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Stilllegung des Planschbeckens Biedermannplatz: Gesundheitsgefahr - oder gesunder Menschenverstand in Gefahr?
Kleine Anfrage Nr. 73/2019 von Herrn Stefan Baumann und Herrn Martin Fischer (CDU)

Kleine Anfrage nach § 24 BezVG

Sachverhalt

Das im Schleidenpark gelegene und im Stadtteil in den Sommermonaten sehr beliebte Planschbecken ist stillgelegt worden. Die Entscheidung darüber ist bei Bewohner/innen und Besucher/innen des Biedermannplatzes mit großem Unmut aufgenommen worden. Dass eine eventuell mangelhafte, gesundheitsgefährdende Wasserqualität nicht tolerierbar ist, wird geteilt; da ähnliche Schwierigkeiten an den Planschbecken im Stadtpark, dem Haynspark und dem Schinkelplatz jedoch nicht bekannt sind, ist eine Prüfung des s unumgänglich. 

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir das Bezirksamt: 

 

  1. In welcher Form, in welcher Regelmäßigkeit und nach welchen Kriterien, Faktoren und Messgrößen wird die Wasserqualität der Planschbecken in HH-Nord getestet? Bitte alle Parameter mit den jeweils zugehörigen Grenzwerten, die eine Schließung nach sich ziehen können, aufführen.

Die Wasserqualität in den Planschbecken wird in Anlehnung an die DIN 19643 Blatt1 „Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“ untersucht und bewertet. Eine monatliche Beprobung in den Monaten Juni, Juli und August wird angestrebt. Die Probenahmefrequenz wird jedoch an die Nutzungsbedingungen angepasst, da die Becken auch im Sommer häufig nicht betrieben werden oder wenig frequentiert sind. Bei geringen Nutzerzahlen oder nur kurzer Standzeit des Wassers (ein Tag Sonne, dann zwei Tage Regen) ist eine Probenahme nicht sinnvoll.

 

Aus Sicht des Bezirksamtes führt eine dauerhafte Überschreitung der hygienisch besonders relevanten Parameter Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa zu einer Schließung des Beckens. Für beide Parameter gilt ein Grenzwert von 0 KBE (Koloniebildende Einheiten) / 100 ml.

 

  1. Wann wurde der Zustand und die Wasserqualität des Planschbecken Schleidenpark zuletzt getestet und welche Ergebnisse (Überschreitungen von Grenzwerten) führten zu der Entscheidung, das Planschbecken stillzulegen? Bitte die entsprechenden Unterlagen (z.B. Messprotokolle) der Antwort beilegen.

Letztmalig wurde die Wasserqualität im Planschbecken Biedermannplatz im Juli und im August 2018 getestet. Bei beiden Messungen wurde trotz manueller Chlorung des Beckenwassers der Grenzwert für den Parameter Escherichia coli von 0 KBE / 100 ml in beiden Fällen überschritten.

Eine verstärkte Chlorung des Beckenwassers würde zu einer Überschreitung der Grenzwerte für Chlor und Chlornebenprodukte führen.

 

  1. Wie waren die Ergebnisse der letzten Prüfungen bei den Planschbecken im Stadtpark, dem Haynspark und dem Schinkelplatz? Wann haben diese Kontrollen stattgefunden - und gab es kritische Ergebnisse? Wie unterschieden sie sich von denen zum Planschbecken Schleidenpark? Bitte die entsprechenden Unterlagen der Antwort beilegen.

Die Ergebnisse der Prüfungen im August 2018 für die Becken im Haynspark und im Stadtpark zeigen keine Überschreitungen der Grenzwerte bei hygienekritischen Parametern.

 

  1. Wer führt die genannten Kontrollen durch? Bitte auch eventuell beauftragte Unternehmen nennen.

Die Probenahme erfolgte bisher durch die Mitarbeiter der Abteilung für Technischen Umweltschutz des Bezirksamtes, die Untersuchung durch das Institut für Hygiene und Umwelt (HU) der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV).

Zukünftig werden Probenahme und Untersuchung durch das HU erfolgen.

 

  1. Im Abendblatt war am 05.06.2019 zu lesen, dass lt. Bezirksamt eine "deutlich erhöhte mikrobielle Belastung" des Beckenwassers" der Grund für die Stilllegung sei. Ergänzend war zu lesen: "Besonders das große Wasservolumen dieses Beckens, hohe (Außen)temperaturen und große Nutzerzahlen sind hierbei problematisch." Welche Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse - und von wann - führten zu genau dieser Bewertung? Bitte die entsprechenden Unterlagen der Antwort beilegen.

Siehe Antwort zu 2.

 

  1. Wie erklärt sich das Bezirksamt, dass derartige Probleme an den Planschbecken im Stadtpark, im Haynspark und am Schinkelplatz wohl nicht vorkommen?

