Herr Dr. Schott weist zu Beginn der Sitzung den Ausschuss darauf hin, dass der Vortrag zum Thema Digitalisierung in die nächste Wahlperiode vertagt werden müsse.
Die Tagesordnung wird bestätigt.
Es liegen keine Bürgerfragen vor.
Die Niederschrift vom 21.02.2024 wird einstimmig genehmigt.
Herr Dr. Schott stellt zunächst Frau Clasen und Herrn Khodagholi vor, die heute zwei EU-geförderte Projekte vorstellen: Change(K)now! und BaltiPlast“.
Zunächst stellt sich Frau Clasen als Mitglied des gemeinnützigen Vereins „Baltic Environmental Forum Deutschland e.V.“ vor. Unter anderem arbeitet der Verein im Rahmen von EU-Förderprogrammen wie das INTERREG Baltic Sea Program, zu dem auch die Projekte BaltiPlast und Change(K)now! gehören.
Frau Clasen führt aus, dass Plastik oft nicht oder nur schwer recyclebar und schädlich für Mensch, Umwelt und Gesundheit sei und trotzdem in die Umwelt gelange, weshalb hier großer Handlungsbedarf bestehe. Der Plastikverbrauch könne nur reduziert werden, wenn verschiedene Akteure wie Privathaushalte, Unternehmen, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen. Diese seien unter anderem auch die Zielgruppen der zuvor genannten Projekte. Zum Projekt BaltiPlast berichtet Frau Clasen, dass es bereits laufe und sich im zweiten Projektjahr befinde. Hier würden konkrete Lösungen zur Plastikreduktion in Unternehmen aller Art, öffentlichen Einrichtungen & Stadtverwaltungen sowie in privaten Haushalten entwickelt und getestet. Weitere Ziele seien die Verbesserung der Recyclingfähigkeit von nicht vermeidbarem Plastik auf technischer Ebene sowie die Reduzierung von Einwegplastik durch ein Inventarisierungstool. Die Nutzung von Mehrwegbehältern ist eine konkrete Maßnahme zur Reduktion von Einwegplastik und so sei das Projekt „Mehrweg im Lebensmittelbereich: Change(K)now!“ entstanden.
Im Folgenden geht Frau Clasen konkret auf das Projekt „Change(K)now“ ein und erläutert, dass im Rahmen dieses Projektes Lösungen im Lebensmittelbereich gesucht würden. Hauptaktionsbereich seien dabei Veranstaltungen Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Krankenhäusern oder Unternehmen, oder im gastronomischen Take-away-Bereich wie zum Beispiel auf Wochenmärkten. Für die Umstellung einer ganzen Gesellschaft auf Kreislaufsysteme sei ein Systemwechsel in der Lebensmittelversorgung und ein Bewusstseinswandel auf allen Ebenen notwendig. Ziel des Ganzen sei es, die Gesellschaft insgesamt zu einem nachhaltigeren Konsum im Bereich der Lebensmittelversorgungssysteme und zur Umstellung auf Mehrwegsysteme zu bewegen. Die Projekte seien immer so aufgebaut, dass man sich im ersten Projektjahr mit der Lösungsfindung beschäftigt, im zweiten Jahr diese Lösungen testet und im dritten Jahr diesen Transfer auf größere Settings überträgt.
Frau Clasen berichtet weiter über das Familienunternehmen SURI, das Antipasti, Oliven und Öle verkauft und auf bis zu 10-12 Wochenmärkten, vor allem im Bezirk Hamburg-Nord, vertreten ist. Erschreckend sei, dass dort wöchentlich 2.500 Schalen Antipasti über die Theke gingen, weil die Produkte alle in Einwegplastikdöschen verpackt seien. Daraufhin habe sich Herr Khodagoli bereit erklärt innovative Mehrweglösungen zu testen und zu etablieren.
