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Antrag Die Linke betr. Harburg für Alle! Was passiert mit mir? - Infomaterialien für geflüchtete Menschen

Antrag

Sachverhalt

In Flüchtlingsunterkünften und insbesondere in der ZEA Harburg leben Flüchtlinge unter unhaltbaren Zuständen. Zu Kriegstraumata und lebensgefährlichen Reisen kommen jetzt auch Enge, fehlende Privatsphäre und vor allem ein Leben in totaler Abhängigkeit, Ohnmacht, Nichtstun, Ungewissheit.

Sie werden zu Objekten eines großen politischen Umbruchs unseres Landes, ohne selbst gehört zu werden. Sie werden im Ungewissen darüber gehalten, was ihnen bevorsteht. Diese Umstände bilden ein gefährliches Konfliktpotenzial in den Asylunterkünften. Und wir lesen tatsächlich in Zeitungen von Gewaltausbrüchen in Unterkünften. Kein Wunder. Und es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das menschliche Gehirn soziale Ausgrenzung, Demütigung oder Armut genauso empfindet wie körperliche Gewalt und diese mit Aggression beantwortet.

Ohnmacht führt dazu, dass Menschen verantwortungslos handeln können. Es geht hier auch um die Möglichkeit ein Stück Respekt, Sicherheit, Selbstverwirklichung, Selbstbestimmtheit zurückzugewinnen. Notwendige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ist unter anderem der Zugang zu Informationen. Informationen über den eigenen Lebensablauf zu haben, heißt, das eigene Leben kontrollieren und gestalten zu können - ohne in Abhängigkeit von anderen zu geraten.

Wir können hier ansetzen und alle notwendigen Informationen für in unserem Bezirk lebende Flüchtlinge in verschiedenen muttersprachlichen Informationsmaterialien zur Verfügung zu stellen.

 

Petitum/Beschluss

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, sich bei den zuständigen Behörden dafür einzusetzen, so schnell wie möglich Informationsmaterialien für Geflüchtete in Harburg zu erstellen, die in verschiedenen Sprachen (z.B. Arabisch, Farsi, Kurdisch, Türkisch, Russisch, Englisch, Französisch), übersichtlich und leicht verständlich zu allen lebenswichtigen Fragen so schnell wie möglich für Menschen in Aufnahmeeinrichtungen in Harburg zur Verfügung zu stellen sind. Der Inhalt soll unter anderem zu folgenden Themen Informationen vermitteln

  • Was passiert mit mir in den nächsten Stunden, Tagen?
  • Welche gesetzlichen Ansprüche habe ich?
  • Haben Flüchtlinge auch Pflichten? 
  • Was ist Residenzpflicht?
  • Was bedeutet Zentrale Erstaufnahme, Erstaufnahmeeinrichtung Folgeunterbringung?
  • Was ist eine Gesundheitskarte, wann kriege ich eine, kann ich zum Arzt, auch wenn ich keine Gesundheitskarte habe?
  • Wann kann ich bei Verwandten oder Bekannten bleiben, wem soll ich das sagen?
  • Wo kann ich mich in Notsituationen melden?
  • Wo gibt es Beratungsangebote für Frauen?
  • Wo kann ich Deutsch lernen?
  • Kann ich in der Nähe an sportlichen Aktivitäten teilnehmen?
  • Gibt es Kurse für handwerkliche Tätigkeiten, an denen auch ich teilnehmen kann?
  • Wo finde ich Ärzte und Therapeuten, die meine Muttersprache sprechen?