Ein weitgehend problemloser und durchgehend hygienisch einwandfreier Betrieb ist für das Planschbecken im Stadtpark gesichert. Bei diesem Becken handelt es sich jedoch um ein vollwertiges technisches Bad, mit Flockung, Filtration und automatischer Chlorung des Beckenwassers. Das Bezirksamt führt die im Becken Schleidenpark ermittelten Grenzwertüberschreitungen auf hohe Nutzerzahlen und eine hohe Wassertemperatur im flachen Randbereich des Beckens zurück. Das große Beckenvolumen im Schleidenpark erschwert eine ausreichende Chlorung des Beckens durch die Planschbeckenpaten. Die Becken am Schinkelplatz und im Haynspark sind erheblich kleiner und fielen bisher nicht durch Grenzwertüberschreitungen auf. Unabhängig hiervon erscheint beim bisherigen Betrieb der Becken die Einhaltung der Grenzwerte der DIN 19643 schwierig und durch den ständigen Wasserwechsel auch nicht nachhaltig.

 

  1. Ist dem Bezirksamt bekannt, wie und in welcher Regelmäßigkeit und mit welchen Ergebnissen die Pflege durch den Chlorpaten der St.-Sophien-Schule stattfindet bzw. stattgefunden hat? Gab es hierbei eine Zusammenarbeit mit der zuständigen Stelle im Bezirksamt Hamburg-Nord?

Die Patenschaft ist mit der St.-Sophien-Kirchengemeinde abgeschlossen worden. Das Bezirksamt hält Kontakt zu Ihrem dortigen Ansprechpartner. Die Pflege des Beckens wurde durch das Bezirksamt gewährleistet, die Kontrolle des Wassereinlauf und –ablaufes sowie die manuelle Chlorung erfolgten durch die Paten.

 

  1. Wie hoch waren die Ausbildungskosten für die Planschbecken-Paten im Jahr 2018, um den Umgang mit dem Chloren zu erlernen? Wie viele Paten wurden im Umgang mit der Chemikalie geschult?

Es entstanden keine direkten Kosten für die Ausbildung der Paten. Die Unterweisung der Paten im Umgang mit dem Chlorgranulat erfolgte einmal jährlich durch geschulte Bezirksamtsmitarbeiter. Für die manuell zu chlorenden Becken in 2018 wurden unterwiesen:

3 Paten für den Biedermannplatz, 5 Paten für den Haynspark, und 8 Paten für den KSP Schinkelstraße.

 

  1. Welche technischen Rahmenbedingungen müssten verändert und modernisiert werden, um ein aus der Sicht des Bezirksamts hygienisch einwandfreies Wasser im Planschbecken zur Verfügung zu stellen? Gab es hierzu bereits Überlegungen mit Anfragen nach Angeboten an eventuell zu beauftragenden technische Dienstleister/ Handwerksbetriebe? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Bitte den Schriftverkehr der Antwort beilegen. Wenn nein, warum nicht?

Um das Planschbecken in der jetzigen Größe und dem Wasservolumen zu erhalten, müsste eine ähnliche Technik zur Wasseraufbereitung wie für das Planschbecken im Stadtpark hergestellt werden. Hinzu käme ein weitgehender Umbau bzw. Neubau des eigentlichen Planschbeckens, da die Wassereinströmung innerhalb des Beckens vollständig neu organisiert werden müsste um einen gleichmäßige Austausch des gesamten Wassers zu gewährleisten.

Der mögliche Kostenrahmen für eine derartige Investition liegt bei ca. 1 Mio. und würde auch von der konkreten Beckengröße abhängen. Für das Becken im Stadtpark betragen die jährlichen Unterhaltungskosten zurzeit ca. 23.000€, hinzukommen die Personalkosten für die Reinigung und die Winterfestmachung sowie eine volle Klempnerstelle im Sommerhalbjahr für den Betrieb. Der Unterhaltungsaufwand am Biedermannplatz wäre nur geringfügig niedriger, da die entsprechenden Arbeiten weitgehend unabhängig von der Beckengröße anfallen.

 

 

  1. In welchem Umfang haben Maßnahmen im Jahr 2018 zur Wiederaufnahme des Betriebs des Planschbeckens Schleidenparks stattgefunden? Welche Kosten (investiv und konsumtiv) sind dem Bezirksamt Hamburg-Nord dabei entstanden und aus welchen Titeln (PSP-Elementen) wurden diese gezahlt?

Es sind bisher keine Kosten entstanden. Aufgrund der Ausgangslage, siehe Antwort 9, wurden durch eigene Planer verschiedene Szenarien erarbeitet, wie das Planschbecken zukünftig entwickelt werden sollte. Es fanden daraufhin Vorgespräche und ein Ortstermin mit einem Ingenieurbüro statt, die sich auf die Konzeptionierung von Wasserspielplätzen- und Bäderanlagen mittels Pflanzenklärsystemen spezialisiert haben.

