20-0614

Antrag Grüne betr. Angebot für demenzerkrankte Harburger Migrantinnen und Migranten

Antrag

Sachverhalt

In der Sitzung des Ausschusses Soziales, Bildung und Integration vom 12.01.2015 wurde eine Untersuchung vom Hans-Bredow-Institut und der BASFI vorgestellt, die das Gesundheitsverhalten älterer Migrantinnen und Migranten in Hamburg untersucht haben. Dadurch konnten die Mitglieder des SBI- Ausschusses einen ersten Eindruck über das Gesundheitsverhalten und die Mobilität von älteren Migrantinnen und Migranten gewinnen. Von einzelnen Mitgliedern des Ausschusses wurde gefragt, wie die Angebote und Informationen an die Zielgruppe herangetragen werden und die aufsuchende Arbeit konkret aussieht. Es wurden zwar einige Gesundheits-Projekte und Angebote kurz genannt (z.B. MIMI- Mit Migranten für Migranten), aber leider konnte von den Referenten keine näheren Ausführungen zur kultursensiblen Arbeit im Gesundheitsbereich genannt werden. 

Die größte Migrantencommunity sowohl in Hamburg als auch im Bezirk Harburg aufschlüsselt nach Herkunftsländer sind Menschen aus der Türkei. In Hamburg lebten Ende 2013 insgesamt 47.553 Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit, davon waren 9.842 älter als 60Jahre. Viele Einwanderer sind vor fünfzig Jahren nach Deutschland und nun in einem Alter, wo eine Demenz auftreten kann. Durch die Krankheit treten die erlernten Deutschkenntnisse in den Hintergrund und die Kranken greifen wieder auf die Muttersprache zurück. Sie brauchen türkischsprachige Betreuung und Pflege, die es außerhalb der Familie bisher nicht gab.

Seit dem 01.April 2015 ist deshalb ein türkischsprachiger Begleitdienst und Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz in Hamburg gestartet. Das Kooperationsprojekt „GÖNÜLLÜ-Freiwillige mit Herz“ ist bisher einzigartig in Hamburg. Kooperationspartner sind die Türkischen Gemeinde Hamburg und Umgebung e.V. (TGH), die Hamburgischen Brücke- Gesellschaft für private Sozialarbeit e.V. und das Diakonische Werk Hamburg.

Das Projekt wird von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und den Pflegekassen gefördert. Das Ziel ist es, ältere türkischsprachige Menschen in Hamburg eine möglichst lange, selbstbestimmte Lebensgestaltung zu Hause zu ermöglichen, insbesondere bei Demenz. Auch sollen die pflegenden Angehörigen, die meistens mit der Situation überfordert sind, durch die Hilfe von Ehrenamtlichen entlastet werden. Das Thema Demenz ist in der türkischen Kultur noch sehr tabuisiert, hier soll das Projekt GÖNÜLLÜ zusätzlich Aufklärungsarbeit leisten.

 

 

 

 

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung möge deshalb beschließen:

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die zuständigen Vertreter*innen des Projektes GÖNÜLLÜ und eine/n Vertreter/in aus der zuständigen Fachbehörde, der Gesundheits- und Verbraucherschutz in den Ausschuss für Soziales, Bildung und Integration einzuladen, um über die Struktur, die Erfahrungen und Schwierigkeiten und Grenzen der Arbeit zu berichten. Zudem soll auch darüber berichtet werden, ob es schon Planungen und/oder Erfahrungen mit der Arbeit im Bezirk Harburg- beispielsweise in Form einer Kooperation mit der Beratungsstelle der Diakonie Harburg (Seehafenbrücke 20) gibt und wie diese konkret aussehen.

Antrag der Abgeordneten Tülin Akkoç und GRÜNE-Fraktion

 

Harburg, 11.04.2015

 

Britta Herrmann

Grüne-Fraktionsvorsitzende

 

 

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