Umbenennung der kolonialbelasteten Straßen in Ohlsdorf - Begründungen für die Benennungen Fredericks/Kamana gemeinsamer Antrag der Grüne-Fraktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion DIE LINKE
Der Senat bzw. die zuständige Senatskommission für die Benennungen von Verkehrsflächen ist durch den Beschluss der Bezirksversammlung ersucht, Vorschläge für die Umbenennung der Straßen Woermannsweg, Woermannstieg und Justus-Strandes-Weg zu prüfen. Für die inhaltliche Vorbereitung der Umbenennung der genannten Straßen nach Opfern oder Menschen aus dem Widerstand der kolonialen Schreckensherrschaft ist das Staatsarchiv zuständig.
Das Vorsitzende Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Nord wird gebeten, dem Staatsarchiv zur Umbenennung der Straßen Woermannsweg und Woermannstieg folgende Begründung zu übermitteln:
Dem zuständigen Regionalausschuss war es besonders wichtig, den u. a. in der Fachstrategie zum Umgang mit kolonialen Straßennamen in Hamburg genannten Ziel (siehe Kapitel 3.2) einen Perspektivwechsel, weg von einer pro-kolonialen bzw. kolonialunkritischen, relativierenden, weiß-dominierten Sicht auf die Kolonialgeschichte hin zu einer rassismussensiblen, postkolonialen und kritischen Sichtweise auf die Kolonialgeschichte, sicherzustellen unter Beteiligung der betroffenen Akteur*innen und Communities (siehe 3.3).
Für den Vorschlag Louisa-Kamana-Weg gelten die obigen Kriterien als erfüllt, da die Namensgeberin Tochter des Ovaherero-Chiefs Kamana war und sie sowie ihr neugeborenes Kind im Zuge der Kolonialisierung des heutigen Namibias von einem deutschen Händler erschossen wurden, nachdem sie sich gegen einen Vergewaltigungsversuch wehrte. Es kam zu Protesten und tatsächlich auch zu einer der wenigen Verurteilungen. Die Morde gelten mit als Impulsgeber für den Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft.
Für den Vorschlag Cornelius-Fredericks-Stieg gelten die Kriterien als erfüllt, da der Namensgeber zu den großen Persönlichkeiten des militärischen Widerstands gegen die deutsche Kolonialherrschaft gehörte. Er konnte erst 1906 zur Kapitulation gezwungen werden und verstarb aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen in einem Konzentrationslager an der südnamibischen Küste.
Für die GRÜNE Fraktion:
Katrin Hofmann, Timo B. Kranz, Nadja Grichisch
Für die SPD-Fraktion:
Karin Ros, Martina Schenkewitz, Philipp Noß, AngelinaTimm, Jörg Lewin
Für die Fraktion DIE LINKE:
Rachid Messaoudi, Jonas Wagner
Für die FDP-Fraktion:
Robert Bläsing
Anlage:
Schreiben des AK HAMBURG POSTKOLONIAL