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Rückbenennung der Straße „Justus-Strandes-Weg“ in „Réesweg“

Antrag

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Gremium
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02.12.2019
Sachverhalt

 

Der Regionalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel spricht

sich seit geraumer Zeit dafür aus, dass Straßen, deren Namensträger sich in der Zeit

der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika schuldig gemacht haben, umbenannt werden

sollen. Es handelt sich um Personen, die Nutznießer, Ausbeuter und Kriegsführer der

kolonialen Idee in Süd- und Ostafrika waren. Zu diesen gehört auch Justus Strandes,

nach dem der gleichnamige Weg in Ohlsdorf benannt ist. Vor diesem Hintergrund ist

sich der Regionalausschuss einig, dass auch der Justus-Strandes-Weg umbenannt

werden soll.

 

Der heutige Justus-Strandes-Weg trug bis 1938 den Namen „Réesweg“, benannt nach

dem Hamburger Reformpädagogen Anton Rée (1815 – 1891), auf dessen Initiative die

israelitische Freischule, deren Direktor er ab 1848 war, in eine konfessionsübergreifende

Realschule umgewandelt wurde. Sein Ziel war es in Hamburg allen Kindern unabhängig

von Religionszugehörigkeit und sozialer Herkunft eine gute Schulbildung zu

ermöglichen. Rée gehörte gemeinsam mit Gabriel Riesser zu den wichtigsten

Verfechtern der jüdischen Emanzipation.

 

Von 1859 bis 1871 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Von 1867 bis 1870

gehörte er dem Reichstag des Norddeutschen Bundes und von 1881 bis 1884 dem Reichstag des Deutschen Kaiserreiches an. Die Nationalsozialisten benannten die Straße 1938 um, so wie sie bereits 1933 die inzwischen Anton-Rée-Realschule aus antisemitischen Gründen

umbenannt hatten. Gerade in der aktuellen Zeit zunehmenden Antisemitismusses wäre

eine Rückbenennung des Justus-Strandes-Weges in Réesweg ein wichtiges politisches

Zeichen, dass Antisemitismus auf jeder Ebene entschieden entgegengetreten wird.

 

Soweit darauf verwiesen wird, dass es eine Beschlusslage des Ausschusses gibt, dass

Straßen, die nach Personen der deutschen Kolonialgeschichte benannt sind, nach

Opfern des Kolonialismus umbenannt werden sollen, so kann in begründeten

Einzelfällen, wie diesem, von dieser Selbstbindung selbstverständlich abgewichen

werden.

 

Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die vorgeschlagene Bezeichnung „Askari-Weg“

nicht unproblematische ist. Entgegen der häufig gehörten Einschätzung, die auch im

Ausschuss genannt wurde, sind die Askari kein Volk oder Stamm im östlichen Afrika.,

sondern es handelt sich in der ostafrikanischen Bantusprache Swahili um das Wort für

Soldat. Entsprechend wurden die afrikanischen Soldaten in den Truppen der

europäischen Kolonialmächte als Askari bezeichnet. Sie spielten eine wichtige Rolle bei

der Eroberung der Kolonien, als auch bei der Aufrechterhaltung und Durchsetzung der

Kolonialherrschaft. Zum ganz großen Teil dienten die Askari zumindest in der

Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika freiwillig und erhielten einen – für damalige

Kolonialverhältnisse – hohen Sold und anschließend eine lebenslange Rente. Die

Bundesrepublik Deutschland zahlte noch bis in die 1990er Jahre Ruhestandsbezüge an

die letzten noch lebenden Askari.

 

Vor diesem Hintergrund können die Askari nicht ohne weiteres als Opfer der deutschen

Kolonialisierung Afrikas angesehen werden. Eine Benennung des bisherigen Justus-

Strandes-Weges in Askari-Weg wäre insoweit zumindest unter dem Gesichtspunkt,

dass Opfer statt Unterstützer des deutschen Kolonialsystems mit der Straßenbenennung

geehrt werden sollen, fragwürdig.

 

Petitum/Beschluss

 

Vor diesem Hintergrund spricht sich der Regionalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-

Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel dafür aus, dass der Justus-Strandes-Weg in Ohlsdorf

wieder in Réesweg umbenannt wird und damit den Namen zurückerhält, den er bis zur

Umbenennung durch die Nationalsozialisten hatte. Die Bezirksamtsleitung wird

aufgefordert, sich beim Senat für diese Umbenennung einzusetzen.

 

 

Ralf Lindenberg

Jan-Peter Döhne

(FDP-Fraktion)