Herr Khodagoli stellt sich zunächst als Mitglied von SURI-Signature vor und geht zunächst auf die Herausforderungen des Projektes ein, zu denen unter anderem die komplexen Anforderungen aus dem Geschäftsumfeld gehören. Mobilität, Produkteigenschaften und Wirtschaftlichkeit seien dabei die wichtigsten Faktoren. Zu den Produkteigenschaften führt Herr Khodagoli aus, dass gerade in den Sommermonaten bei vielen Produkten eine kurze Kühlkette gewährleistet werden müsse. Die Wirtschaftlichkeit dürfe sich nicht nur auf den Preis beschränken, sondern müsse auch die Transaktionszeit und die Schulung des Personals berücksichtigen. Zunächst seien im Rahmen des Projektes bereits bestehende Mehrweglösungen und Marktdivergenzen untersucht worden. Darüber hinaus stellten die fehlenden Forschungsgrundlagen und -einblicke eine Herausforderung für das Projekt dar. Erfolgsfaktoren und Verbraucherverhalten müssten untersucht werden.
Bezüglich der Ziele betont Herr Khodagoli, dass man bis 2026 eine Vorreiterrolle einnehmen wolle, indem man zu 100 % auf Verpackungslösungen ohne Einwegplastik umstelle. Er persönlich sei sehr zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werde. Ziel sei es, die Abhängigkeit von Einwegplastik durch innovative, umweltfreundliche Verpackungen drastisch zu reduzieren und alle Verpackungen seines Unternehmens vollständig kompostierbar, recycelbar oder wiederverwendbar zu machen, ohne Kompromisse bei Qualität und Funktionalität einzugehen.
Herr Khodagoli erklärt weiter, dass für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes die Ermittlung der Erfolgsfaktoren und die Untersuchung des Verbraucherverhaltens sowie die Implementierung der Lösung und die Sensibilisierung der Verbraucher*innen notwendig seien. Des Weiteren seien im Rahmen der internen Veränderungen die Nachhaltigkeitsbewertung, die Mitarbeiterschulung und die (Kunden-)Kommunikation zu analysieren.
Herr Khodagoli nennt im Folgenden die Wünsche, die für die Unterstützung der Projektumsetzung wichtig seien. Zunächst geht er auf die Informations- und Bildungsarbeit ein und erklärt, dass es das Ziel sei, eine Informationskampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit speziell für Wochenmärkte zu starten. Darüber hinaus sei die Bildung von Partnerschaften und Netzwerken auf den Wochenmärkten ein weiterer wichtiger Faktor. Die Schaffung von Anreizen für die Unternehmen, „mitzumachen“, sei für den Erfolg sehr wichtig und würde den Menschen auch deutlicher machen, dass hier ein Mangel bestehe. Da es am Anfang meist keine genauen Vorstellungen gebe, sei der Zugang zu Beratung und Expertise entscheidend, um die Vernetzung zu fördern. Schließlich sei es auch wichtig, wenn es Lösungen gebe, mit denen positive Ergebnisse erzielt worden seien, diese skalierbar zu machen und auf andere Wochenmärkte zu übertragen, um eine Veränderung in diesem Bereich zu bewirken.
Frau Clasen ergänzt, dass sie im Projekt Baltiplast auch mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Es gäbe die Möglichkeit für Unternehmen, eine Plastikinventur durchzuführen. Damit hätten die Unternehmen die Möglichkeit, nach außen sichtbar zu machen, dass sie zu dieser Veränderung beitragen. In diesem Zusammenhang arbeitet sie mit der in Rostock ansässigen Initiative „Plastikfreie Stadt“ zusammen, die diese angeleitete Inventur bereits durchführe. Frau Clasen sagt an dieser Stelle zu, dem Ausschuss nachträglich die aktualisierte Fassung dieser Präsentation zuzusenden, in der die einzelnen Unternehmen mit Kontaktdaten aufgeführt seien. Abschließend erwähnt sie, dass sie sich nun auf die Fragen und die Vernetzung freue.
Herr Dr. Schott bedankt sich für den Vortrag und eröffnet die Fragerunde.
Herr Redlich fragt zum praktischen Ablauf, wie er sich den Prozess von der Beschaffung der Metallbehälter bis zum Recycling vorstellen könne und ob er die Behälter gereinigt zurückbringen müsse.
Herr Khodagoli antwortet, dass das Projekt im November 2023 begonnen habe und man sich noch in der Phase der Lösungsfindung befinde, in der genau solche Fragen diskutiert würden. Es gäbe verschiedene Ansätze, dass zum Beispiel ein Händler sagt, entweder werden die Behälter zum Markt gebracht und zur Reinigung wieder abgeholt oder ob es dafür zentrale Dienstleister geben müsse. Diese Lösungsmöglichkeiten würden derzeit getestet und er hoffe, im Sommer 2024 bereits den ersten Piloten starten zu können.