 

  1. Welche Gegebenheiten führten zu der Überlegung, einen Wasserspielplatz als Ersatz vorzuschlagen? Sind hierzu bereits Angebote von erforderlichen Dienstleistern eingeholt worden? Wenn ja, bitte der Antwort beilegen. Wenn nein, wie hoch werden die Kosten für die Einrichtung eines solchen Spielplatzes eingeschätzt?

Zunächst mal zur Begriffsklärung:

Wenn das Bezirksamt von einem Wasserspielplatz spricht, dann ist die gegenwärtige Idee, dass in das gegenwärtigen Beckens ein verkleinertes Becken zum Planschen eingebaut wird, bei dem dann die Wasseraufbereitung mit alternativen System erfolgen kann, z.B unterirdische Wasseraufbereitung mit Biofilter, Wasserbevorratung ca. 50 – 60 cbm und Umwälzung des Beckenwassers.

Der Randbereich des jetzigen Beckens würde bzw. könnte als „Wassersandspiellandschaft“ gestaltet werden. Umlaufend, bis zum gegenwärtigen Beckenrand, können dann in einem Sandbereich weitere Spielelemente ergänzt werden, die mit Wasser in Verbindung stehen und verschiedene Wasserzulauf- und Einstaumöglichkeiten bieten.

Ein konkretes Angebot für die Umsetzung eines Wasserspielplatzes liegt noch nicht vor.

 

  1. Wie hoch wird der Aufwand zur Unterhaltung eines Wasserspielplatzes im Vergleich zum Betrieb des Planschbeckens eingeschätzt?

Die Personalkosten werden geringer eingeschätzt, da die Steuerung der Wasseraufbereitung automatisiert werden kann. Was deutlich eingespart werden kann, ist der Trinkwasserverbrauch. Der derzeitige Beckenbetrieb lag bei 70-75 m³ Trinkwasserverbrauch pro Beckenfüllung. Bei einem pflanzengeklärten System wird lediglich die Verdunstung durch Trinkwasserzugaben ausgeglichen. Der genaue Unterhaltungsaufwand kann noch nicht abgesehen werden.

 

  1. Wie lange wird die Einrichtung eines Wasserspielplatzes im Schleidenpark dauern - von der ersten Projektskizze über die Planung, Ausschreibung und tatsächliche Bauphase bis hin zu einer offiziellen Eröffnung gerechnet?

Eine verbindliche Terminschiene kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht angegeben werden. Es wird jedoch angestrebt, den Umbau im nächsten Jahr abzuschließen.

 

  1. Hat das Bezirksamt Hamburg-Nord bereits Erfahrung im Umgang mit dem Betrieb und der Bewirtschaftung eines Wasserspielplatzes? Wie hoch fallen hierzu die jährlichen Kosten aus?

Nein, da das Konzept noch nicht feststeht, können auch die Kosten nicht angegeben werden.

 

  1. Wie hoch sind die derzeitigen Betriebs- und Unterhaltungskosten für das Planschbecken im Schleidenpark?

Die jährlichen Kosten betrugen ca. 8.500-10.000€ für die Verbrauchsmittel: Trinkwasser und Betriebsstoffe. Hinzukommen die Personalkosten, die für die Beckenreinigung- und Wartung anfallen, diese sind nicht beziffert.

 

  1. Wie hoch sind die geschätzten investiven Kosten für die technische Umrüstung und die Wiederherstellung des Planschbeckens auf bspw. ein Niveau wie das des Planschbeckens im Stadtpark?

Siehe Antwort zu Frage 9.

 

  1. Wann und in welcher Form wurden die Planschbeckenpaten über die Entscheidung des Bezirksamts Hamburg-Nord informiert? Wenn dies nicht passiert ist, aus welchem Grund nicht?

Die St.-Sophien-Kirchengemeinde wurde umgehend am 03.06.2019 per Mail informiert.

 

  1. Wann und in welcher Form wurden die Anlieger, insbesondere die umliegenden KITAs über die Entscheidung des Bezirksamts Hamburg-Nord informiert? Wenn dies nicht passiert ist, aus welchem Grund nicht?

Die Besucher des Spielplatzes wurden umgehend am 03.06.2019 per Aushang vor Ort informiert. Die bezirkliche Pressestelle wurde zeitgleich informiert.

 

  1. Gibt es weitere Planschbecken im Bezirksamtsbereich Hamburg-Nord? Wenn ja, wie viele und wo liegen diese? Welche davon sind noch in Betrieb?

KSP Planschbecken im Stadtpark,

KSP Schinkelstraße in Winterhude,

KSP Eppendorfer Landstr. im Haynspark in Eppendorf