden.
Hamburg Energie sammelt mit der Wärmerückgewinnung aus Abwasser bereits Erfahrungen in der Wärmerückgewinnung aus Sielen (Dieselstraße) für Heizung und Warmwassergewinnung.
Mit dem Quartier Jenfelder Au hat Hamburg Wasser ein entsprechendes Wasserkonzept entwickelt und umgesetzt. Der HAMBURG WATER Cycle® (HWC)[i][i] bietet einen neuen Ansatz in der Abwasserwirtschaft, der mit dem konventionellen Prinzip der Schwemmkanalisation nicht mehr viel gemeinsam hat. So wird das Schwarzwasser, welches bei der Nutzung der Toilette entsteht, vom Grauwasser, also Küchen-, Bad- und Waschmaschinenabwasser, separiert. Auch das Regenwasser wird beim HAMBURG WATER Cycle® separat behandelt.
Das Schwarzwasser eignet sich aufgrund seiner hohen Konzentration an organischen Stoffen für eine Vergärung und die Produktion von Biogas. Unter Zugabe weiterer Biomasse kann so Energie in Form von Wärme und Strom erzeugt werden und die energieintensive Reinigung des Wassers vermieden werden. Nach der anaeroben Behandlung kann dieser Stoffstrom dann zur Bodenverbesserung oder Düngung weiter verwertet werden. Ohne die gemeinsame Ableitung mit dem Schwarzwasser kann das Grauwasser energieschonender gereinigt und in die Umwelt zurückgeführt als Brauchwasser genutzt oder lokal versickert werden.
Mittels der gewonnenen Biogasenergie kann die Wärmeversorgung des Kombibads über ein Blockheizkraftwerk gedeckt werden und zusätzlich können Wohneinheiten vor Ort versorgt werden.
Das Regenwassermanagement des HAMBURG WATER Cycle® sieht vor, dass das Wasser naturnah und vor Ort bewirtschaftet wird. Die Versickerung wird unterstützt, die Verdunstung der Böden und der Vegetation forciert und das Wasser kann als gestaltendes Element in der Freiflächenplanung genutzt werden.
Durch die bereits höhere Qualität des Grauwassers ohne fäkale Anteile ist die Nutzung als Brauchwasser nur noch ein kleiner Schritt. Mittels Pflanzenkläranlagen kann dieses ebenfalls vor Ort hinreichend gereinigt werden.
Das so gewonnene Brauchwasser kann wiederum zum Betrieb von WC-Spülungen, zur lokalen Pflanzenbewässerung aber auch als hauswirtschaftlich genutztes Wasser, verwendet werden.
Das vorsitzende Mitglied der Bezirksversammlung wird gebeten Vetreter:innen von Hamburg Wasser / Hamburger Stadtentwässerung (HEW), der Bäderland Hamburg GmbH und Hamburg Energie in den Stadtentwicklungsausschuss einzuladen, um über die Erfahrungen des HAMBURG WATER Cycle® - Jenfelder Au - und die Übertragbarkeit auf den Fischbeker Reethen sowie die dafür notwendigen Voraussetzungen zu berichten.
Ebenso ist auf mögliche Betriebsmodelle einzugehen, wie z.B. Contracting[i][i] mit z.B. Hamburg Energie oder anderen als Contractor, Hamburg Wasser als vom Contractor beauftragter Betreiber und zum Beispiel Bäderland als Abnehmer der Energieleistung.
[i] Contracting bedeutet Heizen ohne Kostenrisiko: Der Wärmepreis wird in einem langfristigem Vertrag vereinbart, wodurch die Kosten für Raumheizung und Warmwasser kalkulierbarer und transparenter werden. Der Kunde bezahlt für die effektiv bezogene Wärme. Alle Aufwendungen für Investition, Betrieb und Unterhalt sind im Wärmepreis enthalten.
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