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Rennräder auf dem Friedhof Ohlsdorf

Mitteilungsvorlage Bezirksamt

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10.07.2023
Sachverhalt

 

Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über folgende Eingabe:

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich war in den letzten zwei Wochen mehrmals am späten Nachmittag auf dem Ohlsdorfer Friedhof spazieren.

Die Geschwindigkeits-Regulierung für Pkw’s ist u.a. durch die Schranke im mittleren Bereich gut gelungen.

Der Rennsport durch Fahrradfahrer scheint hingegen zugenommen zu haben.

Mir sind im Straßenbereich jeweils mehrere Dutzend Fahrräder begegnet, denen ich als Fußgänger zum Teil auf abenteuerliche Weise ausweichen musste.

Hier ist Handlungsbedarf. Ich kann ausweichen, aber wie ist das bei alten und behinderten Menschen?

Es kann nicht sein, dass die grüne Politik zu immer mehr rücksichtslosen Fahrradfahrern führt, die sich keine Regeln mehr halten.

Grundsätzlich bin ich auch wegen dieser Erfahrung für ein Fahrrad-Kennzeichen verbunden mit einer Fahrradversicherung, aber das ist an dieser Stelle wohl kein Thema.

 

Beste Grüße

 

 

 

 

 

Antwort der Hamburger Friedhöfe -AöR-:

 

Radfahrende sind immer wieder auf den Friedhöfen anzutreffen, dabei ist das Befahren der Fahrstraßen erlaubt, das Durchfahren der Grabfelder nicht. Die Zahl der Fahrradfahrenden steigt mit der Verlagerung der Pendler-Verkehre vom Autoverkehr zum Radfahren, entsprechend fahren Räder vermehrt in den Morgen- und Nachmittagsstunden.

Grundsätzlich sind diese Gäste willkommen, manche berücksichtigen dabei nicht immer, dass sie sich auf einer Fläche bewegen, die besondere Rücksichten erfordert. Es herrscht nicht bei allen der Konsens, dass die Friedhöfe zwar allen offen stehen, aber unbedingt den Trauernden dienen müssen und Orte der Ruhe und Besinnung sein sollen. Die aggressiven Durchfahrerinnen und -fahrer beschädigen oder zerstören insofern das, was sie genießen möchten.

Für die Durchfahrenden, die sich aggressiv verhalten, wie geschildert, gibt es leider keine technischen Hindernisse oder Sperren. Eine technische Sperrung der Friedhöfe, wie gefordert, ist daher weder möglich noch sinnvoll. Leider ist die Friedhofsverwaltung auch personell nicht so ausgestattet, dass sie alle missbräuchlichen Nutzungen konsequent unterbinden kann. Bedingt durch die Größe und Gestaltung der Friedhöfe ist dies nicht zu leisten. Es hängt, für alle lesbar, die Friedhofsordnung jedem der 48 Ohlsdorfer und 5 Öjendorfer Informationskästen. Das Verhalten auf dem Friedhof ist natürlich auch online abrufbar.

In der Vergangenheit haben wir mehrfach die Erfahrung gemacht, dass eine Verbotsbeschilderung wirkungslos ist. Es läuft derzeit jedoch auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein Projekt mit der Lawaetz-Stiftung, das Verhalten auf dem Friedhof mit einem veränderten Friedhofsplan und anderen Objekten auf der Fläche erkennbarer zu machen. Gerade nach den Zeiten der Pandemie mit eingeschränkten Erholungs- und Reisemöglichkeiten haben viele Menschen den Friedhof entdeckt und nutzen ihn nicht „regelgerecht“.

Wir beobachten allgemein ein Nachlassen der Empathie und des respektvollen Umgangs miteinander. Dies geschieht nicht nur auf dem Friedhof, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das durch Aktionen der Friedhofsverwaltung nicht gelöst werden kann. Was wir jedoch auf dem Friedhof im Rahmen des Möglichen versuchen können, ist, dieses Miteinander

(wieder-) herzustellen: durch Führungen, Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen. Wir versuchen damit, gegenseitige Toleranz und Empathie zu fördern.

 

 

Freundliche Grüße

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

 

 

Michael Werner-Boelz

 

Anhänge

 

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