Herr Redlich berichtet von seiner Erfahrung, dass einige Händler auf den Märkten die Mitnahme der Gefäße und die Rückgabe der gereinigten Gefäße gestatten, andere hingegen nicht.
Auf die Frage von Herrn Redlich, welche Erfahrungen Herr Khodagoli diesbezüglich bisher auf den Märkten gemacht habe, antwortet Herr Khodagoli, dass er ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Er berichtet, dass er auf Nachfrage von den Markthändlern die Rückmeldung erhalten habe, dass das Befüllen der Gefäße erlaubt sei, dies aber noch einmal für alle Händler klargestellt werden müsse.
Frau Clasen weist darauf hin, dass der Mehrwegverband zu diesem Thema sehr gute Kommunikationsmaterialien für die Mitarbeiter*innen der Cafés herausgegeben habe, aus denen man die Argumentationsgrundlage entnehmen könne, warum man den Kund*innen Mehrweg anbieten sollte. Im Rahmen des Projektes würden Überlegungen angestellt, dies auch auf Wochenmärkte zu übertragen.
Herr Dr. Schinnenburg bedankt sich für den Vortrag und fragt die Vortragenden nach der Finanzierung ihrer Nichtregierungsorganisation (NGO) und nach den Auswirkungen des immer knappen und teurer werdenden Personals auf die Preise.
Frau Clasen antwortet, dass es sich um einen rein drittmittelfinanzierten Verein im Rahmen von EU-Förderprojekten handelt und nicht um eine Sockelfinanzierung.
Auf die zweite Frage von Herrn Dr. Schinnenburg antwortet Herr Khodagoli, dass es sich letztlich um eine reine Kalkulationsfrage handele. Insbesondere die Kunststoffpreise seien in den letzten Monaten explodiert und die Kalkulation sei sehr unterschiedlich mit dem Konzept verbunden. Wenn das Konzept in sich schlüssig, gut strukturiert und effizient sei, seien die Kosten relativ gering. Im Falle eines komplexen Prozesses stiegen die Kosten.
Als strukturelle Ergänzung weist Frau Clasen darauf hin, dass es sich um ein stark politisches Thema handele, dass die Plastikproduktion derzeit stark subventioniert sei und daher die Plastikpreise im Vergleich zu heute deutlich günstiger seien und daher aus Sicht der Umweltbelastung keine realen Preise am Markt abgebildet würden. Es müsse daher eine Änderung dahingehend geben, dass nachhaltigere Lösungen kostengünstiger werden.
Frau Schönefeld bedankt sich für die Vorstellung des Projektes und betont, dass es wichtig sei, sich von Anfang an Gedanken über Ernährung zu machen und findet es auch spannend für Bürger*innen, sich an einem solchen System zu beteiligen. So sei es für den Bürger vorteilhaft, eigene Behälter mitzubringen und wenn dies nicht möglich sei, sei auch das Pfandsystem spannend. Anschließend wünscht sie den Vortragenden noch viel Erfolg für das Projekt.
Frau Bohlmann fragt, ob es möglich sei, die Behälter zu einer nachhaltigen Preisstruktur anzubieten, da die Rohstoffe für die Metalldosen sehr teuer seien. Außerdem fragt sie, wie sichergestellt werden könne, dass auch die Verpackungen für die Behälter nachhaltig hergestellt werden. Als Beispiel führt sie an, dass Rewe zwar mittlerweile Mehrwegbeutel eingeführt habe, diese aber aus China bezogen würden. Sie fragt, wie sichergestellt werden könne, dass die Nachhaltigkeit im gesamten Prozess berücksichtigt werde.
Herr Khodagoli antwortet, dass dieser Faktor im Rahmen der Lösungsfindung so weit wie möglich berücksichtigt werde und in der Gesamtbewertung gewichtet und in das Konzept einfließen werde.
Frau Dr. Steinwender fragt Herrn Khodagoli nach seiner persönlichen Motivation, an diesem Projekt zu arbeiten und es in der heutigen Ausschusssitzung vorzustellen, da es gerade im Lebensmittelbereich viele Regularien gebe und das Projekt zudem auf drei Jahre angelegt sei.
Herr Khodagoli antwortet, dass er intrinsisch motiviert sei. Er habe in der Vergangenheit als Berater im Bereich der Lebensmittelproduktion gearbeitet und auch Projekte im Ausland durchgeführt. Rückblickend sei es immer ein befriedigendes Gefühl, wenn er Teil einer Veränderung auf den Wochenmärkten sein könne. Insofern sei er immer bereit, zusätzliche Zeit zu investieren, um ein solches Projekt voranzubringen.
Frau Dr. Steinwerder sagt, dass man gerade im Bezirk Hamburg-Nord in einem privilegierten Gebiet sei und man sich aussuchen könne, bei wem man einkaufe. Sie empfiehlt, solche Projekte mehr in den Vordergrund der Werbekampagne zu stellen. Als Kundin würde sie eher in den Laden gehen, der zeigt, dass er sich mit Nachhaltigkeit und Inhaltsstoffen beschäftigt hat und sich auch mit dem Kreislauf auseinandergesetzt hat. Dies sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.
Herr Khodagoli bedankt sich für die Bemerkung und ergänzt, dass er den Gedanken teile und betont, dass man nur dann von den Wochenmärkten profitieren könne, wenn alle mitmachten und es ein Erfolg würde.
Frau Ros bedankt sich für den Vortrag und erinnert an ein früheres Projekt, das auch das Ziel verfolgt hätte, mit eigenen Behältern an die Theke des Supermarktes zu gehen. Dieses Projekt sei jedoch abgesagt worden und daraufhin sei das Mehrwegsystem entwickelt worden, bei dem man eine Schachtel erhalten habe, die man nach Gebrauch wieder in den Markt zurückbringen konnte und im Gegenzug eine frisch gewaschene Schachtel mit nach Hause nehmen konnte. Die Begründung für die Aufgabe dieses Projektes sei gewesen, dass es aus hygienischen Gründen nicht erlaubt sei, einen selbst mitgebrachten Behälter über die Theke zu reichen. In diesem Zusammenhang fragt sie, wie sich diese Situation derzeit auf den Wochenmärkten darstelle. Des Weiteren merkt sie an, dass das heute im Vortrag vorgestellte System in den Vordergrund gestellt werden sollte, da es insgesamt ein Alleinstellungsmerkmal der Wochenmärkte gegenüber den Supermärkten sei, dass die Wochenmärkte mit unverpacktem Material beliefert werden. Sie bittet die Verwaltung um Klärung der aktuellen Rechtslage hinsichtlich der Frage, ob es rechtlich möglich ist, selbst mitgebrachte Behältnisse zum Abfüllen an die Theke zu stellen.
Protokollnotiz: Marktbeschicker sind Lebensmittelunternehmer und unterliegen den rechtlichen Bestimmungen der VO (EG) 852/2004 sowie der nationalen Lebensmittel-Hygiene-VO. Die Verantwortung für die Sicherheit der Lebensmittel liegt beim Lebensmittelunternehmer. Den Möglichkeiten, Lebensmittel in mitgebrachte Verpackungen abzufüllen, sind von Rechts wegen Grenzen gesetzt.
Bei unkritischen Lebensmitteln wie z.B. Brot/Brötchen, Obst und Gemüse kann dem Wunsch, Verpackungsmüll zu vermeiden, problemlos entsprochen werden, indem die Waren über die Theke gereicht und direkt in mitgebrachte Taschen /Körbe verstaut werden. Dies wird von vielen Händlern insbes. auf Kundenwunsch bereits praktiziert.
Bei leicht verderblichen (z.B. Crémes, Frischkäse) oder öligen /flüssigen (z.B. Antipasti, Suppen) Lebensmitteln ist die Abgabe in mitgebrachte Verpackungen aus lebensmittelrechtlicher Sicht kritisch zu sehen, da diese ggf. nicht vollständig sauber sind und die Lebensmittel kontaminieren können.
Es haben sich verschiedene Praktiken entwickelt, um dieses Risiko zu umgehen, diese sind jedoch unter Wochenmarktbedingungen nicht immer zufriedenstellend umsetzbar (z.B. Befüllen von mitgebrachten Dosen, die auf einem Tablett abgestellt werden, Mehrwegbehältnisse im Pfandsystem). In den Fällen, wo eine (Plastik-)Verpackung weiterhin unverzichtbar ist, sollte man ggf. auf andere, umweltschonendere Verpackungsmaterialien umstellen, die ihren Zweck (z.B. Auslaufschutz) gleichermaßen erfüllen. Die Lebensmittelüberwachung steht diesem Thema im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen grundsätzlich sehr aufgeschlossen gegenüber und berät gerne.
Herr Bode führt aus, dass auch die Verwendung von voll kompostierbaren Einwegmaterialien eine Option darstelle. Er könne sich vorstellen, dass dies organisatorisch und logistisch die einfachste Lösung sei. Er fragt weiter nach dem Standort der Stände auf den Wochenmärkten im Bezirk Hamburg-Nord.
Herr Khodagoli antwortet auf die erste Frage, dass es auf dem Markt ein Material aus Reisstärke im Feinkostenbereich gegeben habe, das jedoch nicht seinen Anforderungen entsprochen habe. Zur zweiten Frage antwortet er, dass diese auf dem Wochenmarkt in der Isestraße und auf dem Wochenmarkt Goldbekufer zu finden seien. Letzterer sei dienstags, donnerstags und freitags geöffnet, der Isemarkt Eppendorf dienstags und freitags.
Herr Dähne bedankt sich zunächst für die Präsentation und findet das Thema sehr interessant und begrüßenswert. Anschließend stellt Herr Dähne drei Fragen:
1. Herr Dähne weist darauf hin, dass es im Bereich Dulsberg und Langenhorn eine eher sozial schwache Klientel gebe, die auf den Wochenmärkten einkaufe, da dort die Kosten deutlich höher seien. Er könne nachvollziehen, dass die verschiedenen Nutzungskonzepte ausprobiert werden, aber für den wirtschaftlichen Betrieb sei letztlich die Frage nach der Berechnung der Wirtschaftlichkeitsanalyse entscheidend und fragt diesbezüglich, ob Herr Khodagoli zumindest eine Richtung aufzeigen könne.
2. Herr Dähne führt weiter aus, dass er es sich z.B. in Restaurants, wo es in der Regel eine Küche und ein Reinigungssystem gebe, einfacher vorstelle, Material auszugeben, ungereinigt zurückzunehmen und selbst zu reinigen. Bei einem Stand auf einem Wochenmarkt stelle er sich diesen Vorgang komplizierter vor. Insofern fragt Herr Dähne, ob diesbezüglich ein Modell getestet werde oder ob es eine Richtung gebe, in die man im Rahmen des Projektes gehen wolle.
3. Abschließend geht Herr Dähne auf die im Vortrag gezeigte Präsentationsfolie ein, in der auf die Fördermöglichkeiten eingegangen wurde und merkt an, dass man im Bezirksamt nur einen begrenzten Handlungsspielraum habe. Meistens könne man im Rahmen der Sonderfördermittel der Bezirksversammlung einen Teil des Geldes für Projekte ausgeben, die man für förderungswürdig halte. Insofern fragt er die Vortragenden, was genau sie sich vom Bezirksamt bzw. diesem Ausschuss an Unterstützung wünschen, da er sich fragt, ob der Ausschuss tatsächlich die richtige Anlaufstelle für die Umsetzung eines solchen Projektes sei.
Herr Khodagoli antwortet auf die erste Frage zur Berechnung der Wirtschaftlichkeitsanalyse, dass hier bereits etwas begonnen wurde, allerdings mit vielen Unbekannten. Einige Erfahrungswerte müssten im weiteren Projektverlauf noch erarbeitet werden, so dass er derzeit keine konkrete Aussage treffen könne. Wenn jedoch die jetzt vorliegende Analyse so umgesetzt und verwendet werde, sei dies positiv zu bewerten.
Zur zweiten Frage bemerkt Herr Khodagoli, dass sie, da sie keine örtliche Einheit seien, die Gegenstände zurücknehmen müssten. Zwar sei es den Händlern möglich, die Behälter mit ihren Reinigungsmaschinen wieder zu reinigen, die Rückgabe der Ölbehälter sei jedoch nicht zumutbar, da z.B. die Gefahr bestehe, dass das Öl auf dem Transportweg auslaufe.
Frau Clasen spricht weiterhin die Problematik an, dass Mehrwegbehälter aus Polypropylen in der Spülmaschine getrocknet werden könnten, sondern die Trocknung nur durch Verdunstung funktionieren könne. Aktuell hätten einige Industriemaschinenhersteller begonnen, eine Schütteltrocknung zu entwickeln, damit solche Mehrwegbehälter auch trocken aus der Maschine kommen. Insofern gebe es insgesamt viele unbekannte Stellschrauben.
Herr Khodagoli antwortet auf die dritte Frage von Herrn Dähne, dass sie sich wünschen würden, dass man nicht selbst zu den Händlern geht und versucht, sie zu überzeugen, sondern dass die Marktmeister auch eine gewisse Unterstützung geben und die Händler auf das Projekt aufmerksam machen und sie bitten, sich zu beteiligen und generell Anreize geben, die nicht immer finanzieller Art sein müssen. Das kann auch in Form einer Auszeichnung mit dem Hamburgsiegel sein, an dem man erkennen kann, dass die Händler an diesem Projekt teilnehmen. Dies könne ein Anreiz für die Kunden sein und so könnten Gespräche zwischen Händlern und Kunden entstehen. Abschließend betont er, dass wenn die ersten Piloten erfolgreich sind, diese auch auf andere Märkte übertragen werden.
Frau Schönefeld fragt zum INTERREG-Projekt, ob man Impulse aus anderen europäischen Ländern erhalten habe, die man nutzen könne.
Frau Clasen antwortet, da es sich um ein junges Projekt handele, seien die Dinge noch nicht ganz ausgearbeitet. Best Practices seien aber aus allen Ländern gesammelt worden und man sei jetzt in der Phase, diese zusammenzutragen. Anfang Mai sollen die strategischen Ergebnisse in einem Workshop vorgestellt werden. Als Beispiel nennt sie die Stadt Tallinn, die sehr stark auf Plastikreduktion gesetzt habe. So habe sie Plastiktüten in der ganzen Stadt weitgehend verboten und verschiedene Pfandsysteme eingeführt. Auch der internationale Austausch sei für sie sehr wichtig und spannend.
Frau Schönefeld schlägt vor, dass die Referenten in einem Jahr die dann erfolgte Auswertung aller Daten dem Ausschuss erneut vorstellen. Sie nimmt an dieser Stelle nochmals Bezug auf die Wortmeldung von Herrn Dähne und sagt, dass man dann nach der Auswertung eine konkretere Vorstellung darüber habe, wie das Bezirksamt zur Unterstützung dieses Projektes beitragen könne. Frau Clasen stimmt zu.
Frau Heimfeld bedankt sich für den Vortrag und äußert ihre Befürchtung, dass die Projektkosten voll auf die Kunden abgewälzt würden. Sie weist auch darauf hin, dass nicht alle Winterhuder privilegiert seien.
Frau Clasen erläutert zur Projektstruktur, dass man sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Thema beschäftige. So würden auch die Bereiche Schulverpflegung, Green Events und Takeaway delivery bearbeitet. Sie betont weiter, dass es bei Mehrwegsystemen und generell bei nachhaltigen Lösungen immer die Gefahr gebe, dass etwas auf die Verbraucher*innen abgewälzt werde. Daher würden im Rahmen des Projektes alle Zielgruppen angesprochen, also über die Unternehmen, die Politik bis hin zu einzelnen Konsument*innen. Es müsse eine Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung stattfinden.
Herr Khodagoli fügt hinzu, dass einer der Erfolgsfaktoren sei, dass nicht alles auf die Verbraucher abgewälzt werde, und dies sei im Rahmen des Projekts durchaus berücksichtigt worden, da man sonst Kunden verlieren würde.
Herr Redlich hält selbst mitgebrachte und wieder mit nach Hause genommene Behälter für eine gute Lösung. So würden die Glasgefäße, die es übrigens heute in jedem Discounter gibt, keine zusätzlichen Dienstleister für die Reinigung benötigen. Herr Redlich sieht das Problem darin, dass sich diese Mehrwegsysteme deshalb nicht durchgesetzt hätten, weil immer ein dritter Anbieter im Spiel sei, der an der Logistik verdienen wolle. Er führt weiter aus, dass ein Netzwerk im dritten Projektjahr interessant wäre, wo es um Verstetigung und Kommunikation geht.
Frau Möller bedankt sich zunächst für den Vortrag und betont, dass sie sich seit Jahren für dieses Thema einsetze und sich freue, dass sich auch Menschen dafür einsetzen. Sie weist darauf hin, dass die Vor-Ort-Reinigung nur Sinn macht, wenn es sich um Catering handelt, das sofort verzehrt und sofort gespült wird. Abschließend wünscht sie den beiden Referenten weiterhin viel Erfolg mit dem Projekt.
Frau Möller knüpft an die Ausführungen von Frau Heimfeld an und fragt, ob es geplant sei, zu berechnen, wie viel Plastik auf den Wochenmärkten durch die Umsetzung im Rahmen der Gesamtwirkung dieses Projektes eingespart werde. Dies sei insbesondere gut, um zu zeigen, dass nicht die Verbraucher die Hauptverursacher des Plastikeinsatzes seien.
Frau Clasen antwortet, dass das Projekt „Change(K)now“ eher auf Bewusstseinsbildung ausgelegt sei und weniger mit Zahlen gearbeitet werde. Der Fokus liege daher auf Marktforschung und nicht auf Zahlen, da Kreislaufsysteme mehr Zeit benötigen und nicht die klassischen Wirkungszahlen generieren, die man sich vielleicht wünschen würde.
Frau Klode fragt, in welcher Form die Öffentlichkeitsarbeit stattfinde, um die Verbraucher über das Projekt zu informieren und für das Thema Plastikreduzierung zu sensibilisieren.
Frau Clasen antwortet, dass im Rahmen des fortgeschrittenen BaltiPlast-Projekts Schulworkshops stattfänden, in denen mit den Projektschulen gearbeitet werde und die Themen Bewusstseinsbildung zur Vermeidung von Einwegplastik eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus sei in der Bücherhallte Altona ein Puppentheater zu diesem Thema entwickelt worden. Im noch jungen Projekt „Change(K)now“ hätten die Kommunikationsgruppen aus sechs beteiligten Ländern Kampagnen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung geplant, deren Umsetzung jedoch noch einige Monate in Anspruch nehmen werde. Insgesamt sei aber in beiden Projekten die Kommunikation sehr wichtig, damit alle Akteure, z.B. Lehrkräfte, Eltern, Schüler*innen, wissen, dass an solchen Projekten gearbeitet wird. Sie erklärt weiter, dass die Kampagne die Piloten in allen Bereichen während der drei Jahre begleiten werde.
Herr Dähne merkt an, dass, sobald die Kampagne steht, die Möglichkeit bestünde, die in Hamburg-Nord ansässigen Interessengemeinschaften, also Zusammenschlüsse von Unternehmen in einer Region, mit einzubeziehen, da dies seiner Meinung nach der richtige Ansprechpartner für das Thema ist. Er betont, dass gerade im Bezirk Hamburg-Nord eine große Bereitschaft für solche Themen bestehe.
Auf die Frage von Herrn Khodagoli, ob es sich um Händler aus der Region handele, antwortet Herr Dähne, dass es sich um dort ansässige Händler handele.
Nachdem keine weiteren Wortmeldungen vorliegen, bedankt sich Herr Dr. Schott im Namen des Ausschusses für die Vorstellung des Projektes und wünscht den Vortragenden viel Erfolg.
Frau Clasen sagt zu, die aktualisierte Fassung der Präsentation an Frau Kaur zu senden, damit sie dem Ausschuss zur Verfügung gestellt werden kann, und weist den Ausschuss nochmals darauf hin, dass er sich bei weiteren Anregungen und Fragen zum Projekt an sie und Herrn Khodagoli wenden könne.
Frau Möller bedankt sich für die angenehme Zusammenarbeit und betont, dass ihr die Teilnahme an den Wirtschaftsausschuss sehr viel Spaß gemacht habe und gibt bekannt, dass sie in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr dabei sein würde.
Herr Dr. Schott bedankt sich ebenfalls für die konstruktive und professionelle Zusammenarbeit mit dem Ausschuss sowie dem Ausschussdienst.